Berlin. 100 Tage nach Gründung hat die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ rund 167.000 Unterstützer. Darunter sind auch Mitglieder der AfD.

Die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ von Sahra Wagenknecht ist offenbar auch für AfD-Wähler attraktiv. Die Linkenfraktionschefin sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass bis zu 100 Unterstützer angegeben hätten, AfD-Mitglieder zu sein.

Daraus zieht die „Aufstehen“-Bewegung Konsequenzen: Den Mitgliedern der AfD werde nahegelegt, die Parteimitgliedschaft aufzugeben, „weil das mit dem, was in unserem Gründungsaufruf steht, nicht vereinbar ist“, so Wagenknecht.

Deutlich größer sei die Überschneidung mit möglichen AfD-Wählern. „Das sind ja nicht nur Hardcore-Rassisten, sondern viele Leute, die wütend sind, denen es nicht gut geht“, sagte Wagenknecht. „Wir wünschen uns, sie für Aufstehen zu gewinnen.“ Die Bewegung erreiche Milieus, in denen auch die AfD wildere.

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht

Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht.
Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an.
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende.
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende. © picture alliance/AP | Jens Meyer
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch.
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch. © imago | Sammy Minkoff
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena.
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena. © REUTERS | REUTERS / ALEX DOMANSKI
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne.
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne. © imago/Detlev Konnerth | imago stock&people
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998.
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998. © REUTERS | REUTERS / Str Old
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. © picture-alliance / Berliner_Zeit | dpa Picture-Alliance / Herschelmann Kay
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera.
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind.
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind. © imago/Eibner | imago stock&people
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“.
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“. © imago/IPON | imago stock&people
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein.
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein. © REUTERS /
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor.
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor. © dpa | Britta Pedersen
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin.
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin. © imago/Christian Schroedter | imago stock&people
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen.
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet.
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet. © imago/Becker&Bredel | imago stock&people
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben.
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben. © dpa | Bernd von Jutrczenka
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Aktionen im kommenden Jahr geplant

100 Tage nach der Gründung hat „Aufstehen“ laut Wagenknecht rund 167.000 Unterstützer. Rund 80 Prozent davon hätten angegeben, parteilos zu sein. Rund 11.000 seien Linke-Mitglieder, gut 5000 SPD-Mitglieder und etwa 1000 Grüne. Sie war unter anderem auch gegründet worden, um die Wählerwanderung zur AfD zu stoppen.

Noch sei „Aufstehen“ keine schlagkräftige Bewegung, sagte Wagenknecht – dafür brauche man ein Mindestmaß von Struktur oder einen Auslöser wie bei den Protesten der „Gelbwesten“ in Frankreich.

Im kommenden Jahr solle es aber Aktionen geben. „Unser Ziel ist ein Frühjahr des sozialen Protests.“ Unter anderem werde debattiert, vor das Kanzleramt zu ziehen und dort mit sozialen Forderungen Druck zu machen. „Jeder, der etwas sozial verändern will, muss sich wünschen, dass Menschen auf die Straße gehen“, sagte Wagenknecht. (dpa/les)