Washington. US-Präsident Trump will am Dienstag offiziell seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit ankündigen. Seine Bilanz ist durchwachsen.

Am Dienstag soll es amtlich werden. Donald Trump will in der Amway-Arena in Orlando/Florida vor 20.000 Anhängern offiziell seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus bekanntgeben. Im Mittelwert relevanter Meinungsforschungs-Institute ist der New Yorker Geschäftsmann der unbeliebteste Commander-in-Chief seit Jahrzehnten. Stabil sind nur 40 Prozent mit seiner Amtsführung zufrieden.

Gleichwohl geben dem 73-Jährigen aktuell 54 % der Amerikaner solide Chancen auf eine Wiederwahl. 41 % glauben an seine Niederlage. Warum das so ist, liegt für Trump auf der Hand: “Keine Regierung hat in den ersten zwei Jahren mehr getan als meine.” Aus Trumps Sicht geht es Amerika heute so gut wie noch nie in ihrer über 240-jährigen Geschichte.

Dass eine Armada von Experten dieser Deutung widerspricht, dass mehrere potenzielle demokratische Herausforderer (allen voran Joe Biden) in Umfragen deutlich vor ihm liegen, hält Trump für den Ausdruck von Gehässigkeit. Oder “fake news”. Aber wie sieht die Bilanz gemessen an den Worten Trumps denn nun aus? Trump hat mit manchen Ankündigungen ernst gemacht und den Kurs Amerikas radikal neu justiert. Viele Vorhaben blieben jedoch bisher unverwirklicht. Oder zeigen durchwachsene Auswirkungen. Eine Übersicht:

Wirtschaft und Arbeitsmarkt:

Seit Trump im Amt ist, sind rund vier Millionen neue Jobs entstanden. Es ist die Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung, die nach der Finanzkrise 2008/2009 Vorgänger Barack Obama einleitete. Trumps Steuergeschenke an Unternehmen und massive Deregulierung haben den Trend beschleunigt. Mit 3,6 Prozent war die Erwerbslosenquote zuletzt so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Viele Konzerne, vor allem Banken, melden Rekordgewinne.

Durch protektionistische Eingriffe bei Stahl und Aluminium (Strafzölle) sind einige tausend Industrie-Arbeitsplätze zurückgekehrt. Die Löhne stiegen um bis zu drei Prozent an. Die Börsen jubeln; in der Regel. Aber: Trumps Mehr-Fronten-Handelskrieg verdunkelt das Bild. Die milliardenschweren Strafzölle auf Importe aus China wirken wie eine Extra-Steuer für US-Verbraucher.

