Berlin. Annegret Kramp-Karrenbauer im Interview über ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz, ein verpflichtendes Dienstjahr und die Diesel-Krise.

Sie kommt zum Frühstück in unsere Berliner Redaktion, später tritt sie zum ersten Mal gemeinsam mit ihren Mitbewerbern Friedrich Merz und Jens Spahn bei der Frauen-Union auf. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer trinkt Schwarztee und stilles Wasser, die Fruchtspieße rührt sie nicht an. Am Ende erzählt sie, wie sie ihren Mann darüber informierte, dass sie Angela Merkel an der CDU-Spitze nachfolgen will.

Kanzlerin Kramp-Karrenbauer – wie klingt das für Sie?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Wenn man für den CDU-Vorsitz kandidiert, muss man immer auch die Möglichkeit einer Kanzlerkandidatur mitdenken. Aber zuerst einmal steht der Parteivorsitz für sich alleine. Ihn nur anzustreben, um in das nächste Staatsamt zu kommen, wäre falsch.

Hat der oder die CDU-Vorsitzende nicht automatisch den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur?

Kramp-Karrenbauer: Eine CDU-Vorsitzende wird immer ein gewichtiges Wort bei der Frage der Kanzlerkandidatur mitreden. Vor allen Dingen muss eine Vorsitzende mit den Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Partei organisatorisch, programmatisch und personell in der Lage ist, überhaupt eine Bundestagswahl zu gewinnen.

Manche nennen Sie „Mini-Merkel“. Ärgert Sie das?

Kramp-Karrenbauer: Dass mir Etiketten angehängt werden, ist nicht neu. Das hatte ich auch im Saarland, wo ich „Müllers Mädchen“ war, als Peter Müller regierte. So etwas treibt mich nicht um. Tatsache ist, dass mich vieles mit Angela Merkel verbindet – sowohl persönlich als auch politisch. Ich werde nicht damit beginnen, mich aus taktischen Gründen davon zu distanzieren.

Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts) und einer ihrer Mitarbeiter während des Interviews mit Jochen Gaugele (links) und Kerstin Münstermann.
Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts) und einer ihrer Mitarbeiter während des Interviews mit Jochen Gaugele (links) und Kerstin Münstermann. © Anikka Bauer

Sind Sie konservativer als Angela Merkel?

Kramp-Karrenbauer: Es gibt gesellschaftspolitische Themen, bei denen ich konservativer bin. In anderen Bereichen bin ich eher liberal oder sozial aufgestellt. Insofern bin ich eine klassische CDU-Promenaden­mischung, die von allen Flügeln etwas mitbringt.

Haben Sie Ihren Frieden mit der Ehe für alle gemacht?

Kramp-Karrenbauer: Ich habe vom Grundsatz her nach wie vor meine Bedenken. Aber Fakt ist: Die Ehe für alle ist demokratisch vom Bundestag beschlossen worden. Insofern ist sie eine Realität, mir der man umgehen muss.

Ihre Mahnung war, die Ehe für alle könnte zu weiteren Forderungen führen: eine Heirat „unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen“. Fürchten Sie das immer noch?

Kramp-Karrenbauer: Nicht fürchten, aber auch nicht leichtfertig sein. Es gab schon vereinzelt Diskussionen. Für mich ist die Ehe traditionell die Verbindung von Mann und Frau.

Als Generalsekretärin haben Sie eine Debatte über ein allgemeines Dienstjahr angestoßen. Wissen Sie inzwischen, ob Sie für ein freiwilliges oder ein verpflichtendes Modell eintreten?

Kramp-Karrenbauer: Das Thema wird in der CDU sehr intensiv diskutiert. Am Ende sollen zwei bis drei Modelle auf dem Tisch liegen, zwischen denen sich die Partei entscheiden kann. Die Frage, ob ein solches Dienstjahr freiwillig oder verpflichtend sein soll, treibt mich persönlich sehr um. Wir brauchen ein ausgewogenes Verhältnis von Rechten und Pflichten. Insofern tendiere ich dazu, dass wir eine verpflichtende Regelung brauchen.

