Berlin. Teilweise in letzter Minute werden viele Abschiebungen abgebrochen – oft auf Drängen von Piloten. Die Bundespolizei ist verärgert.

Um sieben Uhr früh landet die Boeing 737-800 in Kabul, an Bord 15 abgelehnte Asylbewerber, 43 Polizisten, ein Arzt. Ende einer Abschiebeaktion. Zwei Menschen konnten ihr am Mittwoch offenbar knapp entgehen – auf Beschluss eines Gerichts vom Vorabend.

Von Januar bis März dieses Jahres wurden nach Angaben der Bundespolizei 5548 Asylbewerber zurückgeführt, in fast genauso vielen Fällen wurden Abschiebungen im Vorfeld storniert, 4752-mal. Die Menschen tauchen unter, werden krank, wehren sich vor Gericht oder leisten offen Widerstand, in 75 Fällen so beharrlich und vor allem so heftig, dass die Flugkapitäne – tatsächlich in letzter Minute – ihre Beförderung verweigerten.

Von den Sicherheitsbehörden wird jeder Fall mit Argwohn registriert. Wie groß der unterdrückte Ärger darüber ist, liest man zwischen den Zeilen der Erklärung der Bundespolizei gegenüber unserer Redaktion.

Die „Personenbegleiter“, im Klartext: die Beamten, stellten sicher, „dass von der rückzuführenden Person keine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung an Bord des Luftfahrzeuges ausgeht“. Und doch sagen Piloten oft Nein, über 300-mal im Jahr 2017.

Abschiebungen nach Afghanistan sind Politikum

Die Entscheidungen der Piloten sind ein Grund, warum die Behörden, zumal für Sammelabschiebungen, zunehmend von Linienflügen absehen und Maschinen chartern, am Dienstag für den Flug von Frankfurt nach Afghanistan zum Beispiel von einer tschechischen Airline. Die Sondermaschinen sind teurer als Linienflüge, dafür ist den Piloten klar, was sie sich zumuten.

Abschiebungen sind buchstäblich das Letzte, Endpunkt und hässlichstes Kapitel deutscher Ausländerpolitik. Es ist keine freiwillige, sondern eben eine erzwungene Rückkehr und für die betroffenen Menschen nicht selten der Absturz in die Hoffnungslosigkeit. Ein Politikum sind insbesondere die Abschiebungen nach Afghanistan, weil die Sicherheitslage am Hindukusch als dramatisch gilt.

Nahezu vor jeder Rückführung nach Kabul protestieren Menschenrechtsaktivisten, 120 Demonstranten waren es allein am Dienstagabend auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. Sie forderten ein Abschiebe-Moratorium für Afghanistan und hielten viele Transparente hoch. „Stoppt Deportation“ war da zu lesen oder auch „2015 gab es 7500 Verletzte in Afghanistan“.

Horst Seehofer hat kein Verständnis für Proteste

Wenn eine Abschiebung nach Afghanistan quasi ein Himmelfahrtskommando ist, dann mutet die Regierung es laut Bundesinnenministerium jedenfalls nur Straftätern, Gefährdern und Personen zu, „die sich hartnäckig einer Identitätsfeststellung verweigern“. So wie die 15 Männer aus Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Hessen und Schleswig-Holstein, die in der Nacht auf Mittwoch zurückgeführt wurden.

Für Proteste hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) kein Verständnis. Er will „wieder zum normalen Vollzug kommen. Da ist der deutsche Rechtsstaat noch zu lasch“. Das ist eine Haltung, die sich leichter verordnen als vorleben lässt. „Jeder Pilot ist auch Mensch und hat unter Umständen Mitleid“, sagt Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit.

Bei der Bundespolizei setzt man Freiwillige ein, die eigens geschult werden. Mit der Situation bei Abschiebungen „muss man als Beamter klarkommen“, weiß Berthold Hauser von der Gewerkschaft der Polizei, der selbst an die 200 Abschiebungen mitgemacht hat.

Die Situationen seien nicht immer einfach. Zwar fügen sich die meisten Betroffenen dem Schicksal und verhalten sich friedlich, aber es kommt immer wieder vor, dass jemand tritt, spuckt, schreit, sich verletzt oder unvermittelt zuschlägt. So erging es neulich einem Kollegen Hausers auf dem Flug über Brüssel nach Conakry (Guinea). Bis Brüssel war der Mann friedlich, danach rastete er aus, schlug dem Beamten ins Gesicht und brach ihm das Nasenbein.

