Brüssel. US-Präsident Donald Trump brüskiert die Europäer – und verwirft die Idee der Zollfreiheit für alle Autoexporte als „nicht gut genug“.

Für ein paar Wochen schien es, als sei der Handelskrieg zwischen den USA und Europa abgewendet. Mitte Juli hatten sich US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker überraschend darauf verständigt, lieber über ein Handelsabkommen zu verhandeln als weiter gegenseitig an der Zoll-Schraube etwa für Autos zu drehen.

Doch jetzt meldet sich Trump mit der altbekannt aggressiven Rhetorik zurück: „Die Europäische Union ist fast so schlimm wie China, nur kleiner“, schimpfte Trump in einem Bloomberg-Interview. Und brüsk wies er ein neues Angebot von Handelskommissarin Cecilia Malmström zurück, Europa und Amerika sollten ihre Autozölle gegenseitig auf null reduzieren. Der Vorschlag sei „nicht gut genug“.

Brüssel erinnert an den vereinbarten „Waffenstillstand“

Juncker reagierte in Brüssel irritiert. Er habe sich mit Trump doch „auf eine Art Waffenstillstand geeinigt“, sagte er. Solche Vereinbarungen seien manchmal in Gefahr, würden aber meist eingehalten, erklärte Juncker Richtung Washington. Und was, wenn Trump doch neue Zölle auf Autoimporte aus den EU einführt? „Dann passiert, dass wir das auch tun“, stellte Juncker klar.

Das Scharmützel ist wohl nur ein Vorgeschmack auf die nächsten Monate. Denn so groß die Erleichterung in Brüssel und vielen Hauptstädten des Kontinents war, dass Juncker den Handelskrieg abgewendet hat – wenige Wochen vor dem Start der Verhandlungen über ein EU-USA-Handelsabkommen Mitte September macht sich auf EU-Ebene Ernüchterung breit.

Inszeniert Trump den großen Krach vor den Zwischenwahlen?

Bislang hat es trotz des Zeitdrucks nur Sondierungsgespräche gegeben, ein erstes Treffen der Chefunterhändler Cecilia Malmström und Robert Lighthizer ist nun für den 10. September geplant. Schon wird ein düsteres Szenario diskutiert: Trump ziehe die Gespräche in die Länge, um kurz vor den Halbzeit-Wahlen im November den großen Krach zu inszenieren und doch Autozölle einzuführen; so wolle er seine Wähler maximal beeindrucken.

„Es ist schwer vorherzusagen, welche Haltbarkeit die Handelsversprechen von Trump haben“, sagt der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD). Wenn Trump „wieder auf Konfrontation aus ist, müssen wir Europäer gemeinsam und entschieden antworten“.

Auch das Parlament setzt die EU-Kommission unter Druck

Allerdings drohen die EU-Verhandler nun von zwei Seiten unter Druck zu geraten. Denn im EU-Parlament wird Kritik an der Brüsseler Strategie laut. Die Kommission könne nur auf Basis eines vom Parlament und den Mitgliedsländern erteilten Mandats verhandeln, mahnt Ausschuss-Chef Lange. Formale Verhandlungen dürfe es überhaupt nur geben, wenn vorher Trumps Drohung mit neuen Autozöllen klar vom Tisch sei und die Stahlzölle zurückgenommen seien.

