Washington/Menlo Park. Russlands Einfluss auf die US-Wahl über Netzwerke wie Facebook war offenbar größer als vermutet. Auch Google fand Missbrauchs-Hinweise.

Aus Russland stammende Facebook-Beiträge zur Beeinflussung der US-Politik sind dem weltgrößten Online-Netzwerk zufolge weit zahlreicher als bislang angenommen. Zwischen Juni 2015 und August 2017 seien rund 80.000 solcher Posts von der mutmaßlichen „Troll“-Fabrik Internet Research Agency aus St. Petersburg platziert worden, wie aus einer Facebook-Stellungnahme für den US-Kongress hervorgeht, die Reuters am Montag einsehen konnte.

Diese Beiträge von teils gefälschten Nutzerprofilen hätten rund 126 Millionen Nutzer erreichen können und damit etwa die Hälfte der US-Wahlberechtigten. Die meisten Beiträge zielten auf eine Spaltung der Gesellschaft und ein Schüren von sozialen und politischen Spannungen, hieß es weiter.

Kongress beschäftigt sich mit Verdacht

Der Kurznachrichtendienst Twitter fand Insidern zufolge 2752 dubiose Profile aus Russland und damit ebenfalls weit mehr als bislang bekannt. Zunächst war von gut 200 die Rede. Diese Nutzerkonten, die ebenfalls zur russischen Internet Research Agency zurückverfolgt worden seien, seien gesperrt und ihre Namen den US-Behörden mitgeteilt worden.

Vertreter von Facebook, Twitter und Google sollen sich in dieser Woche vor Kongressausschüssen zu dem Verdacht einer Einmischung Russlands in den Präsidentschaftswahlkampf 2016 über die Verbreitung von Fehlinformationen äußern. US-Geheimdienste waren zu dem Schluss gekommen, die russische Regierung habe eine Beeinflussung des Wahlkampfs zugunsten des jetzigen Präsidenten Donald Trump angeordnet.

So sollen Hacker peinliche oder belastende E-Mails aus dem Lager von Trumps Kontrahentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in sozialen Netzen verbreitet worden sein.

Politische Anzeigen bei Google

Neben Facebook und Twitter hat auch Google Hinweise auf den Missbrauch seiner Internet-Plattform für politische Zwecke gefunden. Im Wahlkampf für die US-Präsidentenwahl im vergangenen Jahr hätten Akteure mit Verbindungen zu Russland etwa Werbeanzeigen für 4700 Dollar (4039 Euro) geschaltet, teilte das Unternehmen am Montag (Ortszeit) auf seinem Blog mit. Diese hätten aber nicht auf spezielle Nutzer-Gruppen abgezielt.

Auch auf dem Video-Dienst YouTube seien Beiträge mit politischem Inhalt eingestellt worden. Die Beweise seien bei einer internen „gründlichen Untersuchung“ zu der Wahl gefunden worden.

„Wir werden uns dafür einsetzen, einen Weg zu finden, diese Art von Missbrauch zu stoppen“, sagte das Unternehmen weiter. Dazu werde man mit Regierungen, führenden Nicht-Regierungsorganisationen sowie anderen Unternehmen zusammenarbeiten, um gegen Fehlinformationen vorzugehen. (dpa/rtr)