Kabul. Terroristen haben das Büro eine Kinderhilfsorganisation in Dschalalabad gestürmt. Die Lage ist unklar. Ein Täter zündete eine Bombe.

Bei dem Angriff von Unbekannten auf ein Büro der Kinderhilfsorganisation Save the Children in Ostafghanistan sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen seien ein Zivilist und ein Mitglied der Sicherheitskräfte, sagte der Sprecher der Regierung der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogiani, am Mittwochmittag (Ortszeit).

Außerdem seien zwei der Attentäter tot. Einer habe sich am Tor der NGO in die Luft gesprengt, ein anderer sei später von Sicherheitskräften erschossen worden. Auch mehrere Stunden nach Beginn des Überfalls berichteten Augenzeugen von Schusswechseln aus dem Haus.

Außerdem seien zwölf Menschen verletzt worden, sagte Chogiani. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in der ostafghanischen Provinz Nangarhar, Inamullah Miachel, sprach von 14 Verletzten. Die Zahl könne noch steigen. Ambulanzen seien unterwegs.

Eine Deutsche unter Todesopfern in Kabul

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    Stundenlange Kämpfe

    Ob auch internationale Mitarbeiter in dem Büro waren, blieb zunächst unklar. Bisher seien laut Augenzeugen drei laute Explosionen zu hören gewesen. Der afghanische Journalist Bilal Sarwary berichtete, die Attentäter hätten Handgranaten Richtung Sicherheitskräfte geworfen.

    Polizei ging vor dem Gebäude in Stellung.
    Polizei ging vor dem Gebäude in Stellung. © REUTERS | PARWIZ

    Ein Mitarbeiter berichtete der dpa: „Unsere Kollegen sind im Save Room, ich weiß nicht wie viele. Wir haben noch keinen Überblick, wer heute morgen im Büro war und wer im Feld. Die Angreifer haben den zweiten Stock erreicht. Sie scheinen von da auf auch andere Ziele zu schießen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es allen meinen Kollegen in Dschalalabad gerade geht. Ich zittere am ganzen Körper.“

    Das ist Save the Children

    Save the Children ist eine der größten Hilfsorganisationen in Afghanistan. Die NGO arbeitet seit Jahrzehnten in vielen Provinzen und hilft vor allem Kindern und Müttern in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Ihre Projekte werden auch mit Spenden aus Deutschland unterstützt.

    In einem Plan der UN für die humanitäre Arbeit in Afghanistan in diesem und in den kommenden Jahren hieß es jüngst, dass Afghanistan eines der gefährlichsten Länder der Welt für Helfer sei. In den ersten zehn Monaten von 2017 seien 17 Entwicklungs- und Nothelfer getötet, 15 verletzt und 43 entführt worden.

    Sicherheitslage im Land verschlechtert

    Eine Konsequenz der neuen Gefahren sei, dass Hilfsorganisationen ihre Arbeit einschränkten. „Zwischen Juli und September ist die Zahl der Partner, die wenigstens zwei der folgenden Aktivitäten durchgeführt haben - Hilfslieferungen, Bedarfsprüfungen oder Überprüfung von Projekten - von 170 auf 153 gefallen.“

    Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission vor drei Jahren drastisch verschlechtert. Die radikalislamischen Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach Militärangaben mittlerweile wieder rund 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent. Der IS verübt mehr Anschläge. (dpa)