Donald Trump: Schräge Fotomomente

In seinem ersten Jahr als US-Präsident hat Donald Trump mit vielen Konventionen gebrochen – und mit seinem Verhalten für viel Aufsehen gesorgt. Das ging gleich gut los am Tag seiner Vereidigung: Als die Trumps am 20. Januar 2017 am Weißen Haus ankommen, um mit den Obamas vor der Zeremonie Tee zu trinken, lässt der künftige Präsident seine Frau Melania einfach stehen und geht schon mal die Stufen hinauf.
In seinem ersten Jahr als US-Präsident hat Donald Trump mit vielen Konventionen gebrochen – und mit seinem Verhalten für viel Aufsehen gesorgt. Das ging gleich gut los am Tag seiner Vereidigung: Als die Trumps am 20. Januar 2017 am Weißen Haus ankommen, um mit den Obamas vor der Zeremonie Tee zu trinken, lässt der künftige Präsident seine Frau Melania einfach stehen und geht schon mal die Stufen hinauf. © REUTERS | Jonathan Ernst
Eine der letzten Amtshandlungen des noch amtierenden Präsidenten Barack Obama und der scheidenden First Lady Michelle: der nächsten First Lady Melania das Gefühl geben, willkommen zu sein. Das Bild, das dabei entstand, sprach für viele Betrachter Bände.
Eine der letzten Amtshandlungen des noch amtierenden Präsidenten Barack Obama und der scheidenden First Lady Michelle: der nächsten First Lady Melania das Gefühl geben, willkommen zu sein. Das Bild, das dabei entstand, sprach für viele Betrachter Bände. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
War da was? Beim ersten Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim neuen US-Präsidenten am 17. März 2017 ist auf Videos vom Fototermin im Oval Office deutlich zu hören, wie die deutsche Regierungschefin Trump fragt, ob er fürs Foto Hände schütteln wolle. Tump schien Merkel zu ignorieren, dieses Bild sorgte für viel Aufsehen, nicht nur in Deutschland. Trump erklärte später, er habe Merkels Frage nicht gehört. Dass er ihr nicht die Hand geben wollte, war tatsächlich eine Überinterpretation vieler Medien – die beiden hatten sich an dem Tag bereits mehrmals Hände geschüttelt.
War da was? Beim ersten Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim neuen US-Präsidenten am 17. März 2017 ist auf Videos vom Fototermin im Oval Office deutlich zu hören, wie die deutsche Regierungschefin Trump fragt, ob er fürs Foto Hände schütteln wolle. Tump schien Merkel zu ignorieren, dieses Bild sorgte für viel Aufsehen, nicht nur in Deutschland. Trump erklärte später, er habe Merkels Frage nicht gehört. Dass er ihr nicht die Hand geben wollte, war tatsächlich eine Überinterpretation vieler Medien – die beiden hatten sich an dem Tag bereits mehrmals Hände geschüttelt. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft machte Donald Trumps eigenwillige Art, Hände zu schütteln, viele Schlagzeilen. Dass es noch eigenwilliger geht, bewiesen die Teilnehmer des Asean-Gipfels im philippinischen Manila dem US-Präsidenten. Sie haben den ganz besonderen Asean-Handshake. Und der stellte Trump zunächst vor mittelgroße Probleme.
In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft machte Donald Trumps eigenwillige Art, Hände zu schütteln, viele Schlagzeilen. Dass es noch eigenwilliger geht, bewiesen die Teilnehmer des Asean-Gipfels im philippinischen Manila dem US-Präsidenten. Sie haben den ganz besonderen Asean-Handshake. Und der stellte Trump zunächst vor mittelgroße Probleme. © REUTERS | Jonathan Ernst
Schließlich hatte es aber auch Trump verstanden.
Schließlich hatte es aber auch Trump verstanden. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
Für viel Spott nicht nur in den sozialen Medien sorgte ein Bild, dass bei Donald Trumps erster Auslandsreise als US-Präsident im saudi-arabischen Riad entstand: Bei der Eröffnungszeremonie für das „Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologie“ legten Trump (in Begleitung von First Lady Melania), der saudische König Salman bin Abdulaziz al-Saud (2.v.l.) und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi (l.) ihre Hände auf eine leuchtende Kugel. Das Bild könne sehr gut als Beleg für Verschwörungstheorien herhalten, witzelten viele Twitterer.
Für viel Spott nicht nur in den sozialen Medien sorgte ein Bild, dass bei Donald Trumps erster Auslandsreise als US-Präsident im saudi-arabischen Riad entstand: Bei der Eröffnungszeremonie für das „Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologie“ legten Trump (in Begleitung von First Lady Melania), der saudische König Salman bin Abdulaziz al-Saud (2.v.l.) und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi (l.) ihre Hände auf eine leuchtende Kugel. Das Bild könne sehr gut als Beleg für Verschwörungstheorien herhalten, witzelten viele Twitterer. © picture alliance / abaca | dpa Picture-Alliance / AA/ABACA
Gar nicht lustig fanden viele das, was Trump am 23. Mai 2017 nach seinem Besuch in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem im Gästebuch hinterließ.