Das sind die US-Präsidenten seit 1945

Joseph
Joseph "Joe" Robinette Biden Jr.: Der Demokrat hatte bereits unter Barack Obama als Vize-Präsident gedient. Nach einem schmutzigen Wahlkampf vonseiten des Republikaners Donald Trump setzte sich Biden im Herbst 2020 deutlich gegen seinen Kontrahenten durch. Trump warf Biden vor, die Wahl gefälscht zu haben - legte aber nie Beweise dafür vor. Trumps wütende Anhänger griffen daraufhin am 6. Januar 2021 das Kapitol an. Biden ist seit seiner Vereidigung am 20. Januar 2021 der 46. Präsident der USA. An seiner Seite: Die erste Vizepräsidentin, die außerdem eine Schwarze ist - die Juristin Kamala Harris. © Bernd von Jutrczenka/dpa
Am 9. November 2016 ist der Republikaner Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt worden. Im Rennen um das Weiße Haus hat sich der Milliardär gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton durchgesetzt. Keiner hat soviel Aufmerksamkeit erregt, keiner wird so häufig parodiert, so innig geliebt und so leidenschaftlich gehasst, wie der Sohn eines Immobilienmoguls und Enkel eines deutschen Auswanderers. Sein Credo: „Dies ist kein Wahlkampf, dies ist eine Bewegung.“
Am 9. November 2016 ist der Republikaner Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt worden. Im Rennen um das Weiße Haus hat sich der Milliardär gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton durchgesetzt. Keiner hat soviel Aufmerksamkeit erregt, keiner wird so häufig parodiert, so innig geliebt und so leidenschaftlich gehasst, wie der Sohn eines Immobilienmoguls und Enkel eines deutschen Auswanderers. Sein Credo: „Dies ist kein Wahlkampf, dies ist eine Bewegung.“ © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Barack Obama war der 44. Präsident der Vereinigten Staaten – und der erste afro-amerikanische Regierungschef. Er war von 2009 bis 2017 im Amt. Zu Beginn seiner Amtszeit brachte er ein großes Konjunkturprogramm an den Start, später ermöglichte er vielen Bürgern mit der Gesundheitsreform, die auch „Obamacare“ genannt wird, Zugang zu einer Krankenversicherung. Für „außergewöhnliche Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“ erhielt Obama 2009 den Friedensnobelpreis. 2012 wurde Obama für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Barack Obama war der 44. Präsident der Vereinigten Staaten – und der erste afro-amerikanische Regierungschef. Er war von 2009 bis 2017 im Amt. Zu Beginn seiner Amtszeit brachte er ein großes Konjunkturprogramm an den Start, später ermöglichte er vielen Bürgern mit der Gesundheitsreform, die auch „Obamacare“ genannt wird, Zugang zu einer Krankenversicherung. Für „außergewöhnliche Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“ erhielt Obama 2009 den Friedensnobelpreis. 2012 wurde Obama für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. © imago/UPI Photo | imago stock&people
George W. Bush war erst knapp acht Monate im Amt, als es zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 kam. Bush, der von 2001 bis 2009 amtierte, rief den „Krieg gegen den Terror“ aus. US-Militärs griffen im Irak und in Afghanistan ein, mit dem „Patriot Act“ wurden Bürgerrechte zugunsten einfacherer Terrorabwehr eingeschränkt. Gegen Ende seiner Präsidentschaft rutschten die USA in die größte Finanzkrise seit 1929 – einige Banken müssen nach dem Platzen der Immobilienblase Insolvenz anmelden.
George W. Bush war erst knapp acht Monate im Amt, als es zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 kam. Bush, der von 2001 bis 2009 amtierte, rief den „Krieg gegen den Terror“ aus. US-Militärs griffen im Irak und in Afghanistan ein, mit dem „Patriot Act“ wurden Bürgerrechte zugunsten einfacherer Terrorabwehr eingeschränkt. Gegen Ende seiner Präsidentschaft rutschten die USA in die größte Finanzkrise seit 1929 – einige Banken müssen nach dem Platzen der Immobilienblase Insolvenz anmelden. © imago stock&people | imago stock&people
Unter Bill Clinton, dem 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten, näherten sich die USA weiter an ihre ehemaligen Erzfeinde aus China und Russland an. Außerdem setzte Clinton viel Energie auf die Entschuldung seines Landes. Unter ihm unterzeichneten die USA das Kyoto-Protokoll, das erstmals den Klimaschutz völkerrechtlich bindend machte. Die letzten Jahre seiner zwei Amtszeiten (1993 bis 2001) wurden überschattet durch seine Affäre mit Monica Lewinsky und den Crash der Börsenkurse der New Economy. Wegen der Lewinsky-Affäre wurde gegen ihn sogar ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, das er aber überstand.
