Hamburg. Gruner + Jahr kündigte einen Neubau an – aber es geht langsam voran. Geschäftlichen Ärger hat der Verlag unterdessen in Frankreich.

Dass Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel von dem Entwurf ihres neuen Verlagshauses höchst angetan sein würde, war zu erwarten. Als am 27. September 2018 die Pläne des Londoner Architekturbüros Caruso St. John für das Areal in der Hamburger HafenCity vorgestellt wurden, sagte sie, hier werde „ein Gebäude von nachhaltiger Klasse“ entstehen, „ein Musterbeispiel für Unternehmensarchitektur“.

Aber auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing lobte: „Es ist ein Haus wie ein guter Anzug, der mit dem Tragen immer besser wird.“

Ein knappes Jahr ging ins Land. Geschehen ist seither – nichts. Noch nicht einmal eine Baugrube wurde ausgehoben.

G+J mit Neubau: Beginn sollte 2019 sein – das wird nichts

Dabei hatte G+J den Baubeginn für 2019 angekündigt. Nun lässt ein Verlagssprecher durchblicken, dass erst 2020 gebaut werden wird. Und zwar wohl nicht vor dem zweiten Quartal: Aus internen Unterlagen geht hervor, dass der letzte Bauantrag erst am 20. April 2020 eingereicht werden soll.

Man habe sich mit der Planung Zeit gelassen, sagt der Sprecher. Spekulationen, in die neuen Räumlichkeiten würde noch ein zweites Unternehmen einziehen, weshalb die Planungen länger dauerten, dementiert er.

In dem Neubau werden G+J 44.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Bisher residiert der Verlag am Hamburger Baumwall auf 70.000 Quadratmetern. Dennoch ist nach Angaben des Sprechers kein Personalabbau geplant. Dank „neuer Formen der Zusammenarbeit“ gäbe es für alle Mitarbeiter in dem Neubau genug Platz.

Der Verlag ist auf Schrumpfkurs, stößt einiges ab

Dabei ist G+J schon lange auf Schrumpfkurs – allerdings vor allem außerhalb Hamburgs. Gerade erst veräußerte man die Mehrheitsbeteiligung an der Motor-Presse Stuttgart („Auto Motor Sport“). Seit Jahren ist der Umsatz rückläufig, weil sukzessive fast alle Auslandstöchter abgestoßen wurden.

Der Wettbewerber Bauer Media („TV Movie“, „Bravo“) soll an deutschen G+J-Titeln ebenso interessiert sein wie an der letzten großen G+J-Auslandstochter, der französischen Prisma Media. Ein Bauer-Sprecher mag das nicht kommentieren. Sein G+J-Kollege sagt, weder Prisma Media noch deutsche Titel stünden zum Verkauf.

Wie steht es um Prisma Media?

Laut des Geschäftsberichts der G+J-Mutter Bertelsmann hatte Prisma Media 2018 „einen starken Umsatz- und Ergebnisrückgang“ zu verzeichnen. Französische Blätter schreiben, Prisma Media habe für das 2018 an den Verleger Georges Ghosn verkaufte Boulevardmagazin „VSD“ nur einen Euro bekommen.

Zudem habe die G+J-Tochter dem Käufer zwei Millionen Euro für notwendige Restrukturierungen überweisen müssen. Dennoch ging „VSD“ diesen Monat pleite. Ghosn sprach von „Unregelmäßigkeiten“, von „Löchern in den Kassen“ und drohte Prisma Media mit Klage. Der G+J-Sprecher nennt die Vorwürfe des Verlegers „komplett haltlos“.

Neues in der Relotius-Affäre: Geyer muss gehen

Der „Spiegel“ hat dem einstigen Leiter seines Gesellschaftsressorts, Matthias Geyer, gekündigt. Geyer war direkter Vorgesetzter von Claas Relotius, jenes ehemaligen „Spiegel“-Redakteurs, der mehr als 50 Artikel erfand. Gegen seine Kündigung geht Geyer juristisch vor.

Am Dienstag gibt es in der Sache eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Hamburg. Die Kündigung, zu der der „Spiegel“ sich nicht äußern will, hängt offenbar mit dem Fall Relotius zusammen. Geyer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.