Gar nicht lustig fanden viele das, was Trump am 23. Mai 2017 nach seinem Besuch in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem im Gästebuch hinterließ. © REUTERS | Jonathan Ernst
„Es ist eine große Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein – so fantastisch + werde es nie vergessen“, schrieb Trump, nachdem er mit Gattin Melania einen Kranz niedergelegt hatte. Viele hielten die Wortwahl Trumps dieses Ortes und Anlasses für völlig unangemessen.
„Es ist eine große Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein – so fantastisch + werde es nie vergessen“, schrieb Trump, nachdem er mit Gattin Melania einen Kranz niedergelegt hatte. Viele hielten die Wortwahl Trumps dieses Ortes und Anlasses für völlig unangemessen. © REUTERS | POOL New
Unangemessen ist auch eine treffende Beschreibung für Donald Trumps Aussage im Angesicht der französischen Première Dame Brigitte Macron:„Sie sind wirklich gut in Form“, sagte der 71-Jährige, als er im Juli 2017 zum ersten Mal die 64-jährige Frau des damals 39 Jahre alten französischen Präsidenten Emmanuel Macron (r., mit Melania Trump, 47) traf. Weite Teile der politisch interessierten Menschheit erlebten ein schweren Fall von Fremdscham.
Unangemessen ist auch eine treffende Beschreibung für Donald Trumps Aussage im Angesicht der französischen Première Dame Brigitte Macron:„Sie sind wirklich gut in Form“, sagte der 71-Jährige, als er im Juli 2017 zum ersten Mal die 64-jährige Frau des damals 39 Jahre alten französischen Präsidenten Emmanuel Macron (r., mit Melania Trump, 47) traf. Weite Teile der politisch interessierten Menschheit erlebten ein schweren Fall von Fremdscham. © REUTERS | POOL New
Unglaube und Spott waren verbreitete Reaktionen, als Präsident Trump am 21. August 2017 ohne Schutzbrille in die Sonne blickte, um die Sonnenfinsternis über den USA zu beobachten. First Lady Melania hatte auf die unzähligen Warnungen gehört und sah sich das Himmelsphänomen mit Schutzbrille an.
Unglaube und Spott waren verbreitete Reaktionen, als Präsident Trump am 21. August 2017 ohne Schutzbrille in die Sonne blickte, um die Sonnenfinsternis über den USA zu beobachten. First Lady Melania hatte auf die unzähligen Warnungen gehört und sah sich das Himmelsphänomen mit Schutzbrille an. © picture alliance / abaca | dpa Picture-Alliance / Sachs Ron/CNP/ABACA
Er ist kein eleganter Mann, soviel ist klar. Schon mehrfach haben Bilder wie dieses das Netz erfreut: Twitterer machen sich mit großem Vergnügen über die ungeschickte Haltung des Präsidenten beim Trinken lustig.
Er ist kein eleganter Mann, soviel ist klar. Schon mehrfach haben Bilder wie dieses das Netz erfreut: Twitterer machen sich mit großem Vergnügen über die ungeschickte Haltung des Präsidenten beim Trinken lustig. © REUTERS | REUTERS / KEVIN LAMARQUE
Kein bisschen witzig fanden die meisten Trumps Auftritt in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan, nachdem Hurrikan Maria das Außengebiet der USA verwüstet hatte. Der US-Präsident traf auf Bewohner und warf Küchenrollen in die Menge, als wären es Basketbälle.
Kein bisschen witzig fanden die meisten Trumps Auftritt in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan, nachdem Hurrikan Maria das Außengebiet der USA verwüstet hatte. Der US-Präsident traf auf Bewohner und warf Küchenrollen in die Menge, als wären es Basketbälle. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
Der US-Präsident verabschiedete sich von Menschen in dem in weiten Teilen zerstörten Gebiet mit „have a good time“ – „schöne Zeit euch noch“.
Der US-Präsident verabschiedete sich von Menschen in dem in weiten Teilen zerstörten Gebiet mit „have a good time“ – „schöne Zeit euch noch“. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
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Diese Bedingung hatte auch die EU-Kommission stets bekräftigt, bis Juncker beim Gespräch mit Trump einlenkte. Damit hatte Juncker auch die EU-Chefunterhändlerin Malmström überrumpelt, die beim Deal im Weißen Haus nur eine Nebenrolle gespielt haben soll. Im EU-Parlament stellte sich Malmström diese Woche aber loyal vor ihren Chef: Von Zugeständnissen der EU an Trump könne keine Rede sein, versicherte sie den Abgeordneten.

Die US-Regierung will neue Strafzölle gegen China verhängen

Streit droht, aber erst später. Vorerst blickt man in Brüssel mit Sorge auf einen anderen Konflikt: Trump zeigt sich jetzt entschlossen, neue Strafzölle gegen China zu verhängen. Er werde Abgaben auf weitere chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar nächste Woche in Kraft setzen lassen, unter anderem für Technologie-Produkte und Textilien, hieß es in Washington. An den Börsen kam es wegen der Furcht vor einem Handelskrieg am Freitag zu Kursverlusten.

Handelsstreit: So schießt Donald Trump gegen die EU

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