Berlin. Bundesweit wurden bis Ende Oktober knapp 20.000 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben. Acht Bundesländer sind ohne eigene Abschiebehaft.

Die Behörden in Nordrhein-Westfalen schieben die meisten abgelehnten Asylsuchenden ab. Von Januar bis Ende Oktober 2018 schickte das Bundesland 5548 Menschen unter Polizeizwang zurück in ihre Heimatländer oder in Drittstaaten.

Im gesamten Jahr 2017 hatte Nordrhein-Westfalen 6308 abgelehnte Schutzsuchende abgeschoben. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der FDP-Fraktion im Bundestag hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Nordrhein-Westfalen hat aufgrund der Größe des Bundeslandes deutschlandweit auch die meisten Antragsteller für Flüchtlingsschutz – entsprechend hoch ist die Zahl der abgelehnten und ausreisepflichtigen Asylsuchenden.

Bundesweit bisher 19.781 Asylsuchende zurückgeführt

In dem ebenfalls bevölkerungsreichen Bayern schoben die Behörden laut Bundesregierung zwischen Januar und Ende Oktober 2758 Menschen mit Hilfe von Polizisten aus Deutschland ab. In Baden-Württemberg waren es 2569, in Berlin 962.

Bundesweit haben die Behörden von Januar bis Ende Oktober den Regierungsangaben zufolge insgesamt 19.781 abgelehnte Asylsuchende zurückgeführt. Im gesamten Vorjahr waren es 23.966 Personen. Warum die Abschiebepraxis dringend überarbeitet werden muss.

427 Haftplätze für abgelehnte Asylbewerber

Deutschlandweit gibt es laut Bundesinnenministerium 427 Haftplätze für Menschen, die abgeschoben werden sollen. Abgelehnte Asylsuchende dürfen für eine begrenzte Zeit und unter besonderen Auflagen inhaftiert werden. Allein 140 Plätze stehen dafür in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung, 120 in Bayern.

Acht Bundesländer haben keine eigenen Abschiebungshaftplätze, kooperieren aber nach eigener Aussage mit anderen Bundesländern: Sachsen, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Saarland und Schleswig-Holstein.

Kritik an Inhaftierung von Asylbewerbern

Für die migrationspolitische Sprecherin der FDP, Linda Teuteberg, sind die Unterschiede bei der Abschiebepraxis „besorgniserregend“. Da viele Bundesländer keine eigenen Haftplätze für Abschiebefälle hätten, steige „das Risiko, dass abgelehnte Asylbewerber untertauchen und sich dauerhaft illegal in Deutschland aufhalten“.

Politiker der Linkspartei sowie Flüchtlingshelfer kritisieren dagegen die Inhaftierung von abgelehnten Asylbewerbern sowie die Abschiebungen etwa in Staaten wie Afghanistan. (fmg)