Unter Bill Clinton, dem 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten, näherten sich die USA weiter an ihre ehemaligen Erzfeinde aus China und Russland an. Außerdem setzte Clinton viel Energie auf die Entschuldung seines Landes. Unter ihm unterzeichneten die USA das Kyoto-Protokoll, das erstmals den Klimaschutz völkerrechtlich bindend machte. Die letzten Jahre seiner zwei Amtszeiten (1993 bis 2001) wurden überschattet durch seine Affäre mit Monica Lewinsky und den Crash der Börsenkurse der New Economy. Wegen der Lewinsky-Affäre wurde gegen ihn sogar ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, das er aber überstand. © imago stock & people | imago stock & people
George Bush war von 1989 bis 1993 US-Regierungschef. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sprach er sich unter anderem für die deutsche Wiedervereinigung aus. Er ordnete auch die Operation „Desert Storm“ an – den zweiten Golfkrieg. Letztendlich stolperte er bei dem Kampf zur Wiederwahl darüber, dass er entgegen seiner Wahlkampfversprechen Steuererhöhungen durchgesetzt hatte.
George Bush war von 1989 bis 1993 US-Regierungschef. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sprach er sich unter anderem für die deutsche Wiedervereinigung aus. Er ordnete auch die Operation „Desert Storm“ an – den zweiten Golfkrieg. Letztendlich stolperte er bei dem Kampf zur Wiederwahl darüber, dass er entgegen seiner Wahlkampfversprechen Steuererhöhungen durchgesetzt hatte. © imago stock & people | imago stock & people
Der erklärte Antikommunist Ronald Reagan fuhr außenpolitisch eine harte Linie. Im Kalten Krieg setzte der 40. US-Präsident auf eine massive Aufrüstung und ordnete die Invasion auf Grenada an. Er kurbelte die US-Wirtschaft erfolgreich an, allerdings auf Kosten eines sehr großen Haushaltsdefizits. Seine Amtszeit dauerte vom 20. Januar 1981 bis zum 20. Januar 1989.
Der erklärte Antikommunist Ronald Reagan fuhr außenpolitisch eine harte Linie. Im Kalten Krieg setzte der 40. US-Präsident auf eine massive Aufrüstung und ordnete die Invasion auf Grenada an. Er kurbelte die US-Wirtschaft erfolgreich an, allerdings auf Kosten eines sehr großen Haushaltsdefizits. Seine Amtszeit dauerte vom 20. Januar 1981 bis zum 20. Januar 1989. © imago stock & people | imago stock & people
Jimmy Carter, der vom 20. Januar 1977 bis zum 20. Januar 1981 US-Präsident war, legte seinen Fokus außenpolitisch vor allem auf den Nahen Osten und Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion. Innenpolitisch engagierte er sich besonders in der Bildungs- und Umweltpolitik, konnte die Wirtschaftskrise der USA jedoch nicht beenden. Nach seiner Präsidentschaft setzte sich Carter für Menschenrechte ein, was ihm 2002 den Friedensnobelpreis einbrachte.
Jimmy Carter, der vom 20. Januar 1977 bis zum 20. Januar 1981 US-Präsident war, legte seinen Fokus außenpolitisch vor allem auf den Nahen Osten und Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion. Innenpolitisch engagierte er sich besonders in der Bildungs- und Umweltpolitik, konnte die Wirtschaftskrise der USA jedoch nicht beenden. Nach seiner Präsidentschaft setzte sich Carter für Menschenrechte ein, was ihm 2002 den Friedensnobelpreis einbrachte. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Gerald Ford ist der bisher einzige US-Präsident, der nicht gewählt oder bestätigt wurde. Er rückte am 20. Januar 1969 für den zurückgetretenen Richard Nixon ins Amt. Auch sein Vorgänger als Vizepräsident, Spiro Agnew, war zurückgetreten - wegen einer Korruptionsaffäre. Ford begnadigte Nixon für alle seine im Amt begangenen Vergehen, was ihm viel Kritik einbrachte. Außerdem ordnete er den kompletten Rückzug der US-Truppen aus Vietnam an. Seine Wiederwahl scheiterte, am 20. Januar 1977 schied er aus dem Amt.
Gerald Ford ist der bisher einzige US-Präsident, der nicht gewählt oder bestätigt wurde. Er rückte am 20. Januar 1969 für den zurückgetretenen Richard Nixon ins Amt. Auch sein Vorgänger als Vizepräsident, Spiro Agnew, war zurückgetreten - wegen einer Korruptionsaffäre. Ford begnadigte Nixon für alle seine im Amt begangenen Vergehen, was ihm viel Kritik einbrachte. Außerdem ordnete er den kompletten Rückzug der US-Truppen aus Vietnam an. Seine Wiederwahl scheiterte, am 20. Januar 1977 schied er aus dem Amt. © imago stock&people | imago stock&people
Richard Nixon, der vom 20. Januar 1969 bis zum 9. August 1974 im Amt war, ist der bis heute einzige US-Präsident, der zurückgetreten ist. Unter ihm fand der Vietnamkrieg ein Ende, er gründete sowohl die Wetterbehörde Amtrak als auch die Anti-Drogen-Behörde DEA. Er stolperte letztlich aber über die Watergate-Affäre, in deren Rahmen sich die Regierung Nixon mehrerer Fälle von Amtsmissbrauch schuldig gemacht hatte.
Richard Nixon, der vom 20. Januar 1969 bis zum 9. August 1974 im Amt war, ist der bis heute einzige US-Präsident, der zurückgetreten ist. Unter ihm fand der Vietnamkrieg ein Ende, er gründete sowohl die Wetterbehörde Amtrak als auch die Anti-Drogen-Behörde DEA. Er stolperte letztlich aber über die Watergate-Affäre, in deren Rahmen sich die Regierung Nixon mehrerer Fälle von Amtsmissbrauch schuldig gemacht hatte. © imago stock & people | imago stock & people
