Kaum ein Name steht in Deutschland so für „1968“ wie Rudi Dutschke. Am 11. April 1968 schoss ein Attentäter auf den Studentenführer.

Kaum ein Name steht in Deutschland so für „1968“ wie Rudi Dutschke. Er war die zentrale Figur der Studentenbewegung der 1960er Jahre in West-Berlin und Westdeutschland. Am 11. April 1968 wurde er in Berlin von Josef Bachmann niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Er starb am 24. Dezember 1979 an den Folgen des Attentats. Bilder aus seinem kurzen Leben.
Kaum ein Name steht in Deutschland so für „1968“ wie Rudi Dutschke. Er war die zentrale Figur der Studentenbewegung der 1960er Jahre in West-Berlin und Westdeutschland. Am 11. April 1968 wurde er in Berlin von Josef Bachmann niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Er starb am 24. Dezember 1979 an den Folgen des Attentats. Bilder aus seinem kurzen Leben. © dpa | Wilhelm Bertram
Obwohl er selbst aus bürgerlichen Verhältnissen stammte, war sein Feind immer das „Establishment“. Geboren am 7. März 1940 – als Sohn eines Postbeamten – war der Wehrdienstverweigerer am 11. August 1961 mit 21 Jahren aus seiner Heimat Luckenwalde im heutigen Brandenburg nach Westberlin gezogen. Zwei Tage später begann der Mauerbau.
Obwohl er selbst aus bürgerlichen Verhältnissen stammte, war sein Feind immer das „Establishment“. Geboren am 7. März 1940 – als Sohn eines Postbeamten – war der Wehrdienstverweigerer am 11. August 1961 mit 21 Jahren aus seiner Heimat Luckenwalde im heutigen Brandenburg nach Westberlin gezogen. Zwei Tage später begann der Mauerbau. © dpa | Hannes Hemann
In der DDR war Dutschke eine akademische Ausbildung zum Sportjournalisten versagt worden. Im Westteil des zerschnittenen Berlins studierte er Soziologie.
In der DDR war Dutschke eine akademische Ausbildung zum Sportjournalisten versagt worden. Im Westteil des zerschnittenen Berlins studierte er Soziologie. © dpa | Fritz Reiss
Von 1966 an organisierte er Demonstrationen gegen die Große Koalition in Bonn und entwickelte sich zum führenden Kopf innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Diese Aufnahme vom 18. Februar 1968 zeigt ihn an der Spitze eines Demonstrationszuges gegen den Vietnamkrieg mit dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Erich Fried (l.).
Von 1966 an organisierte er Demonstrationen gegen die Große Koalition in Bonn und entwickelte sich zum führenden Kopf innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Diese Aufnahme vom 18. Februar 1968 zeigt ihn an der Spitze eines Demonstrationszuges gegen den Vietnamkrieg mit dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Erich Fried (l.). © dpa | Chris Hoffmann
Der charismatische Redner prägte zu Zeiten der Großen Koalition die so genannte außerparlamentarische Opposition (APO) und avancierte zum Idol der Studentenbewegung. Dutschke sprach damals von „Provokationen, ohne die wir nicht wahrgenommen werden“. Dieses Foto entstand im Oktober 1979 auf einer Wahlkundgebung der Bremer „Grünen Liste
Der charismatische Redner prägte zu Zeiten der Großen Koalition die so genannte außerparlamentarische Opposition (APO) und avancierte zum Idol der Studentenbewegung. Dutschke sprach damals von „Provokationen, ohne die wir nicht wahrgenommen werden“. Dieses Foto entstand im Oktober 1979 auf einer Wahlkundgebung der Bremer „Grünen Liste" zur Bürgerschaftswahl. Er trat entschieden gegen den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken ein. © dpa | Werner Schilling
Während des 19. Bundesparteitages der FDP in der Freiburger Stadthalle führten im Januar 1968 vor der Halle vor über 2000 Zuschauern der FDP-Politiker Ralf Dahrendorf (Mitte) und der Studentenführer und SDS-Chefideologe eine Diskussion.
Während des 19. Bundesparteitages der FDP in der Freiburger Stadthalle führten im Januar 1968 vor der Halle vor über 2000 Zuschauern der FDP-Politiker Ralf Dahrendorf (Mitte) und der Studentenführer und SDS-Chefideologe eine Diskussion. © dpa | Fritz Reiss
Im April 1968, dem Höhepunkt der Studenten- und Vietnamdemonstrationen, wurde der Revolutionär auf dem Berliner Kurfürstendamm mit drei Schüssen niedergestreckt. Er überlebte. Das Foto zeigt Dutschkes Fahrrad nach dem Attentat am 11. April 1968 vor der Geschäftsstelle des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).
