Berlin. Tausende Paare in Deutschland wollen ein Kind adoptieren. Die Politik sollte sie dabei unterstützen und das Adoptionsrecht reformieren.

Wer soll in Deutschland Kinder adoptieren? Berufstätige Frauen, die älter als 40 Jahre sind? Männer, die mit anderen Männern verheiratet sind? Atheisten? Muslime? Vegetarier?

In der Debatte um das Adoptionsrecht spiegeln sich die gesellschaftlichen Debatten der letzten Jahrzehnte – es geht um neue Familienmodelle, veränderte Rollenmodelle und neue Antworten auf die Frage, woran man gute Eltern erkennt. Denn das ist der Kern jeder Adoption: Wenn Kinder ein neues Zuhause suchen, weil ihre leiblichen Eltern ihnen keins bieten können oder wollen, brauchen sie stabile, liebevolle, menschlich reife Ersatzeltern.

Ein gutes Elternpaar

Das Problem: In Deutschland haben Adoptionen zwar eine lange Tradition – doch es gibt viel zu wenig Wissen und Austausch darüber, woran Adoptionen in der Praxis scheitern, wie sie erleichtert und für alle Seiten verbessert werden können.

Ist es wirklich sinnvoll, dass über 80.000 Kinder in Heimen leben und über 70.000 in zum Teil wechselnden Pflegefamilien? Sicher, nicht jedes Paar, das sich um ein Adoptivkind bemüht, ist nach menschlichem Ermessen auch ein gutes Elternpaar.

Neues Zuhause schaffen

Gerade bei prominenten Adoptiveltern muss die Frage erlaubt sein, in welcher Reihenfolge hier die Beweggründe wirken: Erst der Kinderwunsch, dann die wohltätige Geste und schließlich die Imagepflege? Oder doch andersherum?

In Deutschland jedenfalls träumen nach wie vor Tausende kinderlose Paare davon, einem alleingelassenen Kind ein neues Zuhause zu schaffen. Der größte Teil davon dürfte dieselben Motive haben wie alle Paare mit Kinderwunsch: Ein Kind beim Großwerden zu begleiten. Die Politik sollte sie dabei unterstützen und die nötige Reform des Adoptionsrechts nicht länger wie eine heiße Kartoffel von Regierung zu Regierung weiterreichen.