Als Vizepräsident trat Lyndon B. Johnson nach der Ermordung John F. Kennedys an dessen Stelle, wurde aber auch ein Jahr später durch Wahlen im Amt bestätigt. Unter ihm wird die Rassentrennung abgeschafft, zudem wird Minderheiten das Wahlrecht verliehen. Er installiert zudem öffentliche Krankenversicherungen. Spannungen in der Bevölkerung gibt es allerdings wegen des Vietnamkriegs. Am Ende seiner Amtszeit bemüht er sich um Friedensverhandlungen, die er aber nicht zu Ende bringen kann. Er verzichtet auf eine Wiederwahl und scheidet am 20. Januar 1969 aus dem Amt.
Als Vizepräsident trat Lyndon B. Johnson nach der Ermordung John F. Kennedys an dessen Stelle, wurde aber auch ein Jahr später durch Wahlen im Amt bestätigt. Unter ihm wird die Rassentrennung abgeschafft, zudem wird Minderheiten das Wahlrecht verliehen. Er installiert zudem öffentliche Krankenversicherungen. Spannungen in der Bevölkerung gibt es allerdings wegen des Vietnamkriegs. Am Ende seiner Amtszeit bemüht er sich um Friedensverhandlungen, die er aber nicht zu Ende bringen kann. Er verzichtet auf eine Wiederwahl und scheidet am 20. Januar 1969 aus dem Amt. © imago stock & people | imago stock & people
John F. Kennedy übernahm das Amt am 20. Januar 1961 und amtierte bis zu seiner Ermordung am 22. November 1963 in Dallas. In seine Amtszeit fielen die Kuba-Krise, der Bau der Berliner Mauer und der Beginn des Vietnamkriegs. Kennedy setzte sich für die Aufhebung der Rassentrennung ein, konnte sich innenpolitisch aber kaum verwirklichen.
John F. Kennedy übernahm das Amt am 20. Januar 1961 und amtierte bis zu seiner Ermordung am 22. November 1963 in Dallas. In seine Amtszeit fielen die Kuba-Krise, der Bau der Berliner Mauer und der Beginn des Vietnamkriegs. Kennedy setzte sich für die Aufhebung der Rassentrennung ein, konnte sich innenpolitisch aber kaum verwirklichen. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Dwight D. Eisenhower brachte sich in Stellung, nachdem klar war, dass sein Vorgänger Truman keine zweite Kandidatur anstreben würde. Der parteilose Eisenhower hatte sich als einer der führenden Generäle im Zweiten Weltkrieg verdient gemacht und wurde sowohl von Demokraten als auch von Republikanern umworben. Schließlich amtierte er als Mitglied der Republikaner – vom 20. Januar 1953 bis zum 20. Januar 1961. Er baute das US-Autobahnnetz aus und gründete die Weltraumbehörde Nasa.
Dwight D. Eisenhower brachte sich in Stellung, nachdem klar war, dass sein Vorgänger Truman keine zweite Kandidatur anstreben würde. Der parteilose Eisenhower hatte sich als einer der führenden Generäle im Zweiten Weltkrieg verdient gemacht und wurde sowohl von Demokraten als auch von Republikanern umworben. Schließlich amtierte er als Mitglied der Republikaner – vom 20. Januar 1953 bis zum 20. Januar 1961. Er baute das US-Autobahnnetz aus und gründete die Weltraumbehörde Nasa. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Harry S. Truman, der vom 12. April 1945 bis zum 20. Januar 1953 amtierte, trat das Amt des Präsidenten wenige Wochen vor Ende des Weltkriegs in Europa an. Unter seiner Führung warfen US-Streitkräfte die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab, 1950 ließ Truman seine Truppen in den Koreakrieg ziehen. Unter dem Namen „Fair Deal“ bemühte er sich um soziale Reformen, die allerdings nur zum Teil durch den Kongress gingen. Außerdem hob er die Rassentrennung im Militär auf.
Harry S. Truman, der vom 12. April 1945 bis zum 20. Januar 1953 amtierte, trat das Amt des Präsidenten wenige Wochen vor Ende des Weltkriegs in Europa an. Unter seiner Führung warfen US-Streitkräfte die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab, 1950 ließ Truman seine Truppen in den Koreakrieg ziehen. Unter dem Namen „Fair Deal“ bemühte er sich um soziale Reformen, die allerdings nur zum Teil durch den Kongress gingen. Außerdem hob er die Rassentrennung im Militär auf. © imago stock&people | imago stock&people
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Sie kann lautet aktuellen Studien die Vorteile der Steuer-Reform gerade für mittlere Einkommen “auffressen”. Industrieverbände schreiben bereits Brandbriefe ans Weiße Haus. Tenor: Schluss damit!. Je länger der Wirtschaftskrieg dauert, desto größer ist nach Kalkulation von Beratern des Präsidenten die Gefahr einer Wachstums-Delle, die die Wiederwahl-Chancen beeinträchtigen würde. Zumal sich sein Versprechen, das Handelsungleichgewicht mit anderen Nationen zu reduzieren, als leeres erwiesen hat. In den ersten zwei Amtsjahren ist das Export-Defizit um 120 Milliarden Dollar gestiegen. Trump wird ungeduldig und attackiert die Notenbank Die “Fed” soll die Leitzinsen senken.

