Hamburg. SPD-Fraktionschef Andreas Dressel steht hoch im Kurs als Scholz-Nachfolger. Er könnte neuer erster Bürgermeister von Hamburg werden.

Die Hamburger müssen sich nach der schwer erkämpften GroKo-Einigung in Berlin wohl auf einen neuen Ersten Bürgermeister einstellen. Wenn Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) in einer Koalition mit der Union als Bundesfinanzminister und Vizekanzler nach Berlin geht, gilt der SPD-Fraktionschef Andreas Dressel als Favorit für seine Nachfolge.

Doch die Hamburger SPD will bei der womöglich notwendigen Suche nach einem neuen Bürgermeister erst das Votum der Parteibasis abwarten. „Der Respekt vor den Mitgliedern unserer Partei, die jetzt das letzte Wort haben, gebietet, den Mitgliederentscheid abzuwarten“, sagt Dressel am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Neben dem Fraktionschef wurden zuletzt auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Sozialsenatorin Melanie Leonhard, der Bundestagsabgeordnete Aydan Özoguz und Innensenator Andy Grote als möglicher Scholz-Nachfolger genannt. Dressel, seit fast sieben Jahren SPD-Bürgerschaftsfraktionschef, verheiratet und Vater dreier Kinder, hat nicht mit den Hufen gescharrt. Trotzdem gilt der 43 Jahre alte Jurist als der fast automatische Nachfolger im Amt des Ersten Bürgermeisters.

Dressel stieg in wenigen Jahren zum Fraktionschef auf

Dressels Karriere ist zielstrebig verlaufen: Vom quirligen Oppositionspolitiker, der den damaligen CDU-geführten Senat von 2004 an mit zahllosen Kleinen Anfragen zu innerer Sicherheit und Justiz nervte, der sich als Abgeordneter zudem schnell in Verfassungs- und Wahlrechtsfragen profilierte, bis hin zum Aufstieg zum Fraktionschef vergingen nur wenige Jahre.

Und in dem Job ist Dressel unangefochten: Erst im Oktober 2017 wurde er mit 93 Prozent wiedergewählt. Dass Dressels Name sofort fällt, wenn es um die Nachfolge von Scholz geht, hängt zudem stark mit dessen Machtarchitektur zusammen. Die Senatoren sind „unter“ Scholz im Wesentlichen auf ihr Ressort beschränkt, eine Profilierung über die Behördengrenzen hinaus ist für die SPD-Senatsmitglieder kaum möglich.

Dressel legt es auf einen Konflikt nicht an

Scholz führt eben. Der einst streitfreudige Hamburger Landesverband der SPD ist mehr und mehr zu einem Regierungsanhängsel geworden, seit Scholz Parteichef ist. In dieser Konstellation kommt dem SPD-Bürgerschafts-Fraktionschef eine entscheidende Rolle zu. Schon zu Zeiten der SPD-Alleinregierung bis 2015, aber erst recht jetzt in einer rot-grünen Koalition erledigt Dressel die Aufgabe des Mehrheitsbeschaffers souverän. Daraus folgt auch: Wenn es einen gibt, der im System Scholz aus eigenem Gewicht dem Bürgermeister widersprechen kann, dann ist es Dressel. Der war klug genug, es auf einen Konflikt nie wirklich anzulegen.