Berlin. Die Erde soll sich schneller von dem Massensterben vor 252 Millionen Jahren erholt haben als vermutet. Das zeigen neue Fossilfunde.

Vor etwa 252 Millionen Jahren ereignete sich eines der größten Massensterben auf unserem Planeten. Dabei starben mehr als 80 Prozent der Meeresbewohner und rund drei Viertel der Landtiere aus. Neue Fossilfunde zeigen nun, dass sich das Ökosystem davon schneller erholt haben könnte, als bisher vermutet.

Massenaussterben: Das war der Auslöser

Auslöser des „große Sterben“ sollen gewaltige Vulkanausbrüche in Sibirien gewesen sein. Dabei wurden riesige Flächen von Lava geflutet und abgebrannt. Die Ausbrüche setzten CO2 frei, das Klima wurde immer heißer und die Meere versauerten, woraufhin viele Tiere starben. Das Massensterben zog sich über mehrere Tausend Jahre hin.

Dieses Sterben wird Perm-Trias-Ereignis genannt und veränderte den Planeten maßgeblich. Auf das Aussterben folgte das Zeitalter der Dinosaurier. Dort entwickelten sich die ersten modernen marinen Ökosysteme. Das heißt, Ökosysteme, die mit dem Meer zu tun haben. Bisher wurde allerdings davon ausgegangen, dass sich die Erde nur langsam von dem Massenaussterben erholt hat.

„Man ging davon aus, dass sich komplexe marine Ökosysteme erst rund zehn Millionen Jahre nach dem Massensterben wieder vollständig etabliert haben“, erklären der Wissenschaftler Xu Dai von der Universität für Geowissenschaften in Wuhan und seine Kollegen in einem wissenschaftlichen Artikel.

Bisher waren Fossilbelege aus der Zeit nach dem Aussterben selten, sodass nicht genau festgestellt werden konnte, wie schnell sich Leben wieder entwickelte.

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Fossilfunde zeigen erstaunliche Entwicklung

Neuste Fossilfunde in der südchinesischen Provinz Guizhou nahe der Stadt Guiyang sollen nun Licht ins Dunkel bringen. Denn die Funde sind die bisher ältesten des sogenannten Erdmittelalters. Sie zeigen, dass vor 250,8 Millionen Jahren konservierte Organismen gelebt haben, also schon nach etwa einer Million Jahren, wesentlich früher als bisher vermutet.

Die Fossilien zeigen ein Meeresökosystem mit verschiedenen Arten, die eine Nahrungskette bildeten. Dazu gehören Pflanzen, Knochenfische, Rochen, Krebse, Hummer, Garnelen und Weichtiere, heißt es in dem wissenschaftlichen Artikel.

Außerdem wurden insgesamt zwölf Organismenklassen und versteinerte Fäkalien gefunden, die nun Informationen über die Ernährung der Lebewesen geben könnten.

„Diese Fossilien, insbesondere die Anwesenheit von Wirbeltierräubern, zeigen eine überraschend frühe Vielfalt von Tieren nach dem Massensterben am Ende des Perms.“ Sie würden eine komplette Nahrungspyramide darstellen, heißt es im Artikel.

Fossilfund wirft Fragen auf

Die Funde werfen nun neue Fragen bei den Forschern auf. Die Theorie, dass sich die höheren Ebenen der Nahrungskette erst langsamer erholen, würde hier nicht greifen. Deswegen wird vermutet, dass einige Tiere das Massensterben überlebt haben könnten. Eine andere Erklärung ist, dass sich die Tiere schneller reproduzierten als angenommen. Das könnte zum Beispiel durch einen erhöhten Konkurrenzkampf geschehen sein.

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Auch ungewöhnlich ist der Fund von zahlreichen Fischarten in ehemaligen Tropengebieten. Wegen des heißen Meereswasser sollten Tiere eigentlich nicht dort zu finden sein. Die Forscher nehmen an, dass die Meerestemperatur zu Beginn des Tria-Zeitalters doch immer wieder kälter war als gedacht. Es müsse einige kühle Phasen gegeben haben, die das Wasser bewohnbar gemacht haben.

Mit den neuen Fossilfunden sind neue Einblicke in die Zeit vor 250 Millionen Jahren geliefert und bisherige Annahmen widerlegt worden. Auch wenn die Funde noch nicht vollständig ausgewertet sind, konnten jetzt schon wichtige Erkenntnisse daraus gezogen werden. Sie helfen beim Verständnis, wie schnell sich Leben auf der Erde nach Massenaussterben wieder regeneriert.