Peine. Im früheren Werksgasthaus in Peine können diejenigen einen Abstrich fürs Labor von sich machen lassen, die dafür eine ärztliche Empfehlung haben.

Keine Panik verbreiten, aber Vorsorge treffen: Gemäß der Devise eröffnet der Landkreis Peine am morgigen Dienstag, 10. März, im ehemaligen Werksgasthaus in Peine ein Corona-Testzentrum für die Menschen im Kreisgebiet.

Mit Flatterband und Bauzäunen ist das frühere Werksgasthaus abgesperrt, das in kürzester Zeit zur Anlaufstelle in Sachen Corona geworden ist. Beim Pressetermin vor Ort ist auch das Radio dabei, als der Peiner Landrat Franz Einhaus verdeutlicht: Momentan gebe es zwar noch keinen nachgewiesenen Corona-Infizierten im Landkreis, aber dieses Virus sei ein „wachsendes Problem“. Die Einrichtung des Testzentrums sei daher ein „vorausschauendes Projekt“, um gewappnet zu sein für den Erstfall – sprich: für die Corona-Infizierung im Kreisgebiet. „Es ist gut zu wissen, dass wir gerüstet sind“, hebt Einhaus hervor.

Wobei es eine ganz klare Herangehensweise gibt, an die sich die Bevölkerung auch im Sinne der Bekämpfung dieses gefährlichen Virus’ halten sollte: Wer Corona-Symptome bei sich feststellt, sollte unbedingt mit seinem Hausarzt darüber sprechen – und zwar telefonisch, auf keinen Fall sollte man in die Arztpraxis gehen. In diesen Gesprächen werden die Arztpraxen durch bestimmte Fragen (etwa, ob ein Besuch in einem Corona-Risikogebiet stattgefunden hat) ermitteln, ob bei der jeweiligen Person ein Abstrich für den Corona-Labortest erforderlich ist. „Nur mit einer solchen Empfehlung des Arztes dürfen die Personen in das Corona-Testzentrum kommen“, betont Kreis-Sozialdezernentin Professor Andrea Friedrich.

Mit dieser neuen Einrichtung müssen also die jeweiligen niedergelassenen Arztpraxen nicht mehr selbst die Verdachtsperson aufsuchen: Diese Abstriche werden vielmehr im Testzentrum vorgenommen. Wie kommen die jeweiligen Menschen dorthin nach Peine? Am besten alleine mit dem Auto oder Fahrrad, eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus) sollte es nicht sein. Notfalls sollte die Transportfrage mit dem jeweiligen Hausarzt besprochen werden. Im Übrigen ist Andrea Friedrich zufolge auch über einen Fahrdienst nachzudenken.

Das Corona-Testzentrum befindet sich im Erdgeschoss des früheren Werksgasthauses in Peine, ist also barrierefrei zugänglich. An der Nordseite (Stahlwerkseite) befindet sich der Eingang: Dort erhalten die Verdachtspersonen eine Atemschutzmaske, während alle Mitarbeiter des Testzentrums (Ärzte, Arzthelfer) im Vollschutz (Schutzanzug, Atemschutzmaske) tätig sind. In einem abgetrennten Nebenraum wird der Abstrich vorgenommen, durch einen gesonderten Ausgang geht es wieder ins Freie. In der Regel dauere es einen Tag, bis das Laborergebnis zum Abstrich feststehe, an Wochenenden könne es ein bisschen länger dauern, ergänzt Andrea Friedrich – sie appelliert: „Wir vertrauen darauf, dass die Menschen nur bei einem ärztlich festgestellten Verdacht in das Testzentrum gehen.“

Mit dem Zentrum – es ist ein Gemeinschaftsprodukt von Landkreis und Stadt Peine sowie Kassenärztlicher Vereinigung Niedersachsen (KVN) und Ärztekammer Niedersachsen – werden zum einen die niedergelassenen Ärzte entlastet, zum anderen sollen die Ausrüstungsgegenstände (Schutzanzug, Atemschutzmaske) effizienter eingesetzt werden, es wird also Material eingespart. „Darüber hinaus können wir mit dieser Einrichtung Kommunikationswege vereinfachen“, ist Einhaus überzeugt.

Das frühere Werksgasthaus im Eigentum der Stadt Peine bietet sich aus mehreren Gründen als Standort an: Zum einen befindet es sich zentral im Kreis Peine, aber in großem Abstand zum Klinikum und zu Arztpraxen; zum anderen wird es bereits seit Jahren nicht genutzt, ist also sofort verfügbar gewesen. „Für das Testzentrum muss es auch nicht besonders eingerichtet werden“, erinnert die Sozialdezernentin. Tische und Stühle im Empfangsbereich und im Wartebereich, dazu etwa Spinde im Nebenraum (Abstrich-Raum).

Laut Kreisverwaltung gibt es keinen nachgewiesenen Corona-Fall im Landkreis: Drei Menschen aus dem Kreisgebiet befinden sich aber in häuslicher Quarantäne – sie alle hatten Kontakt zu einem festgestellten Corona-Infizierten. Bei einem der drei Personen hat es einen Abstrich gegeben, der Labortest war negativ; bei den beiden anderen gibt es erst einen Abstrich, wenn entsprechende Corona-Symptome auftauchen. Wer sein Zuhause trotz der Quarantäne verlässt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Dr. Carit Grothusen vom Peiner Kreis-Gesundheitsamt bekräftigt: „Wir als Gesundheitsamt dürfen nur Abstriche von Verdachtsfällen nehmen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten oder Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatten und Erkrankungserscheinungen aufweisen.“ Für alle anderen Fälle sind niedergelassene Ärzte zuständig.

Zurzeit sieht der Landkreis keinen Grund, Veranstaltungen im Kreisgebiet abzusagen. „Da es sich um ein dynamisches Geschehen handelt, kann sich diese Einschätzung aber schnell ändern“, setzt Kreis-Pressesprecher Fabian Laaß hinzu. Dr. Friedrich Scheibe, Hausarzt aus Groß Bülten und Sprecher der Kreisstelle Peine der Kassenärztlichen Vereinigung, beschreibt: Beim Corona-Virus gebe es eine Verunsicherung unter Patienten, aber keine Panik.

Das Corona-Testzentrum befindet sich im ehemaligen Werksgasthaus in Peine, Gerhard-Lucas-Meyer Straße 8 (gegenüber dem Stahlwerk) und ist ab Dienstag, 10. März, täglich von 12 bis 14 Uhr geöffnet. Dorthin dürfen die Menschen aber nur mit ärztlicher Empfehlung. Die Symptome für das Corona-Virus können – ähnlich einer Grippe – Fieber, trockener Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit, aber auch Atemprobleme/Atemwegserkrankungen, Halskratzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost sein.