Spahn, Kramp-Karrenbauer und Merz auf Bewerbungstour bei der Frauen Union

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    Wie lange soll diese Dienstpflicht dauern?

    Kramp-Karrenbauer: Das muss man sehen. Mir ist wichtig, dass eine solche Regelung alle umfasst, die eine gesicherte Aufenthaltsberechtigung in Deutschland haben – unabhängig davon, ob sie deutsche Staatsbürger sind. Das dient dann auch der Integration. Alle, die in Deutschland leben, sollen sich in unser Gemeinwesen einbringen.

    Wollen Sie einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik einleiten?

    Kramp-Karrenbauer: Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Die Migration ist für mich nicht die Mutter aller Probleme. Es ist auch in der CDU nicht das Thema Nummer eins. Aber die Migration berührt – zumindest gefühlt –die Sicherheitslage in unserem Land. Wir dürfen dieses Thema nicht wegdrängen, doch wir müssen es in einer konstruktiven und nach vorne gerichteten Art diskutieren. Dass 2015 viele Menschen zu uns gekommen sind, war in einer humanitären Ausnahmesituation richtig. Diese Entwicklung kann auch nicht zurückgedreht werden. Die Debatte in der CDU darf sich daher nicht nur um 2015 drehen. Das wäre kontraproduktiv und würde uns lähmen. Es geht jetzt um die Frage, was wir weiter tun – national und international.

    Kann die Bundesregierung guten Gewissens den umstrittenen UN-Migrationspakt unterzeichnen?

    Kramp-Karrenbauer: Dieser Pakt der Vereinten Nationen ist eine Hilfe. Er macht deutlich, dass die Migration ein weltweites Thema bleiben wird. Wir haben in Deutschland zu lange die Augen verschlossen vor diesem Migrationsdruck. Der UN-Migrationspakt gibt globale Antworten auf dieses Thema. Er bietet – rechtlich unverbindlich – eine Grundlage für Vereinbarungen zwischen Herkunftsländern und Zielländern, damit Migration erst gar nicht entsteht. Daher ist der Pakt für Länder wie Deutschland eher positiv als negativ.

    Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, der als EU-Ratspräsident amtiert, macht Front gegen den UN-Pakt. Hat er etwas falsch verstanden?

    Kramp-Karrenbauer: Es sind vor allem rechtspopulistische Parteien, die versuchen, aus dem Migrationspakt ein Verhetzungspotenzial zu ziehen. Und Sebastian Kurz koaliert mit einer rechtspopulistischen Partei. Wenn wir unsere Politik in Deutschland danach ausrichten, verzwergen wir uns in einer unglaublichen Weise selbst – und die Rechtspopulisten verzeichnen schon den ersten Erfolg.

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    Besonders gut im Rennen um den CDU-Vorsitz liegt Friedrich Merz, obwohl er mehr als ein Jahrzehnt politisch nicht aktiv war. Wie erklären Sie sich das?

    Kramp-Karrenbauer: Mein Mitbewerber ist eine angesehene Persönlichkeit in unserer Partei. Und dass er sich entschlossen hat, für den Parteivorsitz zu kandidieren, ist eine Belebung des Bewerberfeldes.

    Spüren Sie in der CDU die Sehnsucht, nach 18 Jahren wieder einen Mann an der Spitze zu haben?

    Kramp-Karrenbauer: Die CDU hatte nie ein Problem damit, dass ein Mann auf einen Mann gefolgt ist. Warum sollte sie jetzt ein Problem haben, wenn eine Frau einer Frau nachfolgt? Wer eine Volkspartei erfolgreich aufstellen will, muss sowohl bei Männern als auch bei Frauen punkten. Die CDU muss jetzt entscheiden, wem sie das am ehesten zutraut.

    Merz wird wegen verschiedener Tätigkeiten in der Wirtschaft angegriffen, etwa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Empfinden Sie das als unfair?

    Kramp-Karrenbauer: Er hat selbst entschieden, welchen ­beruflichen Weg er geht, und das ist überhaupt nicht zu kritisieren. Die Vorwürfe gegen Blackrock, die jetzt im Raum stehen und auf denen ja auch die Durchsuchungen basieren, betreffen Jahre, in denen er noch keine Verantwortung in dem Unternehmen getragen hat.

