Berlin. Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zeichnet ein düsteres Bild. Die Armut in Deutschland habe skandalös zugenommen.

Die Armutsquote in Deutschland hat nach einem Bericht von Sozialverbänden einen neuen Höchststand erreicht. Wie aus einem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Bericht von zehn Organisationen hervorgeht, lag der Anteil armer Menschen im Jahr 2015 bei 15,7 Prozent. 2014 erreichte die Armutsquote einen Wert von 15,4 Prozent. Laut Bericht leben damit etwa 12,9 Millionen Menschen in Deutschland unterhalb der Einkommensarmutsgrenze.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, sprach von einem neuen negativen Rekordwert seit der Wiedervereinigung. Berlin und das Ruhrgebiet bezeichnete Schneider als „armutspolitische Problemregionen“. Im Zehn-Jahres-Vergleich sei die Quote in allen ostdeutschen Bundesländern mit Ausnahme Berlins gesunken, heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig stieg die Quote in den westdeutschen Ländern. Ausnahmen sind Hamburg und Bayern.

Fast die Hälfte der Alleinerziehenden gilt als arm

Zudem kommen die Herausgeber des Berichts zu dem Schluss, dass die Armutsquote bei allen bekannten Risikogruppen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Bei Erwerbslosen liegt sie bei 59 Prozent, bei Alleinerziehenden bei 44 Prozent, bei kinderreichen Familien bei 25 Prozent. Schneider wies in diesem Zusammenhang auf die Lage der Rentner hin. Zwischen 2005 und 2015 stieg ihre Armutsquote nach den Angaben von 10,7 Prozent auf 15,9 Prozent – eine Zunahme von 49 Prozent.

Der Armutsbericht bezieht sich auf Daten aus dem Mikrozensus und bewertet die relative Einkommensarmut. Darunter fallen Menschen, die über maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen. Die Verbände kritisieren unter anderem, dass bei Armutsanalysen das Haushaltseinkommen herangezogen wird. Damit fielen beispielsweise pflegebedürftige Menschen in Heimen sowie Wohnungslose aus der Statistik heraus.

Gemeinschaftsbericht mehrerer Verbände

Mitherausgeber des Berichts sind neben dem Paritätischen Gesamtverband, der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, der Deutsche Kinderschutzbund, das Deutsche Kinderhilfswerk, die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben, die BAG Wohnungslosenhilfe, die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie, der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen, die Volkssolidarität und Pro Asyl. (epd)