Berlin. Sechs Monate nach der Wahl unterzeichnen CDU, CSU und SPD den Koalitionsvertrag. Reicht die Gemeinsamkeit für die nächsten vier Jahre?

Um 14.21 Uhr ist es geschafft. Nach 169 Tagen setzen die Parteichefs ihre Unterschrift unter den Koalitionsvertrag. Im Paul-Löbe-Haus, einem Nebengebäude des Bundestages, wird geklatscht. In der ersten Reihe erleichterte Gesichter: Andrea Nahles, die starke Frau der SPD, sitzt zwischen dem neuen Innenminister Horst Seehofer (CSU) und Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU).

Vor den Oberchefs durften die Fraktionsvorsitzenden das 177 Seiten lange Vertragswerk unterzeichnen. Bei CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt streikt im ersten Anlauf der Füller. Nahles bietet dem Bayern ihren an. Dobrindt winkt ab. Er hat einen Reservestift im Sakko.

Martin Schulz war nicht dabei

Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sagt, sie hoffe, die Regierungspartner würden auch eine gewisse Portion Freude am Gestalten mitbringen. Das kann als ein kleiner Hinweis an die Sozialdemokraten gedeutet werden. Die zerrissene SPD brauchte auf dem Weg in die GroKo zwei Parteitage, eine Mitgliederbefragung und eine neue Parteispitze.

Opposition kritisiert Koalitionsvertrag

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    Martin Schulz, der dabei auf der Strecke gebliebene Vorsitzende, ist im Paul-Löbe-Haus übrigens nicht dabei, ebenso fehlt der scheidende Außenminister Sigmar Gabriel. Er ist entschuldigt. Merkel plaudert länger mit Franziska Giffey, die den größten Karrieresprung macht.

    Horst Seehofer sorgt für viele Lacher bei der Pressekonferenz

    Die ostdeutsche SPD-Politikerin steigt von der Berlin-Neuköllner Bezirksbürgermeisterin zur Familienministerin auf. Die Stimmung ist heiter, alle Spitzenpolitiker von CDU, CSU und SPD wirken aufgeräumt. Wächst da nun zusammen, was eigentlich gar nicht mehr zusammenfinden sollte?

    Bei der Pressekonferenz vor der Unterzeichnung macht Merkel klar, dass ihr Kabinett nach den langen Monaten der Regierungsbildung nun schnell starten müsse: „Wir müssen Tempo machen bei der Arbeit.“ Die große Koalition wolle ihr Wohlstandsversprechen erneuern. „Der Wohlstand muss bei allen Menschen ankommen“, betont die noch geschäftsführende Kanzlerin, die am Mittwoch vom Bundestag dann zum vierten Mal in ihrem Amt bestätigt werden soll. Hält sie volle vier Jahre durch, würde sie ihre Vorgänger Konrad Adenauer über- und Helmut Kohl einholen.

