Berlin. Das Gleisnetz der Deutschen Bahn braucht viele Investitionen. Ronald Pofalla will mehr Geld vom Bund. Und hat dafür einige Erklärungen.

Die Deutsche Bahn ist langsam, unmodern, schlicht: untragbar. Finden zumindest viele, die regelmäßig oder gelegentlich mit dem Anbieter unterwegs sind. Damit sich da ändert, muss der Konzern massiv investieren, in marode Gleise, Weichen, Brücken. Einzig: Das Geld ist nicht da. Entsprechend erwartet der Vorstand nun Bundesgeld fürs Schienennetz.

Die Bundesregierung will tatsächlich zusätzliches Geld in das Schienennetz stecken – doch die Bahn verlangt mehr. „Die Summe reicht so nicht völlig aus“, sagte Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla der Deutschen Presse-Agentur.

Nach den derzeitigen Haushaltseckwerten soll die Bahn jährlich 4,5 Milliarden Euro bekommen, um ihr Netz instand zu halten – eine Milliarde mehr als bisher. Dafür sei er dankbar, sagte Pofalla. Es müsse aber weiter verhandelt werden. „Bleibt es bei diesem Betrag, könnte die Bahn den Investitionsrückstau, den wir in der Infrastruktur haben, nicht abbauen.“ Zusätzlich sei ein dreistelliger Millionenbetrag notwendig.

Deutsche Bahn will mehr Geld vom Bund – gegen den Sanierungsstau

Nach Konzernangaben ist der Sanierungsstau im 33.000 Kilometer langen Schienennetz auf rund 54 Milliarden Euro angewachsen. „Mehr Mittel des Bundes bedeuten: Die Qualität und die Zuverlässigkeit des Netzes wird besser und am Ende wird auch die Pünktlichkeit besser“, sagte Pofalla.

Im März waren 78,4 Prozent der Fernzüge pünktlich – das heißt für die Bahn, dass ein Zug spätestens 5 Minuten und 59 Sekunden nach der im Fahrplan vorgesehenen Zeit eintrifft. Der Konzern ist in Zugzwang, und Schuld ist die Europäische Union – Verspätungen könnten für die Bahn künftig sehr teuer werden.

Im Januar musste der Bahn-Chef beim Bundesverkehrsminister vorsprechen – und sich erklären: Wie findet die Deutsche Bahn aus der Dauer-Krise?

Baustellen sorgen für weniger Verspätungen

Ronald Pofalla, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn.
Ronald Pofalla, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn. © dpa | Wolfgang Kumm

Darüber berichtete am Donnerstag auch „Der Tagesspiegel“. Mit durchschnittlich 78,2 Prozent pünktlicher Fernzüge im ersten Vierteljahr konnte sich die Bahn verglichen mit dem Vorquartal zwar verbessern. Sie blieb aber hinter dem ersten Quartal des schwachen Jahres 2018 zurück.

„Wir haben in den vergangenen zehn Jahren rund 16.000 Kilometer des vorhandenen Netzes von 33.000 Kilometern komplett erneuert und damit auch die Fehleranfälligkeit des Netzes halbiert“, sagte Pofalla.

Baustellen sorgen nach Berechnungen der Bahn immer weniger für Verspätungen; eine große Rolle spielen etwa auch das Wetter und Suizide. Angesichts steigender Fahrgastzahlen gibt es aber zunehmend auch Engpässe bei Personal und Schienennetz.

Bahn: Kapazitätsschonendes Bauen, um pünktlich anzukommen

Mehr Geld ist aus Sicht der Bahn deshalb nötig, um kapazitätsschonend zu bauen – das heißt etwa: anstelle von Totalsperrungen eingleisiger Betrieb mit Gleiswechsel über zusätzliche Weichen, zudem Hilfsbrücken und schnellere Schienenschleifzüge.

„Das kostet aber mehr Geld“, sagte Pofalla. Dafür werde für die Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund für die Zeit ab 2020 über eine Zusatzposition kapazitätsschonendes Bauen verhandelt. Abgesehen davon soll auch personell aufgestockt werden: Die Deutsche Bahn will 22.000 neue Mitarbeiter einstellen. (ses/dpa)