Berlin. Verkehrsminister Andreas Scheuer sieht trotz des Hauptstadtflughafens BER eine Zukunft für Tegel. Der City-Airport solle offen bleiben.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich dafür ausgesprochen, den Airport Tegel auch nach einer Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER weiterzubetreiben. „Ich bin immer ein Fan von Tegel gewesen“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. „Berlin sollte noch mal überlegen, Tegel offen zu halten – und als zweites Terminal des BER zu nutzen.“

Den Vorschlag begründete der neue Bundesverkehrsminister damit, dass der Luftverkehr zunehme. Außerdem solle das Ergebnis des Volksentscheides zugunsten von Tegel den politisch Verantwortlichen zu denken geben, so Scheuer. Seine Forderung, die er als „persönliche Meinung“ formulierte: Trotz der rechtlichen Hürden solle die Diskussion über die Zukunft des Flughafens Tegel „noch einmal neu“ begonnen werden.

Merkel sieht keine rechtliche Grundlage für Offenhaltung

Der Vorstoß kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend, auch wenn sich Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt (CSU) ebenfalls für den Weiterbetrieb Tegels ausgesprochen hatte. Nach dem Volksentscheid vom September vergangenen Jahres, bei dem die Mehrheit der Hauptstädter für eine Offenhaltung votiert hatte, führte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) Gespräche mit den Mitgesellschaftern. Berlin und Brandenburg verfügen über je 37 Prozent der Anteile an der Flughafengesellschaft, der Bund über 26 Prozent.

Wie auch Brandenburg sprach sich der Bund dafür aus, Tegel wie geplant spätestens sechs Monate nach dem Start des BER in Schönefeld zu schließen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ mehrmals mitteilen, dass sie keine rechtliche Grundlage dafür sehe, Tegel nach der BER-Inbetriebnahme offen zu halten. Vor einigen Tagen entschied der Berliner Senat „nach einer umfassenden Folgenabschätzung“, dem Abgeordnetenhaus zu empfehlen, das mehrheitliche Votum des Volksentscheides nicht umzusetzen. Die Tegel-Befürworter und die Opposition kritisierten das scharf. Für sie gibt es keine unüberwindbaren Hindernisse.

Scheuer über BER: „Mag es nicht, wenn Deutschland ausgelacht wird“

Der Verkehrsminister kündigte auch ein verstärktes Engagement am BER an. Die mangelnden Baufortschritte nannte Scheuer ein Ärgernis. „Die ganze Welt lacht über diese Baustelle in unserer Hauptstadt, und ich mag es nicht, wenn Deutschland ausgelacht wird“, sagte er. „Aber ich kann eigentlich auch nur den Kopf schütteln.“ Er werde sich mit den Hauptverantwortlichen in Berlin und Brandenburg „sehr intensiv mit dem Zeitplan – Eröffnung im Oktober 2020 – beschäftigen“, wolle sich „sehr stark in die Angelegenheit reinknien und das Thema hart anpacken“.

Vor einer Diskussion über einen Abriss des bislang mehr als fünf Milliarden Euro teuren BER warnte Scheuer. Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks hatte jüngst für Wirbel gesorgt, als er prognostizierte: „Das Ding wird abgerissen und neu gebaut.“ Der Verkehrsminister unterstrich: „Ich brauche keine Abrissbirne, sondern die Schere für das Eröffnungsband.“ Er vertraue darauf, dass die Restarbeiten gut erledigt werden. Das vollständige Interview mit Verkehrsminister Scheuer lesen Sie in unserer Dienstag-Ausgabe.