Öffentliche Finanzen:

Trump hatte den Abbau des astronomisch hohen Haushalts-Defizits versprochen. In der Realität sind die Staatsschulden von 19 Billionen Dollar Ende 2016 auf zuletzt 22 Billionen Dollar angewachsen. Bereits 2022 wird die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zum ersten Mal in einem Jahr die Summe von 1000 Milliarden Dollar übersteigen, sagen staatliche Rechnungsprüfer.

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Ein Detail: US-Landwirte, die im Handelskrieg ihre Sojabohnen nicht mehr nach China liefern, müssen jährlich mit zweistelligen Milliarden-Beträgen entschädigt werden - aus der Steuerkasse. Die angespannte Lage ist ein Grund, warum das angekündigte milliardenschwere Modernisierungsprogramm für Straßen, Brücken etc. nur in Schubladen existiert.

Gesundheit und Soziales:

Die komplette Abschaffung des von Obama installierten halb-öffentlichen Krankenversicherungssystems (“Obamacare”) zugunsten eines an den Prinzipien des freien Marktes orientierten Gesundheitswesens ist Trump bisher nicht gelungen. Auch weil seine eigene Partei, die Republikaner, nicht mitzogen. Den Rest haben Gerichte besorgt. Aber: Im Vorwahlkampf ist “health care”, weit vor Einwanderung oder Terror, das wichtigste Thema in der Bevölkerung. Trump hat bislang nicht geliefert.

Klimaschutz:

Trump hat das Pariser Klimaschutzabkommen verlassen und Dutzende Umweltauflagen für die Industrie zurückgenommen. So massiv, das gerade 17 führende Auto-Hersteller den Präsidenten aufforderten, die von ihm angeordnete Lockerung der Auspuffgas-Emissionen zu stoppen. General Motors, Ford Co. fürchten Nachteile im globalen Wettbewerb.

Justiz:

Die Ernennung auf Lebenszeit von zwei konservativen Richtern am Obersten Gerichtshof (Neil Gorsuch und Brett Kavanaugh) ist der nachhaltigste Erfolg für Trump. Er hatte versprochen, den “supreme court” im ideologischen Geist seiner Kern-Wählerschaft neu aufzustellen. Abtreibung, Waffenbesitz, Umweltauflagen, Wahlrecht oder Gesundheitspolitik sollen im Sinne der Konservativen geregelt werden.

