Brüssel. Die 28 EU-Staaten kommen zu einem Gipfel zusammen. Auf der Agenda stehen etwa US-Strafzölle, Türkei und Brexit, aber auch akute Krisen.

Globale Krisen überschatten den EU-Gipfel in Brüssel am Donnerstag und Freitag. Eigentlich wollten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die übrigen Staats- und Regierungschefs ruhig und geordnet die aktuellen Baustellen der Europäischen Union bearbeiten – die gemeinsame Wirtschaftspolitik, die Reform der Eurozone, die Beziehungen zu Großbritannien nach dem Brexit. Doch nun bestimmen andere Themen die Agenda.

Der Fall Skripal

Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter bezeichnen EU-Diplomaten die Lage als sehr ernst. Großbritannien macht Moskau für die Attacke mit einem militärischen Nervengift verantwortlich.

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Am Montag konnten sich die Außenminister der 28 Länder nicht auf klare Schuldzuweisungen in Richtung Russland verständigen. Griechenland etwa forderte, dass erst einmal die Ermittlungen abgeschlossen werden müssten. Die Gipfelerklärung soll nach Angaben von EU-Diplomaten schärfer werden und einen besseren Schutz vor künftigen Attacken beschwören.

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zur Aufklärung des Anschlags beizutragen.

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    Beim EU-Gipfel muss nun eine schwierige Gratwanderung gelingen: Auf der einen Seite will die EU zeigen, dass sie trotz unterschiedlicher Interessen geschlossen auf die Einschränkung des freien Handels reagieren wird und auch vor Vergeltungszöllen nicht zurückschreckt. Auf der anderen Seite wird sie versuchen, die Hand in Richtung Washington ausgestreckt zu lassen. Ein Handelskrieg kennt nur Verlierer, lautet das Motto.

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    – in vielen anderen Politikfeldern aber knirscht es gewaltig. So beklagt die EU Rechtsstaatsmängel und sieht auch das türkische Vorgehen im kurdischen Nordsyrien sehr kritisch. Die in Aussicht gestellte EU-Visumfreiheit für Türken scheiterte bislang daran, dass die EU die Bedingungen nicht erfüllt sah. Die EU-Beitrittsverhandlungen liegen auf Eis.

    All das soll Thema beim EU-Türkei-Gipfel am Montag im bulgarischen Warna sein. Aber kommt es überhaupt zu dem Treffen? Im Dezember hatte EU-Ratschef Donald Tusk das noch in Frage gestellt, unter anderem wegen eines Konflikts über Gasbohrungen vor Zypern. Nun scheinen die Hindernisse aber ausgeräumt, wie EU-Beamte sagten.

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    Die Vorschläge sind beim Gipfel Thema, allerdings ist kein Konsens in Sicht. Irland zum Beispiel beherbergt Facebooks internationales Hauptquartier und dürfte Vorbehalte haben, ein Veto hat Dublin nicht ausgeschlossen. Kritiker sagen, die EU solle nicht alleine vorpreschen mit der Digitalsteuer, sondern auf eine globale Lösung setzen. Ratschef Donald Tusk will erst einmal eine Grundsatzdebatte.

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      Brexit

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      Den Zwischenstand dürften die 27 bleibenden Länder am Freitag wohl absegnen.

      Schwieriger wird die nächste Etappe: Wie eng sollen EU und Großbritannien nach der Trennung noch bei einander bleiben?

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      nur mit mehr Freiheit. Die EU kontert: Ein Nicht-Mitglied kann nie dieselben Vorteile haben wie ein Mitglied der EU.

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        Reform der Eurozone

        Die Eurozone muss sich besser vor Finanz- und Währungskrisen schützen – darüber besteht Einvernehmen. Wie das geschehen soll, ist allerdings offen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist mit einer ganzen Reihe von Forderungen vorgeprescht – etwa einem eigenen Haushalt für die Eurozone.

        Eine gemeinsame Position mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es noch nicht. Die Debatte der 19 Euro-Staaten am Freitag konzentriert sich deshalb zunächst nur darauf, ob die Eurozone einen permanenten Krisenfonds braucht und wie er aussehen könnte. Etliche EU-Länder sind skeptisch, darunter die Niederlande, Finnland und sechs weitere Mitgliedsstaaten. (dpa)