Hamburg. Die Polizei fahndet nach den G20-Krawallen in Deutschland nach Gewalttätern. Jetzt soll auch europaweit nach ihnen gesucht werden.

Die Hamburger Ermittlungsbehörden wollen die umstrittene Öffentlichkeitsfahndung nach Randalierern und Plünderern beim G20-Gipfel im Juli 2017 in Hamburg deutlich ausweiten. Das kündigte Innensenator Andy Grote (SPD) im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitagausgabe) an.

„Wir arbeiten derzeit daran, mit entsprechendem Bildmaterial nun auch im europäischen Ausland gezielt öffentlich zu fahnden“, sagte Grote. Mit dem Schritt betrete man „Neuland“. Die Fahndungsbilder sollen etwa in Spanien und Italien verbreitet werden, da aus diesen Ländern besonders viele militante Linksextremisten zum G20-Gipfel nach Hamburg gereist waren.

Innensenator verteidigt Veröffentlichung der Bilder

Grote bezeichnete die bisherige Öffentlichkeitsfahndung in Deutschland als erfolgreich. „Es ist bereits gelungen, viele Täter dadurch zu identifizieren“, sagte Grote dem Abendblatt. Nach Polizeiangaben sind bislang 23 Tatverdächtige ausfindig gemacht worden, nach denen mit Fotos gefahndet wurde.

Der Innensenator verteidigte die Veröffentlichung der Bilder vehement. „Ich warne sehr eindringlich davor, die Taten im Schanzenviertel oder in Altona zu verharmlosen. Die deutliche Gegenreaktion der linken Szene kann niemanden wundern. Erstmals können sich Täter noch Monate nach Krawallen nicht sicher fühlen“, sagte Grote.

Polizei müsse besser ausgestattet werden

Als nötige Lehren aus dem G20-Gipfel sieht Grote eine bessere Ausstattung von Polizeieinheiten und eine schnellere Verfügbarkeit von Spezialkräften, um Extremsituationen wie die Randale im Hamburger Schanzenviertel besser bewältigen zu können. Außerdem müsse daran gearbeitet werden, das Handeln der Polizei noch besser zu erklären.

„Die klare Linie der Polizei hat in der Vergangenheit häufig deeskalierend gewirkt. Aber wir können in der Kommunikation bei solchen Einsatzlagen noch besser werden“, sagte Grote. Um zu verhindern, dass sich Umstehende mit Randalierern solidarisierten, könne etwa der Einsatz von sogenannten Kommunikationsteams helfen.

In der Diskussion um die Rote Flora sprach sich Grote für eine nüchterne und sorgfältige Analyse aus. Neben den Ermittlungen der Polizei müsse auch abgewartet werden, ob die Besetzer ihr eigenes Verhältnis zur Gewalt ändern würden. Selbst mit den Autonomen zu sprechen, schloss Grote aus: „Das wäre kontraproduktiv“. (chei)