Washington. Nach dem Datenschutz-Skandalen muss Facebook fünf Milliarden Dollar zahlen. Außerdem soll es ein neues Datenschutz-Gremium geben.

Fünf Milliarden Dollar wird Facebook nach den Datenschutz-Skandalen der vergangenen Jahre zahlen, um Ermittlungen von US-Behörden zu beenden, das wurde diesen Mittwoch bekannt gegeben.

Zugleich setzte die Handelsaufsicht FTC weitere Auflagen wie Datenschutz-Kontrollen über die nächsten 20 Jahre durch. Facebook betonte, dass der Datenschutz künftig stärker in allen Bereichen des Online-Netzwerks berücksichtigt wird.

Als eine der Maßnahmen soll im Verwaltungsrat des Online-Netzwerks ein zusätzliches Gremium zur Datenschutz-Aufsicht eingerichtet werden. Dies solle Gründer und Chef Mark Zuckerberg die bisherige „uneingeschränkte“ Machtfülle bei Datenschutz-Entscheidungen nehmen, erklärte die FTC am Mittwoch.

Zudem solle ein unabhängiger Datenschutzprüfer die Arbeit der Online-Plattform überwachen. Diesen Prüfer kann Facebook zwar selbst aussuchen, der Kandidat muss allerdings von der FTC bestätigt werden. Er kann von der Behörde auch abberufen werden, berichtet das Technik-Portal „Techcrunch“. Der Prüfer berichtet an das neu geschaffene Gremium sowie an die US-Handelsbehörde.

Facebook: Datenschutz soll stärker überwacht werden

Das Gremium werde vierteljährlich zusammenkommen, teilte Facebook mit. In diesem Rhythmus muss das soziale Netzwerk auch an die US-Behörde zum Thema Datenschutz berichten. Außerdem soll Facebook den Datenschutz bei Apps anderer Anbieter auf der Plattform stärker überwachen und bei Verstößen konsequenter gegen sie vorgehen.

Facebook soll Bußgeld in Milliardenhöhe zahlen

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    Dem Online-Netzwerk wurde darüber hinaus auch untersagt, für Sicherheitsfunktionen gesammelte Telefonnummern zur Personalisierung von Werbung zu verwenden. Für Facebook ist eine Strafe in dieser Größenordnung leicht zu verdauen.

    Besserer Datenschutz bei Facebook – Das wichtigste in Kürze:

    • Facebook zahlt nach Aufforderung der US-Handelsaufsicht FTC eine Milliardenstrafe
    • Das Unternehmen muss künftig vierteljährlich zum Datenschutz berichten
    • Ein unabhängiger Datenschutzprüfer soll Facebooks Arbeit zusätzlich überwachen

    Bereits im ersten Quartal hatte Facebook dafür drei Milliarden Dollar zurückgestellt. In dem Vierteljahr gab es immer noch 2,43 Milliarden Dollar Gewinn. Schon damals hatte das Unternehmen geschätzt, dass die Zahlung auf fünf Milliarden Dollar hinauslaufen könnte.

    Ermittlungen nach Skandal um Cambridge Analytica aufgenommen

    Die FTC segnete die Vereinbarung mit Facebook mit den Stimmen der drei republikanischen Kommissionsmitglieder ab. Die beiden Demokraten hatten sich stattdessen dafür ausgesprochen, mit den gesammelten Erkenntnissen vor Gericht zu ziehen. Die Einigung schränkt nicht ein, welche Daten Facebook sammeln kann.

    Die Handelsbehörde, die in den USA für den Verbraucherschutz zuständig ist, hatte die Ermittlungen nach Ausbruch des Skandals um Cambridge Analytica aufgenommen. Dabei kam sie auch zu dem Schluss, dass Facebook gegen die Auflagen aus einer Vereinbarung mit der FTC aus dem Jahr 2012 verstoßen hatte.

    Damals verpflichtete sich das Online-Netzwerk nach früheren Datenschutz-Verstößen unter anderem, keine Daten von Nutzern ohne deren Zustimmung an andere weiterzugeben. Im Fall Cambridge Analytica hatte der App-Entwickler Aleksandr Kogan vor mehreren Jahren bei einer Umfrage gesammelte Daten von Facebook-Nutzern an die Datenanalyse-Firma weitergegeben.

    Datenschutz-Risiken sollen minimiert werden

    Facebook wusste bereits seit Ende 2016 davon, gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien, und informierte die betroffenen Nutzer nicht. Der Vorfall wurde erst im Frühjahr 2018 öffentlich, daraus wurde schnell die bisher größte Krise für Facebook.

    • Hintergrund Datenschutz: FaceApp-Macher: Die meisten Bilder werden wieder gelöscht

    Das Online-Netzwerk betonte nun, die neuen Datenschutz-Zusagen gingen über die rechtlichen Anforderungen in den USA hinaus. Es gehe unter anderem darum, Datenschutz-Risiken von Anfang an zu minimieren und mehr technische Kontrollen einzuführen.

    Als Teil dieses Neuanfangs werde man auch aktuelle Systeme auf den Prüfstand stellen. „Wir gehen davon aus, dass dieses Verfahren Probleme ans Licht bringen wird“ - das sei auch das Ziel.

    Auch für Cambridge Analytica gibt es Konsequenzen

    Ein Nachspiel hat der Fall auch für Cambridge Analytica: Die Firma wurde von der FTC verklagt, weil sie Nutzer falsch über die Datensammlung informiert habe.

    Mit App-Entwickler Kogan und dem langjährigen Cambridge-Analytica-Chef Alexander Nix ging die FTC Vergleichsvereinbarungen ein. Ihnen wird unter anderem auferlegt, alle dabei gesammelten Daten zu löschen.

    Facebook zahlt auch 100 Millionen Dollar an die US-Börsenaufsicht SEC, die dem Online-Netzwerk vorwarf, Anleger zu spät über den Datenschutz-Skandal informiert zu haben.

    Bereits Mitte Juli hatten Insider davon berichtet, dass Facebook wegen Datenschutz-Verstößen fünf Milliarden zahlen muss. (dpa/msb)