Berlin. Die Wartezeit auf Arzt-Termine verlängert sich. Vor allem Privatpatienten spüren das. Krankenhäuser übernehmen oft die Akutversorgung.

Immer mehr Patienten müssen lange auf einen Arzt-Termin warten. Die Zeit, die sie im Wartezimmer der Praxis zubringen, hat sich dagegen nicht verändert. Das zeigt die neueste Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), für die mehr als 6000 Menschen über ihre Erfahrungen beim Arzt berichtet haben.

Ein weiteres Ergebnis der jedes Jahr stattfindenden Untersuchung: Privatpatienten werden zwar nach wie vor gegenüber Kassenversicherten bevorzugt. Die Unterschiede werden aber geringer. „Die Unterschiede bei den Wartezeiten auf einen Termin waren bei gesetzlich und privat Versicherten nie so gravierend, wie gerne kolportiert wird“, kommentierte der Chef der KBV, Andreas Gassen, das Ergebnis.

Arzt-Termine: 38 Prozent müssen länger als drei Tage warten

Auf die Frage, wie lange sie auf ihren letzten Termin beim Arzt warten mussten, gaben 29 Prozent aller befragten Patienten an, sie hätten den Termin „sofort“ bekommen. Dieser Wert ist seit Jahren stabil. Auch der Anteil der Patienten, die ohne Termin in die Praxis gingen und dann behandelt wurden, hat sich gegenüber vergangenen Befragungen kaum verändert. Er liegt aktuell bei 14 Prozent.

Neu ist, dass immer mehr Patienten sagen, sie hätten länger als drei Tage auf den Termin warten müssen. Aktuell sind dies 38 Prozent der Befragten. Bei der Befragung der KBV vor elf Jahren gaben noch 31 Prozent diese Antwort.

Ein Grund für diese Verschiebung ist, dass immer mehr Patienten richtig lange warten mussten: In diesem Jahr sagten 15 Prozent, sie hätten mehr als drei Wochen auf den Termin warten müssen. Vor elf Jahren waren es nur neun Prozent. Besonders bei Fachärzten ist es schwer, Termine zu bekommen. Fast jeder dritte Befragte musste mehr als drei Wochen warten.

Nur ein kleiner Teil der Patienten findet Wartezeit zu lang

Aber: Nur ein relativ kleiner Teil der Patienten beschwert sich darüber. Nur 20 Prozent der Befragten, die mindestens einen Tag auf den Termin warten mussten, antworteten, das sei zu lang gewesen. Dieser Wert ist seit Jahren ziemlich unverändert.

Sitzen die Patienten in der Praxis, kommen sie in der Regel schnell an die Reihe. 71 Prozent der Befragten gab an, maximal eine halbe Stunde gewartet zu haben, bis sie aufgerufen wurden. Dieser Wert hat sich in den vergangenen Jahren nicht geändert.

Die Frage, ob Privatpatienten im Vergleich zu den Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen bevorzugt werden, ist inzwischen nicht mehr so einfach zu beantworten. Grundsätzlich bekommen Privatpatienten noch immer schneller einen Termin. Der Unterschied zu den Kassenpatienten ist aber nicht mehr so groß wie vor einigen Jahren.

Privatpatienten müssen immer länger warten

Aktuell sagen 29 Prozent der Kassenversicherten und 30 Prozent der Privatpatienten, sie würden ohne Wartezeit einen Arzttermin bekommen. Vor elf Jahren waren es 30 Prozent der Kassenversicherten und 39 Prozent der Privatpatienten. Inzwischen müssen auch zwölf Prozent der Privatpatienten mehr als drei Wochen auf einen Termin warten. Vor elf Jahren waren es nur fünf Prozent.

Der Grund dafür sei „simpel“, sagt KBV-Chef Gassen: „Arztzeit wird immer knapper.“ In Deutschland könne jeder ungehindert zu jedem Arzt gehen, gleichzeitig gebe es aber steigenden medizinischen Bedarf. Das führe zwangsläufig zu einer höheren Nachfrage.

Immer mehr gehen mit akuten Problemen ins Krankenhaus

Grundsätzlich stellen die Patienten den Medizinern ein gutes Zeugnis aus. 91 Prozent gaben an, sie hätten ein „gutes“ oder „sehr gutes“ Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt. Auch die Versorgung mit Ärzten wird überwiegend nicht als Problem angesehen.

Während es fast überall genügend Hausärzte gibt, fehlen in einigen Gegenden Fachärzte. Vor allem in Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern geben ein Viertel der Befragten an, dass es ein Problem sei, dass nicht genügend Fachärzte vor Ort seien.

Sehr deutlich zeigt die Umfrage auch, dass immer mehr Menschen bei akuten gesundheitlichen Problemen in ein Krankenhaus gehen. Inzwischen sagen 42 Prozent der Befragten, sie würden sich nachts oder am Wochenende an ein Krankenhaus wenden.

Vor 13 Jahren waren es noch 29 Prozent. Während sich damals noch 15 Prozent der Befragten in einer akuten Notlage an ihren Hausarzt wandten, sind es heute nur noch drei Prozent. Auch dort stößt man längst an Grenzen. Gesundheitsminister Jens Spahn will deshalb die Notfallversorgung reformieren.