Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die Neonazi-Gruppe „Aryans“. Die Rechtsextremen hatten wohl Verbindungen zur hessischen Polizei.

Berlin Schwarze T-Shirts und Pullover mit dem Schriftzug „Support your Race“ (übersetzt: „unterstütze deine Rasse“) auf dem Rücken und „Aryans“ („Arier“) auf der Brust – das ist das Kennzeichen der Neonazigruppe „Aryans“. Wie der Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ nun erfuhr, sind die Rechtsextremen ins Visier der Bundesanwaltschaft geraten.

Seit März 2018 ermittelt der Generalbundesanwalt, berichten die drei Medien. Dabei geht es um die Bildung einer terroristischen Vereinigung, die nach Paragraf 129a des Strafgesetzbuches verboten ist. Der Rechercheverbund habe die Informationen aus einer Antwort des Staatssekretärs Christian Lange an die Linke-Bundestagsabgeordnete Martina Renner erfahren.

Verbindungen zu einem hessischen Polizisten

Besonders brisant dabei ist, dass der Weg der „Aryans“ wieder nach Hessen und auch zur hessischen Polizei führt. In Frankfurt am Main hatte die Anwältin Seda Başay-Yildiz, die eine Familie eines Mordopfers im NSU-Prozess vertrat, im August ein Drohschreiben gegen sich und ihre zweijährige Tochter erhalten. Unterzeichnet war der Brief mit „NSU 2.0“ und „Heil Hitler“.

Im Januar ging erneut ein Schreiben bei ihr ein, erneut war es mit „NSU 2.0“ unterzeichnet. Es kam heraus, dass sich fünf Frankfurter Polizisten im Chat Hakenkreuze und Hitlerbilder schickten. Außerdem wurden die Daten von Başay-Yildiz in der Polizeiwache abgerufen wurden.

Anklage gegen zwei Aryans-Mitglieder in Halle

Wie der Rechercheverbund nun berichtet, habe ein Polizist, der früher in Hessen im Dienst gewesen sei, einem „Aryans“-Mitglied, der 42-jährigen Martina H., interne Informationen aus dem Polizeisystem gegeben. Der Polizist werde von der Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen Geheimnisverrats angeklagt.

Martina H. soll die Freundin von Carsten M. sein, dem Kopf der „Aryans“. Gegen das Paar läuft in Halle ein Gerichtsprozess. Das Paar soll nach einer Demonstration Menschen am Kopf geschlagen und mit Steinen angegriffen haben. Carsten M. muss sich zudem wegen eines Angriffs auf zwei Wanderer verantworten.

Er soll die Wanderer mit einem Starkstromkabel attackiert und am Kopf verletzt haben. Bei der Demonstranten am 1. Mai 2017 hätten zudem zehn Mitglieder der „Aryans“ in zwei Autos Gegendemonstranten verfolgt.

Linken-Abgeordnete Renner fordert Untersuchungskommissionen

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner forderte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ „unabhängige Untersuchungskommissionen in Bund und Ländern, die extrem rechte Umtriebe in den Sicherheitsbehörden unter die Lupe nehmen.“ Es dränge sich die Frage auf, ob die „Aryans“ vor den Ermittlungen gewarnt worden seien. (tki)