    Das ist das Bundeskabinett

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am 14. März 2018 zum vierten Mal zur Regierungschefin gewählt worden. Auch ihr Bundeskabinett aus SPD-, CDU- und CSU-Ministern wurde vereidigt. Wir stellen das Kabinett vor.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am 14. März 2018 zum vierten Mal zur Regierungschefin gewählt worden. Auch ihr Bundeskabinett aus SPD-, CDU- und CSU-Ministern wurde vereidigt. Wir stellen das Kabinett vor. © dpa | Gregor Fischer
    Nach der Wahl im Bundestag wurde Merkel von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Bundeskanzlerin ernannt.
    Nach der Wahl im Bundestag wurde Merkel von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Bundeskanzlerin ernannt. © Getty Images | Michele Tantussi
    Ursula von der Leyen (CDU) bleibt Bundesverteidigungsministerin. Sie ist eine von drei Frauen aus der sechsköpfigen CDU-Ministerriege.
    Ursula von der Leyen (CDU) bleibt Bundesverteidigungsministerin. Sie ist eine von drei Frauen aus der sechsköpfigen CDU-Ministerriege. © dpa | Wolfgang Kumm
    Peter Altmaier (CDU) ist Wirtschaftsminister. Zuvor war der Merkel-Vertraute Bundesminister für besondere Aufgaben – der offizielle Name für den Posten, der kurz Kanzleramtsminister genannt wird.
    Peter Altmaier (CDU) ist Wirtschaftsminister. Zuvor war der Merkel-Vertraute Bundesminister für besondere Aufgaben – der offizielle Name für den Posten, der kurz Kanzleramtsminister genannt wird. © imago/Metodi Popow | M. Popow
    Anja Karliczek (CDU) ist Ministerin für Bildung und Forschung. Vor ihrer Vereidigung war sie Bundestagsabgeordente aus NRW.
    Anja Karliczek (CDU) ist Ministerin für Bildung und Forschung. Vor ihrer Vereidigung war sie Bundestagsabgeordente aus NRW. © imago/photothek | Florian Gaertner/photothek.net
    Jens Spahn (CDU) ist Gesundheitsminister. Zuvor war er parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium.
    Jens Spahn (CDU) ist Gesundheitsminister. Zuvor war er parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. © dpa | Kay Nietfeld
    Julia Klöckner ist Landwirtschaftsministerin und gleichzeitig CDU-Vize sowie Mitglied im CDU-Bundesvorstand.
    Julia Klöckner ist Landwirtschaftsministerin und gleichzeitig CDU-Vize sowie Mitglied im CDU-Bundesvorstand. © dpa | Andreas Arnold
    Der CDU-Politiker Helge Braun, Jahrgang 1972, ist neuer Kanzleramtsminister.
    Der CDU-Politiker Helge Braun, Jahrgang 1972, ist neuer Kanzleramtsminister. © imago/photothek | Inga Kjer/photothek.net
    CSU-Chef Horst Seehofer, als bayerischer Ministerpräsident von seiner Partei nicht mehr gewollt, ist Innenminister. Die CSU handelte indes aus, dass das Innenministerium um die Bereiche Heimat und Bauen erweitert wird.
    CSU-Chef Horst Seehofer, als bayerischer Ministerpräsident von seiner Partei nicht mehr gewollt, ist Innenminister. Die CSU handelte indes aus, dass das Innenministerium um die Bereiche Heimat und Bauen erweitert wird. © imago/IPON | Stefan Boness/Ipon
    Die CSU stellt insgesamt drei Minister, darunter auch Andreas Scheuer, zuvor Generalsekretär seiner Partei: Der Politiker Jahrgang 1974 ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
    Die CSU stellt insgesamt drei Minister, darunter auch Andreas Scheuer, zuvor Generalsekretär seiner Partei: Der Politiker Jahrgang 1974 ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
    Gerd Müller (CSU) bekam seine Ernennungsurkunde als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ebenfalls von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Müller hatte das Amt auch schon im vorhergehenden Merkel-Kabinett inne.
    Gerd Müller (CSU) bekam seine Ernennungsurkunde als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ebenfalls von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Müller hatte das Amt auch schon im vorhergehenden Merkel-Kabinett inne. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Die SPD stellt insgesamt sechs Minister in der dritten großen Koalition unter Bundeskanzlerin Merkel. Olaf Scholz ist Finanzminister und der Vizekanzler. Der SPD-Politiker war zuvor Hamburgs Erster Bürgermeister und von 2002 bis 2004 SPD-Generalsekretär.