Im April 1968, dem Höhepunkt der Studenten- und Vietnamdemonstrationen, wurde der Revolutionär auf dem Berliner Kurfürstendamm mit drei Schüssen niedergestreckt. Er überlebte. Das Foto zeigt Dutschkes Fahrrad nach dem Attentat am 11. April 1968 vor der Geschäftsstelle des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). © dpa | Chris Hoffmann
Der 23jährige Hilfsarbeiter Josef Bachmann war für das Attentat verantwortlich. Sein Tatmotiv: Hass auf Kommunisten und alle, die er dafür hält. Er legte ein volles Geständnis ab. 1969 verurteilte ihn das Berliner Schwurgericht wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Zuchthaus. In der Untersuchungshaft versuchte er mehrfach vergeblich, sich das Leben zu nehmen. Dutschke schrieb ihm Briefe. Ein Auszug: „Selbstmord ist feige, besonders wenn man ein langes Leben vor sich hat. Mit Sicherheit werden Sie in nicht allzu langer Zeit ein freies und neues Leben beginnen können.“ Dutschke schrieb auch über „die Schweine der herrschenden Institutionen“, und dass die Studentenbewegung sich um die Belange der „abhängigen Massen unseres Volkes“ kümmern wolle. Bachmann antwortete. Im einem Brief aus dem Januar 1969 hieß es: „Ich möchte nochmals mein Bedauern über das aussprechen, was ich Ihnen angetan habe.“ Im Februar 1970 beging Bachmann Selbstmord. Er zog sich in seiner Zelle eine Plastiktüte über den Kopf.
Der 23jährige Hilfsarbeiter Josef Bachmann war für das Attentat verantwortlich. Sein Tatmotiv: Hass auf Kommunisten und alle, die er dafür hält. Er legte ein volles Geständnis ab. 1969 verurteilte ihn das Berliner Schwurgericht wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Zuchthaus. In der Untersuchungshaft versuchte er mehrfach vergeblich, sich das Leben zu nehmen. Dutschke schrieb ihm Briefe. Ein Auszug: „Selbstmord ist feige, besonders wenn man ein langes Leben vor sich hat. Mit Sicherheit werden Sie in nicht allzu langer Zeit ein freies und neues Leben beginnen können.“ Dutschke schrieb auch über „die Schweine der herrschenden Institutionen“, und dass die Studentenbewegung sich um die Belange der „abhängigen Massen unseres Volkes“ kümmern wolle. Bachmann antwortete. Im einem Brief aus dem Januar 1969 hieß es: „Ich möchte nochmals mein Bedauern über das aussprechen, was ich Ihnen angetan habe.“ Im Februar 1970 beging Bachmann Selbstmord. Er zog sich in seiner Zelle eine Plastiktüte über den Kopf. © dpa | Chris Hoffmann
Ein Pulk von Demonstranten mit Kreuz stand am Ostersonntag am 14. April 1968 vor einem Wasserwerfer auf dem Kurfürstendamm. Eine Welle von Protestdemonstrationen hatte das Attentat auf den Berliner SDS-Ideologen ausgelöst. Die Demonstrationen, die das ganze Osterwochenende anhielten, richteten sich hauptsächlich gegen Gebäude des Axel-Springer-Verlages, der vom SDS als „Zentrum der systematischen Hetzkampagne gegen politische Minderheiten
Ein Pulk von Demonstranten mit Kreuz stand am Ostersonntag am 14. April 1968 vor einem Wasserwerfer auf dem Kurfürstendamm. Eine Welle von Protestdemonstrationen hatte das Attentat auf den Berliner SDS-Ideologen ausgelöst. Die Demonstrationen, die das ganze Osterwochenende anhielten, richteten sich hauptsächlich gegen Gebäude des Axel-Springer-Verlages, der vom SDS als „Zentrum der systematischen Hetzkampagne gegen politische Minderheiten" bezeichnet wird. © dpa | Konrad Giehr
Auch in Baden-Württemberg wurde während des Ostermarsches gegen alle Staatsgewalt und einen Teil der Presse, vor allem gegen den Axel-Springer-Verlag („Enteignet Springer!
Auch in Baden-Württemberg wurde während des Ostermarsches gegen alle Staatsgewalt und einen Teil der Presse, vor allem gegen den Axel-Springer-Verlag („Enteignet Springer!") demonstriert. © dpa | Reiss
Diese Aufnahme entstand am 16. April 1968 in Bonn (Nordrhein-Westfalen).
