Washington. Von Deutschland aus knüpfte Christan Ganczarski Kontakte bis zu Osama bin Laden. Nun wollen die USA dem ehemaligen Mülheimer anklagen.

Die Geschichte des in Deutschland aufgewachsenen Terroristen Christian Ganczarski liest sich wie ein Auszug aus dem Strafgesetzbuch: Beihilfe zum Mord, Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und Angriff auf Justizbeamte. Nun könnte ein weiteres Kapitel hinzukommen, denn die USA werfen Ganczarski eine Beteiligung an den Terroranschlägen vom 11. September vor.

Die US-Regierung will sich deshalb um die Auslieferung des 51-Jährigen bemühen, der aktuell in einem französischen Gefängnis sitzt. Der Islam-Konvertit Ganczarski wurde in Gliwice in Polen geboren, ist aber in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen und hat von Nordrhein-Westfalen aus Kontakte zur islamistischen Szene in Deutschland geknüpft.

Ganczarski hatte direkten Kontakt zu Osama bin Laden

Zwischen 1999 und 2001 soll er mindestens fünf Mal von Deutschland nach Pakistan und Afghanistan gereist sein, wo er engen Kontakt zum später getöteten Al-Kaida-Chef Osama bin Laden sowie den Drahtziehern diverser Anschläge gehabt haben soll. Zum Zeitpunkt der Terroranschläge vom 11. September 2001, bei dem Islamisten unter anderem zwei entführte Flugzeuge in die New Yorker Zwillingstürme des World Trade Center steuerten, war Ganczarski den Angaben zufolge in Deutschland. Bei den Anschlägen starben fast 3000 Menschen.

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    In Nordfrankreich sitzt er eine 15-jährige Haftstrafe wegen Beihilfe zum Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation ab. Ganczarski war nach einem Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba 2002 von einem Pariser Gericht 2009 verurteilt worden. Bei dem Terroranschlag waren 21 Menschen getötet worden, unter ihnen 14 deutsche Urlauber.

    Anklage sah Telefon mit Djerba-Attentäter als Einsatzbefehl

    Er hatte telefonischen Kontakt zu einem der Attentäter – die Anklage wertete Ganczarskis Aussagen in dem Gespräch sogar als Einsatzbefehl, wie die ARD-Sendung „Report Mainz“, berichtete. Vergangene Woche verletzte er drei Wärter mit einer Schere.

    In den USA droht ihm eine Anklage unter anderem wegen Unterstützung einer Terrororganisation sowie Verschwörung mit dem Ziel, US-Amerikaner zu töten. Das US-Justizministerium sieht in Ganczarski einen der zentralen Strippenzieher von Al-Kaida. Er soll zum Beispiel Kontakte zwischen der Führung des Terrornetzwerks und möglichen Attentätern hergestellt haben. Zudem soll der Deutsche Al-Kaida mit technischem Wissen über Computersysteme und Waffen unterstützt haben. (dpa/ac)