Berlin. Künstler, Schauspieler und Journalisten wollen, dass Seehofer zurücktritt. In einem gemeinsamen Brief drücken sie ihren Unmut aus.

Immer mehr Prominente aus Kunst und Kultur fordern Horst Seehofer (CSU) auf, sein Amt als Innenminister niederzulegen. In einem gemeinsamen Brief vom Freitag heißt es: „Seehofer beschädigt die Werte unserer Verfassung“. Der Innenminister eine das Land nicht, sondern spalte es: „Sein Verhalten ist provozierend, rückwärtsgewandt und würdelos gegenüber den Menschen. So verstellt er den Weg in eine zukunftsfähige deutsche Gesellschaft“.

„Wir sind entsetzt“, heißt es in dem Schreiben mit dem Titel „Würde, Verantwortung, Demokratie“. Bestsellerautor und Initiator des Schreibens, Moritz Rinke, konnte zahlreiche Kulturschaffende mobilisieren, zu denen unter anderem Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und Berlinale-Chef Dieter Kosslick gehören.

Unterzeichner: Seehofer nimmt Migranten in Geiselhaft

Auch Schauspieler wie Peter Lohmeyer, Jochen Busse, Burghart Klaußner, Meret Becker und Hugo Egon Balder, die Musikerin Inga Humpe, Filmemacher wie Emily Atef, Andres Veiel und Dietrich Brüggemann sowie Autorinnen wie Judith Schalansky, Ronja von Rönne und Terezia Mora gehören zu den Unterzeichnern.

Von oben links im Uhrzeigersinn: Schauspielerin Meret Becker, die Autorinnen Terezia Mora, Judith Schalansky, Bestseller-Autor Moritz Rinke, Schauspieler Hugo Egon Balder und Journalist Günter Wallraff.
Von oben links im Uhrzeigersinn: Schauspielerin Meret Becker, die Autorinnen Terezia Mora, Judith Schalansky, Bestseller-Autor Moritz Rinke, Schauspieler Hugo Egon Balder und Journalist Günter Wallraff. © dpa

Die Kulturschaffenden zeigen sich entsetzt darüber, „dass der Bundesinnenminister fortwährend die Arbeitsfähigkeit der Bundesregierung sabotiere und dem internationalen Ansehen des Landes schadet; dass er die Migrationsfrage zur ‘Mutter aller politischen Probleme’ erklärt und damit 18,6 Millionen Menschen, die mit migrantischen Wurzeln in Deutschland leben, in Geiselhaft nimmt und als eine Ursache dieser ‘Probleme’ hinstellt“.

Nicht die erste Rücktrittsforderung

In dem Brief wird Seehofer zudem vorgeworfen, dass er die rassistischen und kriminellen Übergriffe bei der Chemnitzer Demonstration bagatellisiere. Und: „Seine enthemmten Bierzeltreden und unschlüssigen Pressekonferenzen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich der Ton der politischen Auseinandersetzung in diesem Land öffentlich verschärft – und dass dadurch auch die AfD ihre rechtspopulistische und rechtsradikale Entgleisungsrhetorik immer weitertreibt.“

Nach Abschiebe-"Witz": Seehofer weist Rücktrittsforderungen zurück

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    Die Forderung am Ende des Aufrufs lautet: „Seehofer sollte – noch vor der Landtagswahl in Bayern – vom Amt des Bundesinnenministers zurücktreten.“ In Bayern wird am 14. Oktober gewählt.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Forderungen nach Seehofers Rücktritt laut werden. Zuletzt als Seehofer ein flapsige Bemerkung zu einem der 69 Afghanen machte, der sich nach seiner Abschiebung in Kabul das Leben genommen hatte. (dpa/fkm)