Berlin. Der chinesische Künstler Ai Weiwei sorgt sich um die Stimmung in Deutschland. Er zieht einen Vergleich zu den Anfängen der Nazizeit.

Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei lebt seit 2015 in Deutschland. Doch die Stimmung im Land hat sich seiner Meinung nach verändert.

Hierzulande und vielerorts in Europa herrsche eine Stimmung „wie in den 1930ern“, sagte der Regierungskritiker in einem am Montag veröffentlichten Interview der britischen Zeitung „Guardian“.

Ai Weiwei, der in Berlin im Exil lebt, berichtet von seinen Erfahrungen mit Mitmenschen, die ihm sagten, er als Flüchtling solle ihnen dankbar sein, dass sie sein Leben finanzierten.

„Das ist die aktuelle Stimmung in Deutschland – die Poster, die ich auf den Straßen sehe, sagen: Wir können unsere eigenen Babys machen, wir brauchen keine Ausländer.“ Ähnlich sei die Stimmung in vielen Teilen Europas und auch in Großbritannien. Die deutsche Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel habe ihn sehr unterstützt, fügte er an.

Ai Weiwei stand in China unter Hausarrest

Anlässlich des 70. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am Montag sagte Weiwei, immer mehr Menschen würden vermeiden, das Wort „Menschenrechte“ gegenüber China in den Mund zu nehmen.

„Sie nutzen stattdessen Worte wie „Gemeinsame Werte", sodass sie bei der chinesischen Führung, mit der sie Geschäfte machen wollen, keinen Anstoß erregen“, sagte der 61-Jährige, der mehrere Jahre lang unter Hausarrest in China gestanden hatte. (dpa/jha)