    Was schätzen Sie besonders an Merz?

    Kramp-Karrenbauer: Dass seine Frau Saarländerin ist. (lacht) Und ich habe ihn in all den Jahren als spannenden und verbindlichen Kollegen erlebt.

    Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki analysiert: „Wenn die Union Wohlbefinden haben will, dann wählt sie Frau Kramp-Karrenbauer. Wenn sie Wahlen gewinnen will, wählt sie Friedrich Merz.“

    Kramp-Karrenbauer: Ich habe den Beweis angetreten, dass man mit mir sehr wohl Wahlen gewinnen kann – auch in schwierigen Zeiten. Ich würde sagen, Herr Kubicki ist der Beweis dafür, dass der FDP eine Frauenquote durchaus guttun würde.

    Das sind die CDU-Vorsitzenden seit 1946

    Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor.
    Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
    Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne.
    Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
    Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten.
    Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten. © imago/United Archives International | Personalities
    Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender.
    Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender. © imago | SVEN SIMON
    Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender.
    Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender. © imago/WEREK | imago stock&people
    Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit.
    Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit. © imago/imagebroker | imago stock&people
    Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender.
    Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender. © imago/ZUMA Press | Emmanuele Contini
    Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin.
    Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin. © Getty Images | Carsten Koall
    Annegret Kramp-Karrenbauer war vom 7. Dezember 2018 bis Januar 2021 die Bundesvorsitzende der Partei.
    Annegret Kramp-Karrenbauer war vom 7. Dezember 2018 bis Januar 2021 die Bundesvorsitzende der Partei. © dpa | Sebastian Gollnow
    Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich Anfang 2021 gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch. Er wurde CDU-Vorsitzender und trat als Spitzenkandidat im Bundestagwahlkampf 2021 an. Die Union verlor die Wahl. Laschet zog als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein und machte den Weg frei für eine neue CDU-Spitze.
    Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich Anfang 2021 gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch. Er wurde CDU-Vorsitzender und trat als Spitzenkandidat im Bundestagwahlkampf 2021 an. Die Union verlor die Wahl. Laschet zog als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein und machte den Weg frei für eine neue CDU-Spitze. © dpa | Bernd Weißbrod
    Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag.
    Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag. © dpa
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    Sie haben von Neuwahlen im Bund gesprochen. Für wie wahrscheinlich halten Sie das?

    Kramp-Karrenbauer: Ich strebe keine Neuwahlen an. Die Bundesregierung hat eine Verantwortung, die über Deutschland hinausgeht. Aber wer leichtfertig mit einem Bruch der großen Koalition kokettiert, wird am Ende eher Neuwahlen als die Fortsetzung der Regierungsarbeit in einer anderen Koalition bekommen. Die Grünen werden nicht mal eben zu einer Regierungsbeteiligung bereit sein.

    Was bringt die große Koalition noch zustande – etwa in der Diesel-Krise? Können Union und SPD verhindern, dass Fahrverbote in immer mehr Städten verhängt werden?

    Kramp-Karrenbauer: Fahrverbote sind der schärfste Eingriff, weil sie Menschen in ihrer persönlichen Lebenssituation betreffen. Deswegen hat die Regierungskoalition beschlossen, das Emissionsschutzgesetz zu ändern: Wenn ein Grenzwert nur in einem geringen Maß überschritten wird, soll das Fahrverbot die allerletzte Maßnahme sein.

    Eine klassische Mogelei.

    Kramp-Karrenbauer: Nein. Wir wollen nicht an Grenzwerten herummanipulieren, sondern sicherstellen, dass Länder und Städte erst alle anderen Maßnahmen ergreifen, bevor sie Fahrverbote verhängen. Das entspricht auch der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, wo von Verhältnismäßigkeit die Rede ist. Zweitens sollen die Menschen ihr Auto auch dort nutzen können, wo es Fahrverbote gibt. Daher soll es eine Umtauschaktion geben – und technische Nachrüstung. Die wird zwar nicht für alle Modelle möglich sein. Aber wo sie gelingt, muss sie gemacht und von dem entsprechenden Automobilunternehmen bezahlt werden.

