Berlin. Eine Bürgerversammlung will den Klimaschutz auf der Urlaubsinsel verstärken – und hat dafür nun teils drastische Vorschläge gemacht.

Der Tourismus spielt eine entscheidende Rolle für Mallorcas Wirtschaft: Die Lieblings-Insel der Deutschen zieht jedes Jahr Millionen Urlauberinnen und Urlauber an. Gleichzeitig bringt der Massentourismus allerdings auch Probleme mit sich – vor allem für die Umwelt. Eine selbsternannte Bürgerversammlung will jetzt den Klimaschutz auf der Insel verbessern und hat deswegen teils drastische Vorschläge gemacht. Die Initiative fordert unter anderem eine Zugangsbeschränkung an Stränden und eine Limitierung der Betten – und eine Begrenzung der Besucherzahl.

Die sogenannte "Assemblea Ciutadana pel Clima", eine Bürgerversammlung aus 60 Einwohnerinnen und Einwohner der Insel, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ideen für mehr Klimaschutz auf Mallorca zu erarbeiten. Insgesamt hat die Initiative dafür 56 Vorschläge gesammelt.

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Mallorca: Bürgerversammlung will Touristenzahlen begrenzen

"40 Prozent der Emissionen auf den Balearen entstehen durch den Verkehr. Auf diesem Gebiet wurden viele Vorschläge erarbeitet. Der wichtigste ist wohl, die Zahl der Besucher auf den Inseln zu begrenzen, sei es auf dem Luft- oder dem Seeweg", sagte einer der Initiatoren der Bürgerversammlung, Pau de Vílchez, gegenüber der "Mallorca Zeitung". De Vílchez ist Professor an der Universität der Balearen und sitzt außerdem im Expertengremium der Balearen für die Energiewende.

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Mit einer solchen Begrenzung könnten laut de Vílchez doppelt Emissionen eingespart werden: Zum einen solche, die durch die An- und Abreise der Touristinnen und Touristen verursacht würden und zum anderen solche, die während des Aufenthalts auf der Insel entsünden. Der Tourismus sei einer der Hauptverursacher der Klimawandels, sagte der Professor.

In Bezug auf den Wirtschaftsfaktor des Tourismus erklärte er, dass es ein großer Fehler sei, nicht auch andere Sektoren zu erschließen. "Mit dem Klimawandel ändert sich alles. Es wird unerträglich heiß, der steigende Meeresspiegel verschlingt die Strände, es gibt riesige Waldbrände", so de Vílchez gegenüber der "Mallorca Zeitung".

Ein Strand auf Mallorca: Nach dem Willen einer Bürgerversammlung sollen hier schon bald weniger Touristinnen und Touristen zugelassen werden.
Ein Strand auf Mallorca: Nach dem Willen einer Bürgerversammlung sollen hier schon bald weniger Touristinnen und Touristen zugelassen werden. © Clara Margais/dpa

Balearen-Regierung und Inselrat wollen sich mit Vorschlägen beschäftigen

Eine weitere Forderung der Bürgerversammlung: Eine Reduzierung der Betten auf der Insel. Dafür sollte es nach Willen der Initiative bis 2030 insgesamt 40 Prozent weniger Übernachtungsplätze geben. Das sei, so de Vílchez, zwar ein radikaler Schritt, aber um die Emissionen zu verringern bleibe eigentlich kaum eine andere Möglichkeit. Zudem will die Versammlung etwa den Zugang zu öffentlichen Stränden beschränken, die Waldbewirtschaftung anpassen, die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes fördern und Bautätigkeiten begrenzen.

Ob diese Vorschläge tatsächlich umgesetzt werden, ist bisher allerdings unklar. Dafür müssen sich zunächst die Regierung der Balearen und der Inselrat mit den Punkten auseinandersetzen. Beide hatten aber zugesagt, alle Vorschläge der Bürgerversammlung zu prüfen, die in der Versammlung einen Zustimmungswert von über 90 Prozent erhielten. Das trifft auf einen großen Teil der 56 Vorschläge zu – unter anderem auch auf die Forderung nach einer Begrenzung der Besucherzahlen zu. (csr)

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