Berlin. Auch nach dem Diesel-Skandal stoßen viele Autos mehr Schadstoffe aus, als Grenzwerte zulassen. Die Überschreitungen sind teils enorm.

Der Diesel-Skandal von VW beschäftigt inzwischen die Gerichte, immer wieder kamen im Anschluss von verschiedenen Herstellern Hiobsbotschaften für die Industrie. Beendet ist das Thema Grenzwertüberschreitung in der Branche aber offenbar immer noch nicht. Das berichtet der RBB, dem Unterlagen des Kraftfahrt-Bundesamtes vorliegen.

Demnach überschritten im „Schadstoff-Anti-Doping-Test“ im realen Fahrbetrieb immer wieder Fahrzeuge die gesetzlichen Grenzwerte. Fazit: Zahlreiche Diesel-Autos sind immer noch Dreckschleudern

Dem RBB-Bericht zufolge überschritten 65 Prozent der getesteten Modelle die für ihre jeweilige Schadstoffklasse zulässigen Stickoxid-Grenzwerte. Betroffen seien zahlreiche Marken, etwa VW, Subaru, Audi, Mercedes, Fiat, Porsche, Nissan, Kia und BMW.

„Auffällig ist, dass darunter auch zahlreiche Fahrzeugtypen sind, die die moderne Schadstoffklasse Euro 6 erfüllen sollen“, heißt es in der Mitteilung des Senders zu den Grenzwertüberschreitungen. „Die Tests wurden an mehr als 80 ausgewählten Fahrzeugtypen im realen Fahrbetrieb unter unterschiedlichen Wetterbedingungen durchgeführt.“

Einige Erkenntnisse aus den Tests:

  • Das Fahrzeug mit den höchsten Stickoxid-Emissionen im Test war demnach ein VW-Touareg 3.0 TDI der Schadstoffklasse Euro 5
  • Ein Nachfolgemodell dieses Typs der Klasse 6dTemp wiederum gehört zu den saubersten getesteten Autos
  • Unter den Euro 6-Fahrzeugen hatte der Subaru Outback 2.0 die höchsten Stickoxid-Ausstöße, gefolgt vom Mini-SUV Fiat 500x, dem Lieferwagen Fiat Ducato 2,3, dem Audi-A6 Avant 3,0 TDI und dem Porsche Macan V6 3,0 TDI
  • Deren Stickstoff-Emissionen überschreiten die Grenzwerte wie zahlreiche andere Euro 6-Fahrzeuge um ein Vielfaches.

Unter den Autos, die die Grenzwerte toppen, sind laut „RBB“ auffällig viele SUVs – die sich weiterhin hervorragend verkaufen, wohl auch, weil vielen Reichen umweltfreundliches Reisen schlicht egal ist. Auch etliche Lieferwagen und hochmotorisierte Limousinen seien betroffen. Deutlich wird aber auch, dass hochmotorige Fahrzeuge nicht unbedingt Dreckschleudern sein müssen: Fahrzeuge der Schadstoffklassen 6c und 6dTemp schnitten in den Tests des Kraftfahrtbundesamts gut ab.

Der Sender hat einen langen Weg hinter sich gebracht, um Einsicht in die Daten zu bekommen – ein Jahr lang dauerten die Bemühungen, die erst mit juristischen Mitteln und auf Berufung auf das Umweltinformationsgesetzes vorgelegt wurden.

Der VW-Dieselskandal beschäftigt das Landgericht Braunschweig – es soll weitere Ermittlungen geben. Die Wolfsburger hatten nach der Dieselaffäre Schadensersatz von Bosch verlangt. Auch Daimler sah sich Manipulationsvorwürfen ausgesetzt. (ses)