Eschweiler. In Eschweiler verwüstete eine Explosion die Fußgängerzone. Am Wochenende nahm die Polizei einen Mann unter dringendem Tatverdacht fest.

Nach der schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Eschweiler bei Aachen ist ein Mann unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden. Dem 21-Jährigen würden versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen sowie besonders schwerer Brandstiftung zur Last gelegt, erklärte die Oberstaatsanwaltschaft Aachen am Samstag. Er sei in Untersuchungshaft.

Bei der Explosion am Donnerstag waren 15 Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwebten am Samstag noch in Lebensgefahr. Die Ermittlungen zu Hintergründen und dem Motiv der Tat dauerten nach Justizangaben an.

Die Explosion ereignete sich in einem viergeschossigen Wohn- und Geschäftshaus. Dieses geriet in Brand, die Druckwelle beschädigte eine Vielzahl weiterer Gebäude erheblich. Durch die Wucht der Detonation gingen in 50 Metern Umkreis sämtliche Fensterscheiben zu Bruch. Auch Geschäfte gegenüber des Hauses, aus der die Detonationswelle kam, lagen in Trümmern.

Die Explosion entfachte zudem ein Feuer, das stundenlang ein Großaufgebot von Einsatzkräfte aus der Region beschäftigte. Unterstützung erhielten Polizei und Feuerwehr durch das Technische Hilfswerk Eschweiler. Gegen 2.00 Uhr nachts war das Feuer gelöscht. Rund 200 Kräfte seien im Einsatz gewesen.

Explosion in Eschweiler: Schwere Schäden auch bei angrenzenden Häusern

Die Explosion war am Donnerstagabend gegen 21.15 Uhr gemeldet worden. Auch benachbarte Häuser wurden durch ihre Wucht schwer beschädigt. Ob das Unglückshaus selbst oder angrenzende Häuser einsturzgefährdet sind, müsse nun geprüft werden.

Auch benachbarte Gebäude wurden durch die Explosion stark beschädigt. Ob sie einsturzgefährdet sind, muss noch geprüft werden.
Auch benachbarte Gebäude wurden durch die Explosion stark beschädigt. Ob sie einsturzgefährdet sind, muss noch geprüft werden. © Federico Gambarini/dpa

Nicht das erste Unglück in der Region

Die Behörden gingen zunächst von einem Unglück aus. Der Unglücksort war weiträumig abgesperrt. Brandsachverständige hätten das betroffene Haus noch ebenso wenig betreten wie ein Statiker, hieß es in der Nacht. Zuvor hatte die „Aachener Zeitung“ über die Explosion berichtet.

Die Ermittler erklärten, zu Hintergründen und dem Motiv des 21-jährigen Tatverdächtigen dauerten die Ermittlungen noch an. Ihm werden auch gefährliche Körperverletzung und besonders schwere Brandstiftung zur Last gelegt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden keine weiteren Angaben gemacht.

Schock nach Explosion in Eschweiler: Bürgermeisterin äußert sich

Die Bürgermeisterin der Stadt, Nadine Leonhardt, berichtete im Radiosender WDR 5 über die Lage: „Die Stadt steht wirklich unter Schock“. Eine sehr beliebte Geschäftsstraße sei betroffen. Nach der Hochwasserkatastrophe vor knapp zwei Jahren sei man nun in der nächsten Krise. Einige Geschäfte hätten gerade erst wiedereröffnet.

„Die Verzweiflung und der Schock stehen den Menschen ins Gesicht geschrieben“, sagte Leonhardt. Die Stadt habe zwei 24-Stunden-Hotlines eingerichtet. Eine sei für diejenigen, die die Explosion erlebt und Umgang mit Verletzten gehabt hätten. Die zweite Hotline gebe Hinweise für Geschäftsleute, die Handwerker benötigten.

Am Ort der Explosion beendete die Feuerwehr unterdessen die Brandwache. „Der Regen kommt uns zugute“, sagte ein Sprecher der Kommune. Die Straße sei wieder frei. Dort wurde ein Container für Trümmer aufgestellt. Zerstörte Schaufenster waren mit Holzbrettern zugenagelt. Auch Glaser waren vor Ort. Vor dem Haus, von dem die Explosion ausging, standen Absperrgitter.

Kein Anwohner sei obdachlos, erklärte der Stadtsprecher. Teils seien Verletzte noch im Krankenhaus. Die anderen Anwohner seien alle untergekommen. Die Staatsanwaltschaft machte mit Verweis auf die Privatsphäre der Betroffenen keine weiteren Angaben zu Verletzten.

Eschweiler liegt in Nordrhein-Westfalen zwischen Aachen, Köln und der Nordeifel. 56.000 Menschen leben hier. Das letzter große Unglück ist erst zwei Jahre her: Im Juli 2021 wurde die Stadt von der Flutkatastrophe getroffen. Nur am Krankenhaus von Eschweiler, das in einer Rettungsaktion evakuiert werden musste, entstand ein Schaden von 120 Millionen Euro. (dpa/fmg)