Stuttgart. Der Volocopter soll in den kommenden Jahren als Flugtaxi in Deutschland unterwegs sein. Der Premierenflug lief aber ohne Passagiere.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würde auf jeden Fall einsteigen, Daimler-Chef Ola Källenius will damit die Staus in Städten verringern. Am Samstag flog ein als mögliches Flugtaxi gedachter Ultraleicht-Hubschrauber des Bruchsaler Start-ups Volocopter erstmals vor Publikum in einer europäischen Stadt.

„Natürlich wäre das auch für mich ein optimales Gerät“, sagte Kretschmann. Der Ultraleicht-Hubschrauber, der mit seinen 18 Rotoren aussieht wie eine Mischung aus Hubschrauber und Drohne, wird mit Strom angetrieben, verursacht also in der Stadt keine Abgase und ist deutlich leiser als normale Helikopter.

Bei dem Test drehte das Fluggerät gut vier Minuten lang vor dem Mercedes-Museum seine Runden. Der Volocopter flog dabei ohne Passagiere. Ein Pilot steuerte das Fluggerät vom Boden aus auf gut 30 Meter Höhe und blieb etwa 100 Meter vor den etwa 12.500 Zuschauern in der Luft stehen.

Große Konkurrenz für Volocopter als Flugtaxi

Deutschlandweit wird an Flugtaxis gearbeitet: So hat das fünfsitzige elektrische Flugtaxi Lilium Jet im Mai in Oberpfaffenhofen seinen Jungfernflug erfolgreich absolviert. Das Start-up hat einen prominenten Investor und Fürsprecher: Frank Thelen. Der Juror aus der Investment-Show „Die Höhle der Löwen“ sieht Flugtaxis als wichtigen Teil der modernen Mobilität.

Die Höhle der Löwen - Das sind die No-Gos für Juror Frank Thelen

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    Der Flugzeugbauer Airbus hat kurz davor in Donauwörth seinen viersitzigen elektrischen City-Airbus mit vier Rotoren erstmals in die Luft gebracht. Forscher der RWTH und der Fachhochschule Aachen wollen bis 2024 ihr elektrohybrides Kleinflugzeug Silent Air Taxi in Betrieb nehmen.

    Daimler-Chef Källenius hält fliegende Taxis für eine Lösung der städtischen Verkehrsprobleme. Er sei überzeugt, dass das Stauproblem auf bestimmten Strecken auf diese Art und Weise gelöst werden könne, sagte er. Der Autobauer ist an dem Start-up beteiligt. Auch Daimlers chinesischer Großaktionär Geely ist jüngst über eine Finanzierungsrunde bei Volocopter eingestiegen. Bisher hat das Start-up 85 Millionen Euro von Investoren eingesammelt.

    Für Flüge mit Passagieren fehlt Volocopter die Genehmigung

    Wann allerdings tatsächlich Flugtaxis in deutschen Innenstädten unterwegs sein werden, ist noch völlig offen. Firmenchef Florian Reuter rechnet damit in den kommenden zwei bis drei Jahren. Der Flughafen Frankfurt prüft gemeinsam mit Volocopter, wie das drohnenähnliche Verkehrsmittel in den Flughafenbetrieb integriert werden kann. Für einen kommerziellen Betrieb mit Passagieren – auch mit Pilot – fehlt Volocopter bislang noch die Genehmigung. Als Nächstes sind Testflüge in Singapur geplant.

    Experten der Unternehmensberatung Horváth und Partner rechnen schon 2025 damit, dass Flugtaxis in großen Städten auf ersten festgelegten Routen Passagiere transportieren. Mit autonomen Flügen ohne Pilot rechnen die Experten erst 2035. Bis dahin müsste es einen gesetzlichen Rahmen für solche pilotenlosen Flüge geben.

    Der Flug in Stuttgart war Teil eines Forschungsprojekts der Stuttgarter Hochschule für Technik. Ziel ist es unter anderem herauszufinden, was ein möglicher 15-minütiger Taxiflug von der Innenstadt zum Flughafen Stuttgart einmal kosten darf. Dabei gehen die Forscher auch der Frage nach, wer sich überhaupt einem Taxiflieger ohne Pilot anvertrauen würde. Erste Ergebnisse sollen schon im Oktober veröffentlicht werden. (dpa)