Washington. Die Untersuchungen von Sonderermittler Mueller zur Russland-Affäre in den USA haben nach einem CNN-Bericht zu ersten Anklagen geführt.

Vor dem üblichen Wochenend-Ausflug auf den Golfplatz wandte sich Donald Trump in eigener Sache an seine Anhänger. Es ist „monatelangen teuren Untersuchungen allgemein anerkannt“, schrieb der US-Präsident auf Twitter, dass es „keine geheimen Absprachen zwischen ihm und Russland gegeben hat. Kurz darauf kam von berufener Stelle das Dementi.

Sonderermittler Robert Mueller, Ex-Chef der Bundespolizei FBI, hat im Umfeld der Wahlkampf-Kampagne Trumps Straftaten festgestellt. Eine geheim tagende Geschworenen-Jury in Washington hat bereits Anklagen zugelassen. Schon am Montag, berichten der Sender CNN und das Wall Street Journal, könnte es erste Festnahmen geben. Namen sind noch nicht bekannt, weil die Anklageschriften von einem Bundesrichter vorläufig versiegelt wurden. Ein Verfahren, um zu verhindern, dass Beschuldigte fliehen oder Beweismaterial vernichten.

Niedrigste Zustimmungswerte für Trump seit Vereidigung

Trump reagierte mit Attacken auf Twitter. Gerade jetzt, wo die Republikaner eine „historische Steuerreform“ durchsetzen wollen, betrieben die Demokraten mit erfundenen Geschichten „Hexenjagd“ und eine „teuflische Politik“. Dabei sei es Hillary Clinton gewesen, die mit Russland kollaboriert habe, sagte Trump.

Die Zuspitzung der Debatte, ob es bei den laut US-Geheimdiensten erwiesenen Störmanövern Moskaus gegen die US-Wahlen vor einem Jahr Kumpanei zwischen Kreml und Team Trump gegeben hat, kommt für Trump zur Unzeit. Seine Zustimmungswerte sind laut einer am Sonntag veröffentlichten NBC/Wall Street Journal-Umfrage mit 38 Prozent auf dem niedrigsten Stand seiner Präsidentschaft.

Ist Lobbyist Manafort nach Durchsuchung das erste Ziel?

Mit den Vorgängen vertraute Experten erwarten, dass zunächst Paul Manafort im Visier des 16-köpfigen Ermittler-Teams von Mueller steht. Der Lobbyist war im Sommer 2016 als Wahlkampf-Manager Trumps zurückgetreten. Millionenzahlungen an ihn aus dem Umfeld des ukrainischen Ex-Präsidenten und Kreml-Verbündeten Janukowitsch hatten den 68-Jährigen schwer belastet. Im Juli wurde Manaforts Wohnung bei einer Polizei-Razzia durchsucht. Abhör-Protokolle sollen belegen, dass Manafort von Computer-Attacken russischer Hacker auf die Zentrale der US-Demokraten wusste.

Rechtsexperten spekulieren, dass Mueller Manafort als „Hebel“ benutzt, um das Dunkelfeld rund um die vielen Kontakte von Trump-Vertrauen mit russischen Stellen vor der US-Wahl zu erhellen. Trumps Sohn Donald Jr., Schwiegersohn Jared Kushner, die Berater Carter Page und Roger Stone sowie der frühere Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn stehen hier an erster Stelle. Würde Manafort gegen sie aussagen, könne er auf Strafmilderung hoffen, heißt es. Trumps Anwalt Ty Cobb dazu: Manafort kann Trump nicht belasten.

Verdacht gegen Präsident Trump: Behinderung der Justiz

Trump selbst steht im Verdacht der Justiz-Behinderung.

Er bat den damaligen FBI-Chef James Comey, die Ermittlungen gegen Flynn ruhen zu lassen. Als Comey sich weigerte, wurde er entlassen. Weil sich Justizminister Jeff Sessions zum Verdruss von Trump in der Causa Russland für befangen erklärte, setzte Vize Rod Rosenstein im Frühjahr Robert Mueller als Sonderermittler ein.

Dass der 73-Jährige bereits nach fünf Monaten erste Anklagen erhebt, hat in Washington für helle Aufregung gesorgt. Trump-freundliche Medien (New York Post, Wall Street Journal etc.) fordern Muellers Rücktritt. Sie halten den Fahnder für befangen und werfen ihm Untätigkeit mit Blick auf Hillary Clinton vor.

Trump belebt die Debatte um geheime Kennedy-Akten neu

In ihrer Zeit als Außenministerin soll Russland in den Besitz von 20 Prozent der US-Uran-Bestände gekommen sein. Im Gegenzug seien Millionen-Beträge an die Stiftung von Ehemann Bill Clinton geflossen. Namhafte US-Medien hatten die Vorwürfe bereits vor Monaten als haltlos bezeichnet. Keine Staatsanwalt beschäftigt sich damit. Dagegen forderten Moderatoren des Senders Fox News, Clinton gehöre ins Gefängnis. „Das sind Ablenkungsmanöver“, sagte Ryan Lizza vom Magazin „New Yorker“.

Unterdessen hat Trump die Debatte um die Akten über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 neu belebt. Nachdem am Donnerstag nur ein Teil der letzten bisher geheim gehaltenen Unterlagen freigeben worden war, setzte massive Kritik ein. Tenor: Was hat die Regierung fast 54 Jahre danach noch zu verbergen? Trump will nun auch auch diese Dokumente veröffentlichen. Ausnahme: Namen und Adressen noch lebender Personen, die an den Ermittlungen beteiligt waren. Wann die Unterlagen zugänglich werden, sagte Trump nicht.