Aschheim. Dem deutschen Finanzdienstleister Wirecard wird Bilanzfälschung vorgeworfen. Der Dax-Konzern geht jetzt in die Offensive.

Der deutsche Börsen-Star Wirecard setzt wegen schwerer Kritik an seinen Bilanzierungspraktiken jetzt zu einem Befreiungsschlag an. Der Zahlungsdienstleister will die Vorwürfe der Bilanzfälschung, die vor allem von der Wirtschaftszeitung „Financial Times“ (FT) geäußert werden, mit einer Sonderprüfung aus der Welt schaffen. Dazu wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG beauftragt, wie der Konzern am Montag mitteilte. Wirecard war vor einem Jahr in den deutschen Aktien-Leitindex Dax aufgestiegen, und zählt seitdem zu den wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften. Dort löste das Unternehmen die Commerzbank ab.

Wirecard soll Gewinn künstlich aufgebläht haben

Die Untersuchung werde unverzüglich beginnen und der Untersuchungsbericht dann auch veröffentlicht, teilte das Unternehmen aus Aschheim bei München mit. Die „FT“ hatte vergangene Woche unter Berufung auf interne Dokumente von Wirecard berichtet, dass der Konzern bei Auslandstöchtern in Dubai und Irland Umsatz und Gewinn künstlich aufgebläht habe. Der Aktienkurs des Konzerns war daraufhin abgesackt. Wirecard weist die Vorwürfe zurück. Im Vergleich zum Vorwochenschluss hat die Aktie rund 22 Prozent eingebüßt.

In der Kritik: Wirecard-Vorstandschef Markus Braun.
In der Kritik: Wirecard-Vorstandschef Markus Braun. © Reuters | Michael Dalder

Die Prüfer von KPMG hätten uneingeschränkten Zugang zu allen Informationen auf allen Konzernebenen. „Wir haben vollstes Vertrauen in die bisherigen Prüfungshandlungen und deren Ergebnisse“, sagte Aufsichtsratschef Wulf Matthias. Am Montag gehörte die Wirecard-Aktie mit einem Plus von 4,5 Prozent zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex Dax.

Regulärer Prüfer der Konzernbilanzen ist EY. „Wir gehen davon aus, dass die erneute unabhängige Prüfung dazu führt, alle weiteren Spekulationen endgültig zu beenden“, sagte Matthias. Vorstandschef Markus Braun zeigte sich überzeugt, dass durch die Untersuchung das Vertrauen in das Geschäft gestärkt werde.

Seit geraumer Zeit veröffentlicht die „FT“ kritische Berichte rund um den deutschen Finanzkonzern, die den Aktienkurs immer wieder belasten. Wirecard und die deutsche Finanzaufsicht BaFin hegen den Verdacht, dass sich sogenannte Leerverkäufer das zunutze gemacht haben. Diese setzen auf fallende Aktienkurse und versuchen, daraus Profit zu schlagen. Die BaFin hatte solche Leerverkäufe mit Wirecard-Aktien deswegen im Frühjahr für zwei Monate verboten.

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Zeitung sieht sich in Berichterstattung bestätigt

Die Zeitung selbst sieht sich durch eine von ihr in Auftrag gegebene Untersuchung von Juristen in ihrer Berichterstattung bestätigt. Die Ermittlungen der Anwaltskanzlei RPC hätten keine Hinweise darauf erbracht, dass es Absprachen zwischen Reportern und Spekulanten gegeben habe

Im Zuge von Untersuchungen musste Wirecard im Frühjahr einräumen, dass einige Geschäfte in Singapur falsch verbucht wurden, aber in deutlich geringerem Umfang als von der Zeitung suggeriert. Systematische Luftbuchungen schließt das Unternehmen aus. (aky/dpa)