    Daimler und Volkswagen haben sich bereit erklärt, Kosten der Nachrüstung zu übernehmen – allerdings erst nach 2020. Genügt das?

    Kramp-Karrenbauer: Je schneller, desto besser. Automobilunternehmen sollten wissen, dass sie mit dem Feuer spielen. Es geht in der Diesel-Krise nicht nur um ihre Umsätze, sondern um Vertrauen in ihre Produkte. Zum Dritten wünsche ich mir eine Gesetzesänderung …

    Adenauer bis Scholz: Die Kanzler der BRD

    Konrad Adenauer (*5. Januar 1876, † 19. April 1976) war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1963, galt als Vater des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Der Bundeskanzler ist in Deutschland die politisch mächtigste Figur. Wir zeigen alle Amtsinhaber seit der Gründung der Bundesrepublik.
    Konrad Adenauer (*5. Januar 1876, † 19. April 1976) war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1963, galt als Vater des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Der Bundeskanzler ist in Deutschland die politisch mächtigste Figur. Wir zeigen alle Amtsinhaber seit der Gründung der Bundesrepublik. © IMAGO | imago/Sven Simon
    Von 1951 bis 1955 war Adenauer zudem Außenminister und ließ in dieser Funktion vor allem die Beziehungen zu Frankreich und den USA wieder aufleben. Adenauer war Mitbegründer der CDU und ab 1950 für 16 Jahre Parteichef.
    Von 1951 bis 1955 war Adenauer zudem Außenminister und ließ in dieser Funktion vor allem die Beziehungen zu Frankreich und den USA wieder aufleben. Adenauer war Mitbegründer der CDU und ab 1950 für 16 Jahre Parteichef. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
    Ludwig Erhard (*4. Februar 1897, † 5. Mai 1977) war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler. Zuvor hatte er 14 Jahre an der Spitze des Wirtschaftsministeriums gestanden und das Wirtschaftswunder maßgeblich mit angeschoben.
    Ludwig Erhard (*4. Februar 1897, † 5. Mai 1977) war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler. Zuvor hatte er 14 Jahre an der Spitze des Wirtschaftsministeriums gestanden und das Wirtschaftswunder maßgeblich mit angeschoben. © IMAGO | imago/Sven Simon
    Als Kanzler blieb er in vielen Fragen glücklos und trat schon nach etwas mehr als drei Jahren zurück. Auch den CDU-Vorsitz hatte er nur kurz inne: von März 1966 bis Mai 1967.
    Als Kanzler blieb er in vielen Fragen glücklos und trat schon nach etwas mehr als drei Jahren zurück. Auch den CDU-Vorsitz hatte er nur kurz inne: von März 1966 bis Mai 1967. © picture alliance/AP | AP Content
    Kurt Georg Kiesinger (*6. April 1904, † 9. März 1988) wurde 1966 nach acht Jahren als baden-württembergischer Ministerpräsident ins Kanzleramt gewählt. Er war der erste Kanzler, der mit einer Großen Koalition regierte. Seine Amtszeit war die kürzeste aller bisherigen Kanzler.
    Kurt Georg Kiesinger (*6. April 1904, † 9. März 1988) wurde 1966 nach acht Jahren als baden-württembergischer Ministerpräsident ins Kanzleramt gewählt. Er war der erste Kanzler, der mit einer Großen Koalition regierte. Seine Amtszeit war die kürzeste aller bisherigen Kanzler. © picture alliance / AP Photo | dpa Picture-Alliance / AP
    Bei der Bundestagswahl 1969 blieb seine CDU zwar stärkste Kraft, musste die Regierung aber an eine sozialliberale Koalition abtreten. Kiesinger ging die FDP nach deren Absage an die CDU hart an und wurde dafür harsch kritisiert. Auch seine Vergangenheit als NSDAP-Mitglied wurde immer wieder kritisch beäugt.
    Bei der Bundestagswahl 1969 blieb seine CDU zwar stärkste Kraft, musste die Regierung aber an eine sozialliberale Koalition abtreten. Kiesinger ging die FDP nach deren Absage an die CDU hart an und wurde dafür harsch kritisiert. Auch seine Vergangenheit als NSDAP-Mitglied wurde immer wieder kritisch beäugt. © IMAGO | imago/Sven Simon
    Willy Brandt (*18. Dezember 1913, † 8. Oktober 1992) war der erste Bundeskanzler aus den Reihen der SPD, deren Vorsitzender er von 1964 bis 1987 war. Im Kabinett Kiesinger war er zuvor als Außenminister und Vizekanzler tätig, bis 1957 war er Regierender Bürgermeister von Berlin gewesen.
    Willy Brandt (*18. Dezember 1913, † 8. Oktober 1992) war der erste Bundeskanzler aus den Reihen der SPD, deren Vorsitzender er von 1964 bis 1987 war. Im Kabinett Kiesinger war er zuvor als Außenminister und Vizekanzler tätig, bis 1957 war er Regierender Bürgermeister von Berlin gewesen. © IMAGO | imago/Sven Simon
