Berlin. Halbzeit für Frank-Walter Steinmeier im Amt des Bundespräsidenten. Kann er sich als „Verteidiger der Demokratie“ weiter profilieren?

Frank-Walter Steinmeier schipperte am Mittwoch auf einem Dampfer voller Diplomaten die Mosel hinab. Der Bundespräsident hatte 150 Missionschefs aus aller Herren Länder eingeladen, ihre feinen Residenzen, Botschaften und Büros in Berlin für einen Tag zu verlassen. An Bord des Ausflugsdampfers „Wappen von Cochem“ erinnerte Steinmeier auf der Fahrt von Traben-Trarbach flussabwärts nach Bernkastel-Kues an Johann Wolfgang von Goethe, der einst auf der Mosel um sein Leben fürchtete.

1792 war das. Der Dichterfürst kam aus Frankreich, sein Schiff geriet in Not. Goethe eilte zum Kapitän, der ihm keine Linderung verschaffte: „Der wackere Mann versicherte, er wisse weder, wo er sei, noch wohin er steuern solle“, schrieb Goethe. Nun wähnt Steinmeier die Republik und die internationale Gemeinschaft seit Längerem in ähnlich schweren Fahrwassern.