    Die SPD stellt insgesamt sechs Minister in der dritten großen Koalition unter Bundeskanzlerin Merkel. Olaf Scholz ist Finanzminister und der Vizekanzler. Der SPD-Politiker war zuvor Hamburgs Erster Bürgermeister und von 2002 bis 2004 SPD-Generalsekretär. © imago/IPON | Stefan Boness/Ipon
    Heiko Maas (SPD) ist in Merkel Kabinett Außenminister. Im Kabinett Merkel III hatte er zuvor das Amt des Justizministers inne.
    Heiko Maas (SPD) ist in Merkel Kabinett Außenminister. Im Kabinett Merkel III hatte er zuvor das Amt des Justizministers inne. © dpa | Michael Kappeler
    Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, ist Arbeits- und Sozialminister und bekam die entsprechende Urkunde vom Bundespräsidenten.
    Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, ist Arbeits- und Sozialminister und bekam die entsprechende Urkunde vom Bundespräsidenten. © Getty Images | Michele Tantussi
    Franziska Giffey (SPD), zuvor Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, ist die neue Familienministerin.
    Franziska Giffey (SPD), zuvor Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, ist die neue Familienministerin. © dpa | Karlheinz Schindler
    Svenja Schulze (SPD), bisher Generalsekretärin der NRW-SPD, hat nun den Posten als Umweltministerin inne.
    Svenja Schulze (SPD), bisher Generalsekretärin der NRW-SPD, hat nun den Posten als Umweltministerin inne. © dpa | Rolf Vennenbernd
    Und das sind die Staatsminister: SPD-Politiker Michael Roth ist Staatsminister für Europaangelegenheiten im Auswärtigen Amt.
    Und das sind die Staatsminister: SPD-Politiker Michael Roth ist Staatsminister für Europaangelegenheiten im Auswärtigen Amt. © Getty Images | Carsten Koall
    Die CSU-Politikerin Dorothee Bär ist Staatsministerin für Digitales und im Kanzleramt angesiedelt.
    Die CSU-Politikerin Dorothee Bär ist Staatsministerin für Digitales und im Kanzleramt angesiedelt. © dpa | Karlheinz Schindler
    SPD-Politikerin Katarina Barley übernahm zunächst das Justizministerium. Nach der Europawahl wechselt sie allerdings nach Brüssel.
    SPD-Politikerin Katarina Barley übernahm zunächst das Justizministerium. Nach der Europawahl wechselt sie allerdings nach Brüssel. © imago/Reiner Zensen | Reiner Zensen
    Neue Bundesjustizministerin wird Christine Lambrecht (SPD). Sie war zuvor parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion.
    Neue Bundesjustizministerin wird Christine Lambrecht (SPD). Sie war zuvor parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion. © imago/Metodi Popow | M. Popow
    Monika Grütters (CDU) bleibt Kulturstaatsministerin.
    Monika Grütters (CDU) bleibt Kulturstaatsministerin. © Getty Images | Pascal Le Segretain
    Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Frau des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, ist Staatsministerin für internationale Kulturpolitik.
    Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Frau des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, ist Staatsministerin für internationale Kulturpolitik. © dpa | Kay Nietfeld
    Feierlicher Termin am 14. März 2018 im Schloss Bellevue in Berlin (v.l.n.r.): Helge Braun (CDU), Gerd Müller (CSU), Anja Karliczek (CDU), Jens Spahn (CDU), Katarina Barley (SPD, inzwischen nach Brüssel gewechselt), Julia Klöckner (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Heiko Maas (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz (SPD), Horst Seehofer (CSU), Peter Altmaier (CDU), Hubertus Heil (SPD), Franziska Giffey (SPD), Andreas Scheuer (CSU) und Svenja Schulze (SPD).
    Feierlicher Termin am 14. März 2018 im Schloss Bellevue in Berlin (v.l.n.r.): Helge Braun (CDU), Gerd Müller (CSU), Anja Karliczek (CDU), Jens Spahn (CDU), Katarina Barley (SPD, inzwischen nach Brüssel gewechselt), Julia Klöckner (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Heiko Maas (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz (SPD), Horst Seehofer (CSU), Peter Altmaier (CDU), Hubertus Heil (SPD), Franziska Giffey (SPD), Andreas Scheuer (CSU) und Svenja Schulze (SPD). © dpa | Bernd von Jutrczenka
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    Seehofer verhaspelt sich in der Bundespressekonferenz