    In seiner Zeit als Kanzler von 1969 bis 1974 sorgte Brandt vor allem für eine Annäherung an die Staaten des damaligen Ostblocks – eine erste Entspannung in Zeiten des Kalten Kriegs.
    In seiner Zeit als Kanzler von 1969 bis 1974 sorgte Brandt vor allem für eine Annäherung an die Staaten des damaligen Ostblocks – eine erste Entspannung in Zeiten des Kalten Kriegs. © © epd-bild / Guenay Ulutuncok | Guenay Ulutuncok
    Weltberühmt wurde sein „Kniefall von Warschau“ am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos , mit dem er in der polnischen Hauptstadt um Vergebung für die NS-Verbrechen bat. Für seine Entspannungspolitik erhielt der Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Wegen der Affäre um den Kanzleramtsspion Günter Guillaume trat er im Mai 1974 zurück.
    Weltberühmt wurde sein „Kniefall von Warschau“ am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos , mit dem er in der polnischen Hauptstadt um Vergebung für die NS-Verbrechen bat. Für seine Entspannungspolitik erhielt der Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Wegen der Affäre um den Kanzleramtsspion Günter Guillaume trat er im Mai 1974 zurück. © © epd-bild / Keystone | Keystone
    Helmut Schmidt (*23. Dezember 1918, †10. November 2015) übernahm ab 1974 für acht Jahre den Chefposten im Kanzleramt. Zuvor der SPD-Politiker von 1969 bis 1972 Verteidigungsminister, danach für zwei Jahre Finanzminister. In seine Amtszeit fielen einige wirtschaftliche Krisen, denen er unter anderem mit der Gründung des „Weltwirtschaftsgipfels“ begegnete.
    Helmut Schmidt (*23. Dezember 1918, †10. November 2015) übernahm ab 1974 für acht Jahre den Chefposten im Kanzleramt. Zuvor der SPD-Politiker von 1969 bis 1972 Verteidigungsminister, danach für zwei Jahre Finanzminister. In seine Amtszeit fielen einige wirtschaftliche Krisen, denen er unter anderem mit der Gründung des „Weltwirtschaftsgipfels“ begegnete. © IMAGO | imago/Sven Simon
    Im Kampf gegen die RAF-Terroristen setzte der Mann mit der Zigarette ab 1975 auf eine unnachgiebige Linie, die ihm vor allem Kritik der Opfer-Familien einbrachte. Sein in Schmidts eigener Partei hoch umstrittenes Engagement für den „Nato-Doppelbeschluss“, der die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland als Gegengewicht zur sowjetischen Nuklearmacht vorsah, ließ die sozialliberale Koalition schließlich zerbrechen.
    Im Kampf gegen die RAF-Terroristen setzte der Mann mit der Zigarette ab 1975 auf eine unnachgiebige Linie, die ihm vor allem Kritik der Opfer-Familien einbrachte. Sein in Schmidts eigener Partei hoch umstrittenes Engagement für den „Nato-Doppelbeschluss“, der die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland als Gegengewicht zur sowjetischen Nuklearmacht vorsah, ließ die sozialliberale Koalition schließlich zerbrechen. © picture alliance / Klaus Rose | dpa Picture-Alliance / Klaus Rose
    Helmut Kohl (*3. April 1930, †16. Juni 2017) absolvierte die bislang längste Amtsperiode als Bundeskanzler: von 1982 bis 1998. Zuvor, von 1969 bis 1976, hatte der CDU-Politiker als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz regiert. In den Siebzigerjahren war Kohl mitverantwortlich für einige Kursänderungen in der CDU, deren Vorsitzender er von 1973 bis 1998 war.
    Helmut Kohl (*3. April 1930, †16. Juni 2017) absolvierte die bislang längste Amtsperiode als Bundeskanzler: von 1982 bis 1998. Zuvor, von 1969 bis 1976, hatte der CDU-Politiker als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz regiert. In den Siebzigerjahren war Kohl mitverantwortlich für einige Kursänderungen in der CDU, deren Vorsitzender er von 1973 bis 1998 war. © IMAGO | imago/Sven Simon
    In seine Kanzlerschaft fiel die deutsche Wiedervereinigung, er gilt bis heute als „Kanzler der Einheit“. In der Kritik stand er am Ende seiner politischen Laufbahn wegen der CDU-Spendenaffäre, die ihn letztlich auch den Ehrenvorsitz seiner Partei kostete.
    In seine Kanzlerschaft fiel die deutsche Wiedervereinigung, er gilt bis heute als „Kanzler der Einheit“. In der Kritik stand er am Ende seiner politischen Laufbahn wegen der CDU-Spendenaffäre, die ihn letztlich auch den Ehrenvorsitz seiner Partei kostete. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | dpa Picture-Alliance / Stephanie Pilick
