Washington. Ungeschützter Sex, Gewaltandrohung – die Vorwürfe von Porno-Star Clifford wiegen schwer. Experten sehen den US-Präsidenten in Nöten.
Melania Trump hatte es vielleicht kommen sehen. Sie blieb mit Sohn Barron am Wochenende unter Floridas Sonne in Mar-a-Lago allein zurück. Amerikas First Lady erspart sich damit eine Woche vor dem traditionellen „Ostereierrollen“ (Easter Egg Roll) im Weißen Haus unerquickliche Fragen. Und die werden kommen nach dem ersten TV-Interview von Porno-Star Stormy Daniels über ihr behauptetes Einmal-Sex-Abenteuer mit Donald Trump, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Wie finden Sie es, dass Ihr Mann 2006 während Ihrer Ehe mit einem Porno-Star ungeschützten Sex hatte? Dass er Stormy Daniels mit seiner ältesten Tochter Ivanka verglich? Dass Daniels 2011 von einem Unbekannten physisch bedroht wurde; für den Fall, dass sie über die Liaison mit Trump reden sollte?
Trump juristisch und moralisch in Nöten
Die Fragen sind keine Beweise. Sie speisen sich aus dem, was Stephanie Clifford (39) – so der bürgerliche Name der Porno-Darstellerin – Star-Moderator Anderson Cooper in der Sendung „60 Minutes“ anvertraute. Amerikas Präsident, finden führende Kommentatoren, ist seither in Nöten:
Juristisch: Weil Trumps Anwalt Michael Cohen Frau Clifford erwiesenermaßen elf Tag vor der Präsidentschaftswahl 2016 Schweigegeld in Höhe von 130.000 Dollar zahlte. Nach Meinung des früheren Wahlkommissions-Vorsitzenden (FEC) Trevor Potter könnte er damit gegen Wahlgesetze verstoßen haben.
Die Zahlung war an das Versprechen der Aktrice geknüpft, die Episode mit „The Donald“ mit ins Grab zu nehmen. Daniels nahm den Deal an, weil sie sich bedroht fühlte („Ich hatte Angst“). Darum habe sie die einvernehmliche Kurz-Affäre dreimal bestritten.
Damit sei nun Schluss. „Ich will die Dinge richtigstellen.“ Risiko. Cohen hat die Darstellerin auf 20 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt. Am Montag schickte er eine Unterlassungserklärung hinterher.
Moralisch: Trump, sonst nach Kritik sofort zum Gegenangriff gegen jedermann auf Twitter bereit, hat seit vier Monaten kein einziges böses Wort gegen Daniels losgelassen. Damals wurde der Fall via Wall Street Journal bekannt. Nur seine Sprecherin bestreitet die Existenz der Affäre kategorisch. Eine Taktik, die nicht mehr durchzuhalten sein wird, hieß es am Montag im US-Frühstücksfernsehen. Zu „verstörend“ und „detailreich“ seien Daniels Schilderungen.
Als da wären: Man könne das Ego des US-Präsidenten knacken, wenn man ihn dazu bringe, seine Hosen herunterzulassen. Und ihm dann mit einem Hochglanz-Magazin, auf dem sein Konterfei prangt, spielerisch den Hintern versohle. „Danach war er ein anderer Mensch“, sagte Daniels, „er redete nicht mehr über sich selbst.“
Stormy Daniels findet Trump nicht attraktiv
Außerdem: Während sich Trumps Ehefrau Nr 2., Marla Maples, dereinst in der „New York Post“ mit dem Satz „Der beste Sex, den ich je hatte“ geradezu euphorisch über Trumps Liebhaber-Qualitäten vernehmen ließ, fand Stormy Daniels ihr damals 30 Jahre älteres Gegenüber nicht „anziehend“. „Überhaupt nicht?“, setzte Cooper nach. Wieder lautete die Antwort: nein.
In dieser Äußerung sehen mit der Psyche und Eitelkeit Trumps vertraute Insider die „größte Zeitbombe“. Irgendwann werde der Präsident „die Zurückweisung kontern“.
Ob das auch für den schwersten Vorwurf Cliffords gilt? 2011, damals hatte sie gerade in ein Interview mit dem Magazin „In Touch“ über ihre Verbindung zu Trump eingewilligt, will Daniels in Las Vegas von einem Unbekannten im Auto bedroht worden sein: „Lass Trump zufrieden. Vergiss die Geschichte.“ Dann habe der Mann ihre kleine Tochter auf der Rückbank angeschaut und gesagt: „Süßes, kleines Mädchen. Es wäre ein Schande, wenn ihrer Mutter etwas zustoßen würde.“
Muss sich Sonderermittler Mueller mit Fall befassen?
Weil die Porno-Darstellerin behauptet, den Einschüchterer, den sie und ihr Anwalt Michael Avenatti im Umfeld von Trump und Cohen wähnt, „sofort identifizieren“ zu können, müsste sich bald Robert Mueller mit dem Thema befassen, schreiben US-Medien.
Der in der Russland-Affäre tätige Sonderermittler dürfte dann auch auf einen anderen Aspekt stoßen, der es in sich hat. Nach einer gerichtlichen Einigung zwischen Cohen und Daniels muss die Porno-Darstellerin „bestimmte Fotos und SMS-Mitteilungen, die in Verbindung mit Trump stehen“, aushändigen. Anwalt Avenatti muss man entnehmen, dass Stormy Daniels dieses Druckmittel nicht aus der Hand geben will. Noch nicht.
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