Berlin. Ingo Zamperoni hat ein neues USA-Buch geschrieben. Das Land wird ihm fremd – nicht nur, weil sein Schwiegervater Donald Trump wählte.

Als Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde, war das für viele ein Schock. Ingo Zamperoni ging es ähnlich. „Aber heute halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass Trump für eine zweite Amtszeit gewählt wird“, sagte Zamperoni im Gespräch mit unserer Redaktion.

Als Moderator der „Tagesthemen“ ist der 44-Jährige einem Millionen-Publikum bekannt. Seine Liebe gehört den USA. Dort arbeitete er lange als Korrespondent für die ARD, hat das Land bereist. Seine Frau ist Amerikanerin. Doch seit Trumps Wahl sieht Zamperoni Amerika mit anderen Augen.

„Die Veränderung ist teilweise so weitreichend, dass die USA in kürzester Zeit ein noch fremderes Land geworden sind, als sie es für viele zuvor schon gewesen waren“, schreibt der Journalist in seinem neuen Buch „Anderland“ (Ullstein Verlag, ca. 18 Euro).

„Trump ist ein Tyrann. Aber er ist unser Tyrann“

Zamperoni berichtet darin von seinen Reisen durch das Land der Trump-Wähler, von seinen Begegnungen mit Trump-Anhängern vor und nach der Wahl. Menschen, die den Präsidenten jetzt stärker unterstützen denn je.

Da ist Keith Cooper, Sheriff in Kentucky, der sich täglich mit der Drogenkriminalität herumschlägt. Cooper hält den Präsidenten für einen „verrückten Typen“, ihm gefällt aber sein Patriotismus. Oder die Stahl-Managerin Jackie Kulback. Sie sagt, Trump sei zwar ein „bully“, also ein Tyrann und Großmaul. „Aber wenigstens ist er unser bully. Endlich einer, der für meine Seite kämpft.“ „Viele von Trumps Wählern sind heute überzeugter denn je, dass sie den richtigen gewählt haben“, bilanziert Zamperoni im Gespräch.

Eine Entwicklung, die aus der europäischen Fernsicht abwegig oder gar absurd erscheint. Zamperoni fand diese Einstellung jedoch immer öfter bei seinen Gesprächspartner. Je weiter er sich von der Hauptstadt Washington weg bewegte, desto öfter.

„Trump geht es immer ums Gewinnen“

„In Europa gilt Trump als großer Lügner“, so der Autor. „Aber er hat auch viel von dem gemacht, was er angekündigt hatte: Steuersenkungen, die Ernennung konservativer Richter, der Ausstieg aus dem Iran-Vertrag. Seine Anhänger honorieren das. „Und je größer der Aufschrei gegen seine Politik ist, desto größer wird der Rückhalt bei seiner Wählerschaft.“ Dem Präsidenten selbst sei Kritik ohnehin egal: „Trump geht es immer ums Gewinnen, um nichts anderes.“

Aber „Anderland“ ist kein Buch über Trump, sondern eines über den Wandel, der sich in den USA vollzieht. Zamperoni: „Nach Trumps Präsidentschaft wird das Land ein anderes sein als es heute ist.“ Er ist sicher, dass der Präsident die USA auf Dauer verändern wird. „Es wird nach Trump schwieriger sein, zu kommunizieren. Der Ton in den USA ist schon jetzt aggressiver geworden.“

„Anderland“ ist ein sehr persönliches Buch. Immer wieder verbindet sich Politisches mit Privatem. Die Suche nach den Gründen für den Erfolg Trumps etwa führt Zamperoni in die eigene Familie: Sein Schwiegervater ist Trump-Wähler.

Für ihn ist ein Präsident namens Donald Trump kein Grund, sich abzuwenden von den USA: „Trotz der Wahl Trumps bleibt für mich die Faszination für die USA als Land und für die seine Menschen. Diese Faszination lasse ich mir auch von Trump nicht nehmen.“