    Die originellsten Sätze liefert an diesem historischen Tag mal wieder CSU-Chef Seehofer. Während der kommissarische SPD-Vorsitzende Olaf Scholz davon redet, Regieren sei für seine Partei nie „Selbstzweck“, bringt Seehofer die Mission der großen Koalition auf den Punkt: „Es ist ein Vertrag für die kleinen Leute.“ Denselben Ausdruck verwendete 2013 der damalige SPD-Chef Gabriel. Nun ist er nicht mehr dabei. Für Seehofer ist es der erste große Auftritt in der neuen Rolle als kommender Innenminister.

    Er kennt die Berliner Bühne gut, doch bislang gab es immer den Rückzugsort Staatskanzlei München. „Ich habe eine kleine Wehmut im Herzen, dass mit der Unterschrift, die ich heute leiste, der ganze Vorgang irreversibel ist – auch für mich persönlich. Aber ich komme gerne nach Berlin“, sagt er dann auch unter dem Gelächter der Minister und Abgeordneten.

    Seehofer wäre nicht Seehofer, wenn er nicht noch einen kleinen Stolperer einbauen würde. So verhaspelt er sich in der Bundespressekonferenz ausgerechnet bei seinem Herzensanliegen: „Ich hab das Heimatmuseum, äh, das Heimatministerium, das Heimatministerium in Bayern gegründet.“