    Gerhard Schröder (*7. April 1944) wurde 1998 nach acht Jahren als niedersächsischer Ministerpräsident zum Bundeskanzler gewählt. Der Sozialdemokrat blieb bis 2005 im Amt und an der Spitze der ersten rot-grünen Bundesregierung. Seine Regierung schickte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in einen bewaffneten Konflikt – zur Befriedung des Kosovo.
    Gerhard Schröder (*7. April 1944) wurde 1998 nach acht Jahren als niedersächsischer Ministerpräsident zum Bundeskanzler gewählt. Der Sozialdemokrat blieb bis 2005 im Amt und an der Spitze der ersten rot-grünen Bundesregierung. Seine Regierung schickte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in einen bewaffneten Konflikt – zur Befriedung des Kosovo. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
    Seine zweite Amtszeit „verdiente“ sich Schröder vor allem mit dem Krisenmanagement beim Elbe-Hochwasser 2002. Aus seiner Kanzlerschaft ging die Agenda 2010 hervor, aus der vor allem die „Hartz-Reformen“ bekannt sind. Die Agenda war seiner Zeit so umstritten und brachte ihm so viel Widerstände ein, dass er für 2005 eine vorgezogene Bundestagswahl ansetzte, die Rot-Grün verlor.
    Seine zweite Amtszeit „verdiente“ sich Schröder vor allem mit dem Krisenmanagement beim Elbe-Hochwasser 2002. Aus seiner Kanzlerschaft ging die Agenda 2010 hervor, aus der vor allem die „Hartz-Reformen“ bekannt sind. Die Agenda war seiner Zeit so umstritten und brachte ihm so viel Widerstände ein, dass er für 2005 eine vorgezogene Bundestagswahl ansetzte, die Rot-Grün verlor. © IMAGO | imago/Jürgen Eis
    Mit Angela Merkel (*17. Juli 1954) kam 2005 die erste Frau an die Spitze der Bundesregierung. Zunächst regierte die Christdemokratin von 2005 bis 2009 in einer Großen Koalition mit der SPD, nach der Wahl 2009 mit einem Bündnis aus CDU und FDP – und seit 2013 wieder mit der SPD.
    Mit Angela Merkel (*17. Juli 1954) kam 2005 die erste Frau an die Spitze der Bundesregierung. Zunächst regierte die Christdemokratin von 2005 bis 2009 in einer Großen Koalition mit der SPD, nach der Wahl 2009 mit einem Bündnis aus CDU und FDP – und seit 2013 wieder mit der SPD. © REUTERS | REUTERS / POOL New
    Zuvor hatte sie als Ministerin für Frauen und Jugend (1991 bis 1994) sowie als Umweltministerin (1994 bis 1998) gearbeitet. Seit April 2000 ist Merkel Bundesvorsitzende der CDU.
    Zuvor hatte sie als Ministerin für Frauen und Jugend (1991 bis 1994) sowie als Umweltministerin (1994 bis 1998) gearbeitet. Seit April 2000 ist Merkel Bundesvorsitzende der CDU. © dpa | Jörg Sarbach
    Nach dem Ja zur Großen Koalition ist Merkel am 14. März, sechs Monate nach der Bundestagswahl, zum vierten Mal wiedergewählt worden. In einem Weißen Blazer (bei den ersten Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte sie Eidesformel ab.
    Nach dem Ja zur Großen Koalition ist Merkel am 14. März, sechs Monate nach der Bundestagswahl, zum vierten Mal wiedergewählt worden. In einem Weißen Blazer (bei den ersten Ernennungen trug sie einen schwarzen Blazer) legte sie Eidesformel ab. © dpa | Soeren Stache
    Olaf Scholz (*14. Juni 1958 in Osnabrück) ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er löste  Angela Merkel ab, die im Wahlkampf 2021 nicht mehr für die Union angetreten war. Scholz hatte zuvor in der Großen Koalition als Vizekanzler und Finanzminister gearbeitet.  Scholz gilt als penibler Technokrat.
    Olaf Scholz (*14. Juni 1958 in Osnabrück) ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er löste Angela Merkel ab, die im Wahlkampf 2021 nicht mehr für die Union angetreten war. Scholz hatte zuvor in der Großen Koalition als Vizekanzler und Finanzminister gearbeitet. Scholz gilt als penibler Technokrat. © Bernd von Jutrczenka/dpa/Archivbild
    Zu den großen Krisen seiner Amtszeit gehört der Krieg in der Ukraine, den Russland unter Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begann. Scholz tauschte sich im Sommer 2022 dazu mit den führenden Industrienationen der G7 aus - hier ein Bild mit US-Präsident Joe Biden beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau.
    Zu den großen Krisen seiner Amtszeit gehört der Krieg in der Ukraine, den Russland unter Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begann. Scholz tauschte sich im Sommer 2022 dazu mit den führenden Industrienationen der G7 aus - hier ein Bild mit US-Präsident Joe Biden beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau. © dpa | Michael Kappeler
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    …. und zwar welche?

