Berlin. Die Zahl der Flüchtlinge, die eine Ausbildung machen, hat sich binnen eines Jahres verdoppelt. Unter jungen Syrern sogar verdreifacht.

Immer mehr Flüchtlinge absolvieren in Deutschland eine Berufsausbildung. Ende Dezember 2017 waren bundesweit genau 9306 Menschen aus den wichtigsten Fluchtstaaten in einer Berufsausbildung. Das waren mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor, als 3904 Geflüchtete eine Ausbildung machten. Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Die meisten Auszubildenden, die eine Flucht hinter sich haben, kommen aus Afghanistan (3474 Auszubildende), Syrien (2659), dem Irak (805) und Eritrea (708). Das sind die Staaten, aus denen auch generell die meisten Flüchtlinge stammen. Unter jungen Syrern hat sich die Zahl der Auszubildenden binnen Jahresfrist sogar verdreifacht.

DIHK: Geflüchtete brauchen oft bessere Förderung

„Für das kommende Jahr erwarten wir erneut einen deutlichen Anstieg der Zahlen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks dieser Redaktion. Die Erfahrungen der Betriebe mit den Auszubildenden zeigten: „Junge Geflüchtete brauchen oft eine intensivere Förderung. Die Sprachkenntnisse reichen häufig nicht aus, um dem Berufsschulunterricht zu folgen.“

Vor allem kleine Betriebe bräuchten Hilfe bei der Unterstützung ihrer Lehrlinge. Konkret fordert der DIHK die neue Bundesregierung auf, die Voraussetzungen für die Ausbildung der Flüchtlinge zu verbessern.

Diese sollten wie deutsche Jugendliche mit Abschluss des Ausbildungsvertrags die Möglichkeit bekommen, berufsvorbereitende Kurse zu besuchen und finanzielle Förderung zu bekommen. Auch sollten sie unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus die Garantie bekommen, ihre Lehre beenden und danach zwei Jahre in Deutschland arbeiten zu können.

Flüchtlingskrise: So entwickelte sich die Zahl der Asylanträge

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    Größtes Problem ist die deutsche Sprache

    Verglichen mit der Gesamtzahl von jungen arbeitsfähigen Flüchtlingen ist die Zahl der Auszubildenden sehr gering. Ende 2016 verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit 142.000 arbeitslose Menschen unter 25 Jahre, die aus den Ländern stammen, aus denen insgesamt die meisten Asylanträge gestellt werden. Die Zahl hat sich bis Ende 2017 auf rund 200.000 noch erhöht.

    DIHK-Hauptgeschäftsführer Dercks sagte, die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sei ein „dickes Brett“, das gebohrt werden müsse. „Es gibt Potenzial, aber es dauert.“ Das Hauptproblem sei das Erlernen der deutschen Sprache.

    Viele Arbeitsplätze können nicht besetzt werden

    Unterdessen klagen viele Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften. Laut DIHK können aktuell 1,6 Millionen Stellen nicht besetzt werden, weil qualifiziertes Personal fehlt. Vor einem Jahr seien es 1,3 Millionen gewesen. Fast jedes zweite Unternehmen habe Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden. Dies drücke das Wachstum der deutschen Wirtschaft.

    Nach Auffassung des DIHK ließe sich das Problem kurzfristig nur durch Mehrarbeit oder ausländische Fachkräfte lösen. Gegenwärtig kämen 300.000 Arbeitskräfte pro Jahr aus EU-Staaten nach Deutschland.