    Das sind die Vorsitzenden der CSU

    Josef Müller ist der Mitbegründer der CSU und war der erste Vorsitzende der Partei. Im Dritten Reich wurde der Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern interniert. Nach dem Krieg gründete er mit Adam Stegerwald die CSU und stand bis 1949 an der Spitze der Partei. Von 1947 bis 1952 war Müller zudem bayerischer Justizminister. Am 12. September 1979 starb er.
    Josef Müller ist der Mitbegründer der CSU und war der erste Vorsitzende der Partei. Im Dritten Reich wurde der Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern interniert. Nach dem Krieg gründete er mit Adam Stegerwald die CSU und stand bis 1949 an der Spitze der Partei. Von 1947 bis 1952 war Müller zudem bayerischer Justizminister. Am 12. September 1979 starb er. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Istvan Bajzat
    Nachfolger von Josef Müller wurde Hans Ehard. Der studierte Jurist war von 1949 bis 1955 Parteivorsitzender der CSU. Von 1946 bis 1954 und von 1960 bis 1962 war er Ministerpräsident des Freistaates Bayern. 1980 starb Hans Ehard in München.
    Nachfolger von Josef Müller wurde Hans Ehard. Der studierte Jurist war von 1949 bis 1955 Parteivorsitzender der CSU. Von 1946 bis 1954 und von 1960 bis 1962 war er Ministerpräsident des Freistaates Bayern. 1980 starb Hans Ehard in München. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
    Hanns Seidel wurde 1955 – in einer Kampfabstimmung gegen Franz Josef Strauß – zum Parteivorsitzenden der CSU gewählt. Von 1957 bis 1960 war er zudem bayerischer Ministerpräsident. Er legte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, 1961 gab er auch den CSU-Vorsitz ab.
    Hanns Seidel wurde 1955 – in einer Kampfabstimmung gegen Franz Josef Strauß – zum Parteivorsitzenden der CSU gewählt. Von 1957 bis 1960 war er zudem bayerischer Ministerpräsident. Er legte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, 1961 gab er auch den CSU-Vorsitz ab. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
    Franz Josef Strauß gilt als CSU-Übervater. Von 1961 bis zu seinem Tod im Oktober 1988 war Strauß Parteichef. In der Zeit, von 1978 bis 1988, auch Ministerpräsident in Bayern. Im Lebenslauf des gebürtigen Münchners stehen noch weitere Posten. So war er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für Atomfragen, Verteidigungsminister und auch mal Finanzminister. Nur als Kanzlerkandidat scheiterte er und verlor die Bundestagswahl 1980 gegen Helmut Schmidt (SPD).
    Franz Josef Strauß gilt als CSU-Übervater. Von 1961 bis zu seinem Tod im Oktober 1988 war Strauß Parteichef. In der Zeit, von 1978 bis 1988, auch Ministerpräsident in Bayern. Im Lebenslauf des gebürtigen Münchners stehen noch weitere Posten. So war er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für Atomfragen, Verteidigungsminister und auch mal Finanzminister. Nur als Kanzlerkandidat scheiterte er und verlor die Bundestagswahl 1980 gegen Helmut Schmidt (SPD). © imago/photothek | photothek.net
    Er trat das schwere Erbe von Franz Josef Strauß an: Theo Waigel. Von 1988 bis 1999 stand Waigel an der Spitze der CSU. Der Mann mit den markanten Augenbrauen war von 1989 bis 1998 unter Helmut Kohl Bundesfinanzenminister.
    Er trat das schwere Erbe von Franz Josef Strauß an: Theo Waigel. Von 1988 bis 1999 stand Waigel an der Spitze der CSU. Der Mann mit den markanten Augenbrauen war von 1989 bis 1998 unter Helmut Kohl Bundesfinanzenminister. © imago/WEREK | imago stock&people
    1999 folgte Edmund Stoiber. Acht Jahre lang war der Jurist Parteivorsitzender, von 1993 bis September 2007 auch Ministerpräsident. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Kür zum Kanzlerkandidaten der Union im Jahr 2002. Edmund Stoiber verlor allerdings gegen den SPD-Politiker Gerhard Schröder.
    1999 folgte Edmund Stoiber. Acht Jahre lang war der Jurist Parteivorsitzender, von 1993 bis September 2007 auch Ministerpräsident. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Kür zum Kanzlerkandidaten der Union im Jahr 2002. Edmund Stoiber verlor allerdings gegen den SPD-Politiker Gerhard Schröder. © imago/photothek | Liesa Johannssen/photothek.net
    Das war eher ein kurzes Intermezzo: Erwin Huber war knapp ein Jahr, von September 2007 bis Oktober 2008, Parteivorsitzender der CSU. Er setzte sich damals gegen Horst Seehofer und Gabriele Pauli durch. Weil das Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl 2008 so schlecht war, trat Huber zurück.
    Das war eher ein kurzes Intermezzo: Erwin Huber war knapp ein Jahr, von September 2007 bis Oktober 2008, Parteivorsitzender der CSU. Er setzte sich damals gegen Horst Seehofer und Gabriele Pauli durch. Weil das Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl 2008 so schlecht war, trat Huber zurück. © imago/photothek | Ute Grabowsky/photothek.net
    Nach dem Rücktritt von Erwin Huber übernahm Horst Seehofer den Posten. Seitdem ist er CSU-Parteivorsitzender.
    Nach dem Rücktritt von Erwin Huber übernahm Horst Seehofer den Posten. Seitdem ist er CSU-Parteivorsitzender. © dpa | Peter Kneffel
    Markus Söder ist seit dem 19. Januar 2019 CSU-Parteivorsitzender.
    Markus Söder ist seit dem 19. Januar 2019 CSU-Parteivorsitzender. © dpa | Peter Kneffel
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    Scholz lobt die Polizei und sich selbst

    Ansonsten sehen Merkel, Seehofer und Scholz ganz zufrieden aus. Nicht euphorisch, dafür war das Zustandekommen der Koalition zu wackelig. Aber am Ende haben sie alle gewonnen: Merkel wird wieder Kanzlerin, Seehofer hat als Chef eines aufgewerteten Innenministeriums seinen politischen Abgang hinausgezögert, und Scholz wird Vizekanzler und Finanzminister.