    Kramp-Karrenbauer: Die Autokonzerne sollen Strafzahlungen, die sie leisten müssen, nicht mehr an den Staatshaushalt überweisen. Dieses Geld sollte stattdessen in einen Fonds fließen, aus dem dann Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität finanziert oder Entschädigungen an Autofahrer gezahlt werden.

    Mit Ihrer Kandidatur für den Parteivorsitz gehen Sie volles Risiko. Ihr Amt als Ministerpräsidentin im Saarland haben Sie aufgegeben, als Generalsekretärin werden Sie ins Konrad-Adenauer-Haus nicht zurückkehren. Wie findet das eigentlich Ihre Familie?

    Kramp-Karrenbauer: Meine Familie unterstützt mich. Natürlich fühlt es sich immer noch seltsam an, dass ich nur am Wochenende zu Hause bin. Aber meine Kinder wissen: Wenn es hart auf hart kommt, lasse ich alles stehen und liegen, um für sie da zu sein. Am Montag nach der Hessen-Wahl blieb nicht viel Zeit, den nächsten Schritt zu diskutieren. Angela Merkels Rückzug als Parteivorsitzende kam auch für mich überraschend. Ich konnte meinem Mann gerade noch eine SMS schicken, dass ich kandidiere, damit er es zumindest von mir original erfährt.

    Was hat Ihr Mann geantwortet?

    Kramp-Karrenbauer: Er war auch unterwegs, daher konnte er erst später antworten. Aber er war dankbar, dass ich ihn vorgewarnt habe, bevor er von einem Dritten angesprochen wird.