Trump hat es durchgesetzt und die Spaltung der Gesellschaft weiter vergrößert. Aufgrund der Altersstruktur des neunköpfigen Gremiums sind in einer zweiten Amtsperiode Trumps weitere Abgänge liberaler Richter (z. B. Ruth Bader Ginsburg) nicht auszuschließen. Amerikas wichtigstes Gericht bekäme bis zum Jahr 2050 ein unverrückbar erz-konservatives Gesicht.

Verteidigung:

Donald Trump.
Donald Trump. © Reuters | LEAH MILLIS

Trump hatte im Lichte der militärischen Ewigkeitskosten aus Afghanistan und dem Irak den Rückzug auf die eigene Scholle (“America first”) angekündigt. Nur bei akuter Bedrohung der nationalen Sicherheit seien mit ihm militärische Einsätze zu machen, sagte er. Abseits martialischer Drohungen gegen Nordkorea und Iran und vereinzelter Aktionen (Syrien) hat der Präsident bisher Wort gehalten, gleichzeitig im Pentagon aber massiv in Aufrüstung investieren lassen.

Und: Trump hat mehreren Nato-Mitgliedern die Zusage abgetrotzt, mehr Geld für Verteidigung auszugeben - rund 100 Milliarden Dollar. Dadurch wird der größte Einzel-Nettozahler USA entlastet. Kollateralschaden: Das Verhältnis etwa zu Deutschland, das vom Präsidenten als zahlungssäumig angezählt wird, ist beschädigt.

Außenpolitik:

Statt den versprochenen Isolationismus zu praktizieren, agieren die USA unter Trump als globale Ordnungsmacht, die im Zickzackkurs auf Alleingänge, Konfrontation und Schmeichel-Offensiven setzt. Im Nahen Osten hat der Präsident mit Parteinahme für Israel (Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem) und Saudi-Arabien (Rüstungslieferungen) eine neue Front aufgemacht.

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In Sachen Iran hat Trump das internationale Atomabkommen einseitig aufgekündigt, Teile des Mullah-Regimes mit Terroristen gleichgesetzt und durch Sanktionen im Öl-Sektor den wirtschaftlichen Niedergang des Landes beschleunigt - ohne greifbaren Erfolg. Die Regierung in Teheran will kein neues Atomabkommen, provoziert stattdessen, gibt aber keineswegs klein bei.

In den vergangenen Wochen (Tanker-Zwischenfälle) ist die Konfrontation eskaliert. Trump, der eigentlich keinen Krieg will, gehen die Handlungsoptionen aus. Handfestes fehlt auch im Verhältnis zu Nord-Korea. Nach zwei pompös inszenierten Gipfeltreffen mit Kim Jong un ist nicht erkennbar, dass der Diktator aus Pjöngjang wie gefordert sein Atom-Arsenal aufgibt.

Auch Trumps Bestrebungen, in Venezuela den sozialistischen Präsidenten Maduro zu Fall zu bringen und die Machtübernahme durch Oppositionsführer Guaidó zu beschleunigen, sind bisher fruchtlos geblieben. Gleiches gilt für die versprochene Verbesserung der Beziehungen zu Russland. Obwohl Trump Präsident Putin regelmäßig um den Bart geht, befinden sich beide Supermächte de facto in einer Neuauflage des Kalten Krieges.

Einwanderung:

Trumps Versuche, illegale Migration, Kriminalität und Terror-Prävention mittels Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zu begegnen, sind bisher am Parlament oder den Gerichten gescheitert - oder nachhaltig gebremst worden. Dem Präsidenten ist das Projekt aber so wichtig, dass er einen Regierungsstillstand (“shutdown”) inszenierte und durch Ausrufung eines nationalen Notstands Gelder aus dem Verteidigungs-Etat abzweigen ließ, um sein zentrales Wahlversprechen einzulösen. Mit einer vollständigen Realisierung ist während seiner Amtszeit nicht zu rechnen.