    In der SPD hat mancher die Sorge, der pflichtbewusste Scholz könnte sogar zu gut mit Merkel, etwa in der Europapolitik, harmonieren. Dazu passt eine Passage in der Pressekonferenz, als die Parteichefs gefragt werden, ob ein Deutscher (Bundesbank-Präsident Jens Weidmann) nicht Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) werden sollte. Merkel führt länglich aus, dass die Frage zu kurz greift. Scholz schließt sich der Kanzlerin vollumfänglich an: „So ist es.“

    Heikle Frage an Scholz zum G20-Gipfel

    Ansonsten wird Scholz, der die schwarze Null im Bundeshaushalt verteidigen will, noch von einem Reporter gefragt, warum jemand, unter dessen Regie die Gewalt rund um den G20-Gipfel in Hamburg aus dem Ruder gelaufen sei, für das Amt des Bundesfinanzministers geeignet sei? Scholz’ Augen werden da noch ein bisschen schmaler. Er umschifft die Provokation, lobt die Polizei und sich selbst für die jährlichen Überschüsse im Etat der Hansestadt.

    Kanzlerin baut Seehofer und Scholz Brücken

    Die drei haben persönliche Animositäten erst mal hinter sich gelassen. Merkel und ihr Duzfreund Seehofer haben über die letzten Monate wieder zusammengefunden, nachdem ihr Zerwürfnis über die Flüchtlingspolitik ein Grund für das schlechte Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl war. Seehofer zeigt, dass er die neue Machtkonstellation verstanden hat. Durch ihre Richtlinienkompetenz ist Merkel unbestrittene Chefin im Kabinett. Sicher nicht einfach für die beiden, aber Seehofer ist zumindest gewillt. Der Kabinettsposten ist seine Chance, nicht in Ungnade aus der Politik zu scheiden. Die Frage ist, wie lange er diese Rollenverteilung aushält.

    Die Kanzlerin baut ihren beiden Partnern Brücken: Sie sei sehr froh darüber, dass mit Scholz und Seehofer zwei erfahrene Länderchefs in ihr Kabinett einziehen. Merkel und ihr künftiger Vizekanzler Scholz strahlen ohnehin eine gewisse Harmonie aus, so wie sie da nebeneinandersitzen. „Die vierte große Koalition in Deutschland ist jetzt nicht von Anfang an als Liebesheirat losgegangen“, frotzelt Scholz.

    Merkel hat guten Räucherfisch von Putin bekommen

    Noch in den Koalitionsverhandlungen haben die beiden sich nichts geschenkt, es wurde nach Aussagen von Teilnehmern auch im kleinen Kreis durchaus öfter mal laut zwischen den beiden. Doch nun sind sie am Ziel. „John Wayne ist kein Vorbild für die Politik“, sagt Scholz über die Zusammenarbeit mit der Union. Wayne war besonders für seine Rollen als Westernheld berühmt, der als Argumentationshilfe schnell zur Waffe griff.

    Und auch Merkel hat ihren trockenen Humor nicht verloren. Angesprochen auf die Vorliebe des russischen Präsidenten Wladimir Putin für deutsches Bier sagt sie: „Manchmal ergibt sich die Möglichkeit, dass man sich da austauscht. Ich habe schon mal sehr guten Räucherfisch bekommen.“ Vorher machte sie sehr deutlich, dass sich die Regierung in Fragen der Russland-Sanktionen erst dann bewegt, wenn der Waffenstillstand in der Ostukraine eingehalten wird.

    Steinmeier führte Union und SPD zusammen

    Alle drei Partner werden sich profilieren, sie sind nach der Bundestagswahl und ihren schweren Verlusten stark unter Druck. Dennoch betonen alle drei: Das ist eine Regierung für die ganze Wahlperiode, bis Herbst 2021.

    Einer ist übrigens besonders glücklich über die von ihm arrangierte Beziehung: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Ich bin froh darüber, dass die Zeit der Unsicherheit und Verunsicherung vorübergeht“, sagte der Bundespräsident am Montag. Dass Deutschland wieder eine Regierung hat, ist zum großen Teil sein Verdienst.