Berlin. Nach Absage von Schulz ist das Außenamt wieder frei. Doch das Macht-Dreieck mit Nahles und Scholz macht Gabriels Rückkehr schwierig.

William Shakespeare hätte am derzeitigen SPD-Drama seine Freude gehabt. Da wird Außenminister Sigmar Gabriel zunächst von Martin Schulz eiskalt abserviert – den Posten wolle er selber übernehmen, hatte der Noch-SPD-Chef am Mittwoch angekündigt. Einen Tag später schoss Gabriel zurück. „Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt“, sagte er dieser Redaktion.

Enttäuschung, Verbitterung, Wut: Gabriel agiert plötzlich als Desperado – allein gegen alle im Partei-Establishment. Ein bisschen schwingt dabei das Hochgefühl mit, dass er die Mehrheit der Bevölkerung im Rücken hat. Nach Umfragen steht Gabriel als Außenminister an die Spitze der politischen Beliebtheitsskala.

Nahles und Gabriel sind verfeindet

Das Problem ist nur, dass die neuen Führungsfiguren der SPD Gabriel in herzlicher Abneigung verbunden sind. Andrea Nahles, die die Fraktion und bald die Partei führt, ist Gabriels Intimfeindin. Sie ist in ihrer Zeit als Generalsekretärin mehrmals mit Gabriel aneinandergeraten. Olaf Scholz, wohl der neue Finanzminister und Vizekanzler, hat einen guten Draht zu Nahles. Und: Er hielt sich schon in der Ära von SPD-Chef Sigmar Gabriel für den besseren Vorsitzenden.

Von der machtpolitischen Dynamik her sind Nahles und Scholz in Gabriels Fußstapfen getreten. Sie wollen ihn von der Spitze fernhalten – und vom Außenamt. Gabriels Angriff auf Schulz sei „abgrundtief böse“ gewesen, kritisieren einige Genossen. Er habe wohl die Nerven verloren. Andererseits gibt es in der SPD kaum eine überzeugende Alternative zu Gabriel als Außenminister.

Auch nach dem neuesten Eklat wäre Gabriel wohl bereit, weiterzumachen, heißt es in Parteikreisen. „Sigmar Gabriel sollte Außenminister bleiben. Alles andere würde ich jetzt nicht mehr verstehen“, sagte der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs. Die Fachkompetenz Gabriels spräche dafür. Aber die Führungskonstellation mit einem Außenminister Gabriel, der sich unterordnen müsste, wäre sehr wahrscheinlich ein Desaster. Das Dreieck Nahles-Scholz-Gabriel böte Stoff für viele weitere Shakespeare-Dramen.