Diese Aufnahme entstand am 16. April 1968 in Bonn (Nordrhein-Westfalen). © dpa | Peter Popp
Nach langem Klinikaufenthalt in London, lebte Dutschke mit seiner Familie in Aarhus an der dänischen Ostsee. Dort nahm er einen Lehrauftrag an der Universität Aarhus an und engagierte sich stark in der Umweltbewegung. Ab 1972 bereiste er wieder Deutschland. Dieses Foto zeigt ihn gemeinsam mit Daniel Cohn-Bendit (Mitte) sowie dem Lyriker und Sänger Walter Mossmann während einer Protestveranstaltung gegen in Spanien verhängte Todesurteile – aufgenommen im Oktober 1975 in Offenbach (Hessen). Bedrückend muss die Zeit 1968 gewesen sein, als die Drohungen gegen Rudi Dutschke so heftig wurden, dass die junge Familie ständig einen neuen Unterschlupf finden musste.
Nach langem Klinikaufenthalt in London, lebte Dutschke mit seiner Familie in Aarhus an der dänischen Ostsee. Dort nahm er einen Lehrauftrag an der Universität Aarhus an und engagierte sich stark in der Umweltbewegung. Ab 1972 bereiste er wieder Deutschland. Dieses Foto zeigt ihn gemeinsam mit Daniel Cohn-Bendit (Mitte) sowie dem Lyriker und Sänger Walter Mossmann während einer Protestveranstaltung gegen in Spanien verhängte Todesurteile – aufgenommen im Oktober 1975 in Offenbach (Hessen). Bedrückend muss die Zeit 1968 gewesen sein, als die Drohungen gegen Rudi Dutschke so heftig wurden, dass die junge Familie ständig einen neuen Unterschlupf finden musste. © dpa | Manfred Rehm
Heiligabend 1979 starb der linke Aktivist unerwartet im dänischen Exil in Aarhus an den Spätfolgen des Attentats. Er hinterließ seine Frau und drei Kinder.
Heiligabend 1979 starb der linke Aktivist unerwartet im dänischen Exil in Aarhus an den Spätfolgen des Attentats. Er hinterließ seine Frau und drei Kinder. © dpa | Chris Hoffmann
Das Grab Dutschkes liegt in Berlin-Dahlem auf dem St. Annen Friedhof.
Das Grab Dutschkes liegt in Berlin-Dahlem auf dem St. Annen Friedhof. © dpa | Robert Schlesinger
Seit 2008 gibt es nach einem Bürgerentscheid im Stadtteil Kreuzberg eine Rudi-Dutschke-Straße, die am Axel-Springer-Haus liegt.
Seit 2008 gibt es nach einem Bürgerentscheid im Stadtteil Kreuzberg eine Rudi-Dutschke-Straße, die am Axel-Springer-Haus liegt. © dpa | Johannes Eisele
Sie war Jahrzehnte die Frau an Rudis Seite: Die ehemalige Studentenaktivistin und Witwe Gretchen Dutschke-Klotz – fotografiert im Januar 2018 – in ihrer Privatwohnung mit einer alten Fotografie.
Sie war Jahrzehnte die Frau an Rudis Seite: Die ehemalige Studentenaktivistin und Witwe Gretchen Dutschke-Klotz – fotografiert im Januar 2018 – in ihrer Privatwohnung mit einer alten Fotografie. © dpa | Gregor Fischer
Hosea-Che Dutschke ist der älteste Sohn. Er war erst wenige Monate alt, als seinem Vater in den Kopf geschossen wurde. Er war ein Kleinkind, als die Familie Deutschland verlassen und der Vater mühsam wieder sprechen lernen musste. Er war elf, als er seiner Mutter an Heiligabend 1979 half, den toten Rudi aus der Badewanne zu ziehen. Das Foto zeigt ihn in seinem Büro in der Stadtverwaltung von Aarhus. Er leitet dort die Pflege- und Gesundheitsbehörde in Dänemarks zweitgrößter Stadt.
Hosea-Che Dutschke ist der älteste Sohn. Er war erst wenige Monate alt, als seinem Vater in den Kopf geschossen wurde. Er war ein Kleinkind, als die Familie Deutschland verlassen und der Vater mühsam wieder sprechen lernen musste. Er war elf, als er seiner Mutter an Heiligabend 1979 half, den toten Rudi aus der Badewanne zu ziehen. Das Foto zeigt ihn in seinem Büro in der Stadtverwaltung von Aarhus. Er leitet dort die Pflege- und Gesundheitsbehörde in Dänemarks zweitgrößter Stadt. © dpa | Theresa Münch