Der Pilot hat das letzte Wort

Abschiebeflüge tauchen auf keiner Flugtafel auf. Die Ausländerbehörde bringt die Betroffenen zum Flughafen und übergibt sie der Bundespolizei, zwei bis drei Beamten pro Person. Bei Linienflügen nehmen sie immer in der letzten Reihe Platz, um wenig aufzufallen. Die Beamten melden sich beim Piloten oder Purser an. „Es gibt Piloten, die sieht man gar nicht.“

Aber Hauser erinnert sich auch, wie er die Gangway zur Maschine hochgeht, mit einem Kollegen jemanden die Treppe hochtragen muss „und dann kommt der Pilot raus, winkt mit dem Finger und sagt, den nehmen wir nicht mit“. Dann macht die Polizei unverrichteter Dinge kehrt. Denn der Pilot hat das letzte Wort.

Cockpit-Mann Handwerg betont, „wir entscheiden nicht, wer abgeschoben wird. Wir sind zur Beförderung verpflichtet“. Nach dem Luftsicherheitsgesetz, Paragraf zwölf, hat der Flugkapitän für Sicherheit und Ordnung an Bord zu sorgen. „Wir dürfen grundsätzlich wie bei jedem anderen Passagier die Beförderung nur dann ablehnen, wenn wir eine Gefahr für ihn oder andere Passagiere sehen“, so Handwerg.

„Wenn jemand an Bord kommt, der gewalttätig wird und sich aggressiv verhält, muss der Kapitän die Beförderung überdenken.“ Die Piloten handeln nicht aus Gewissens-, sondern aus Sicherheitsgründen, zum Schutz der übrigen Passagiere.

Die Träume der Flüchtlingskinder

„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“  des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit.
„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“ des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Gerald Kelsall/iko/Shutterstock.com
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich).
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich). © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Image Source Trading Ltd /Shutterstock.com
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke.
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke. © © UNHCR/Humans of Amsterdam
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden.
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/popcatter/Shutterstock.com
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Bernatskaya Oxana/Shutterstock.com
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben.
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Maggy Meyer/Shutterstock.com
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“.
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“. © ©Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/petoei/andrea crisante/andrewvect/kasha_malasha/Shutterstock.com
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben.
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Juhku/Shutterstock.com
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen.
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Dimedrol68/Shutterstock.com
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/kzww/Shutterstock.com
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz.
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerss/UNHCR/Claudio Divizia/Shuttershock.com
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Lufthansa und Germanwings brechen am häufigsten ab

Die Erfahrungen von Polizisten und die Statistik lassen vermuten, dass auch Ansehen eine Rolle spielen könnte, gerade bei den renommierten Airlines. Was können sie ihren Gästen zumuten? Es fällt auf, dass die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings 2017 die Liste der Fluggesellschaften anführen, deren Piloten Abschiebungen abgebrochen haben, 83-mal bei Lufthansa, 45-mal bei Germanwings, schon mit weitem Abstand folgt an dritter Stelle Qatar Airways (23).

Es gibt auch Fluggesellschaften, die selbst für die Sicherheit sorgen, etwa Bulgaria Air und Georgian Airways, und Staaten wie Algerien, Serbien und Montenegro, die für Rückführungen eigene Polizisten einsetzen.

Wie viele Beamte benötigt werden, hängt davon ab, wie viel Widerstand erwartet wird. Als am 7. November 2017 eine Chartermaschine von Hannover Richtung Pakistan abhebt, kommen auf nur fünf Asylbewerber 20 Bundesbeamte. Bei Abschiebungen mit der Europäischen Grenzagentur Frontex trägt die EU-Behörde die Kosten für das Fluggerät. Für den Flug von Frankfurt nach Mazedonien am 16. März 2017 berechnet Danish Air Transport 104.734 Euro – für gerade mal 43 Rückzuführende.

Seehofer macht Druck, Bundespolizei gibt ihn weiter

Die Konfliktsituationen werden sich verschärfen. „Der politische Druck wird uns zu Recht alle zwingen, den Rückführungsprozess insgesamt zu optimieren“, sagte der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, Anfang März auf den Potsdamer Luftsicherheitstagen. Er wolle aber „nicht sagen, dass wir hier den Konflikt suchen“. Der Adressat von Romanns verdeckter Warnung war leicht zu erkennen: Die Piloten, die 2016 noch 139-mal, ein Jahr später aber schon 314-mal Abschiebungen verhinderten. So wird der Druck von oben nach unten gegeben, vom Minister auf die Behörde, von der Polizei auf die Flugkapitäne.

Zahlenmäßig fallen 314 Fälle bei jährlich fast 22.000 Abschiebungen auf dem Luftweg – 2011 auf dem Landweg und 51 auf dem Seeweg – nicht ins Gewicht, qualitativ ist jeder Fall ein Ärgernis für die Polizei. Eine Abschiebung, die in letzter Minute scheitert, ist nach Polizeilogik eine verpasste Gelegenheit.