Berlin. Wie lange bleibt der umstrittene Wirkstoff Glyphosat in der EU noch erlaubt? Ministerin Julia Klöckner hat einen Zeitraum genannt.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erwartet ein Ende des Glyphosat-Einsatzes in der Europäischen Union ab spätestens 2022. „Es ist nicht davon auszugehen, dass es nach 2022 noch eine Mehrheit für eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gibt“, sagte die CDU-Politikerin dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Vorher sei aber wenig zu machen.

Der Wirkstoff steht im Verdacht, krebserregend zu sein, und schadet Studien zufolge als sogenanntes Totalherbizid der Artenvielfalt. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte wiederholt argumentiert, dass ein nationaler Verbots-Alleingang gegen EU-Recht verstoße, weil die EU-Staaten die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters bis Ende 2022 verlängert hatten.

Glyphosat: Grüne werfen Klöckner „fadenscheinige Ausreden“ vor

Die Grünen haben Julia Klöckner für ihren Umgang mit Glyphosat scharf kritisiert. „Julia Klöckner sollte endlich agieren statt lamentieren. Sie muss die nationalen Zulassungen für Glyphosatprodukte zurücknehmen und die private Anwendung des Mittels beenden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Oliver Krischer, unserer Redaktion. „Andere europäische Länder gehen voran und packen den Glyphosat-Ausstieg schon jetzt an, aber die deutsche Landwirtschaftsministerin verliert sich in fadenscheinigen Ausreden.“

Ein Sprecher ihres Ministeriums sagte zu Monatsbeginn, der deutsche Ausstieg werde „wie im Koalitionsvertrag vereinbart“ erfolgen, „schrittweise bis spätestens 2023“. „Den größten Teil der Anwendungen werden wir schon deutlich früher beenden. Dabei werden wir uns an geltendes EU-Recht halten.“

Glyphosat: Österreich hat es als erstes Land in der EU verboten

Österreich hatte Anfang Juli als erstes Land in der EU den Einsatz von Glyphosat verboten. Es ist umstritten, ob das mit dem EU-Recht vereinbar ist. Die deutsche Bundesregierung will voraussichtlich im September ein Konzept zum Umgang mit Glyphosat präsentieren. Vor mehr als einem Jahr hatte Klöckner Vorschläge gemacht, auch Schulze hat Pläne vorgelegt. Zwischen ihren Ministerien ist das Thema heftig umstritten.

Das Mittel Glyphosat ist schon lange umstritten. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung ist Glyphosat aber bei richtiger Anwendung sicher. Die Deutsche Bahn gehört zu den größten Glyphosat-Abnehmern – der Konzern sucht aber Alternativen. (dpa/gau/hip)

Quelle: Tagesspiegel am Sonntag