Berlin. Moderatorin Barbara Schöneberger im Interview über Nacktclips und Sexismus. Und: Sie verrät, warum sie mehr wie Kai Pflaume sein will.

Barbara Schöneberger ist zurück: Frisch aus einem langen Urlaub stürzt sich die 48-Jährige in die Moderation von „Verstehen Sie Spaß?“ am Samstag (11. Februar) um 20.15 Uhr im Ersten. Auf der Bühne ist sie ein nicht zu bremsendes Energiebündel. Und im Interview? Ganz genauso. Gleichzeitig lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen – weder von gesellschaftlichen Debatten noch von wiederaufgetauchten Halb-nackt-Clips.

Sie hatten dreieinhalb Wochen Urlaub. Ist so viel freie Zeit für eine Entertainerin, die auf einer ganzen Reihe Hochzeiten tanzt, ein Horror?

Barbara Schöneberger: Das kann mitunter zum Horror werden, wenn man sich nicht sinnvoll beschäftigt. Aber ich verbringe diese Zeit im megasozialen Aufruhr. Das heißt, wechselnde Gäste, jeden Abend Abendessen, Skifahren, Treffen mit Eltern und Schwiegereltern, vor und zurück: Es ist immer was los. Auf diese Weise ist alles erträglich. Man muss mir gut Stöckchen werfen, ansonsten wird es mir langweilig. In der Zeit habe ich einfach nichts Berufliches gemacht und bin kein einziges Mal an mein Telefon gegangen.

Funktioniert das mit der Telefonpause?

Schöneberger: Ich habe alle dahingehend erzogen, dass mich keiner anruft. Die melden sich dann bei meiner Managerin oder die schicken mir ein WhatsApp. Ich gehe nur ran, wenn meine Managerin mich anruft, denn die ist streng. Aber das passiert ganz selten.

Jetzt müssen Sie sich um die Moderation der nächsten „Verstehen Sie Spaß?“-Sendung kümmern. Gibt es eigentlich etwas, wo Sie keinen Spaß verstehen?

Schöneberger: Man könnte leicht sagen, bei Ungerechtigkeit und Krieg. Aber um es etwas leichtfüßiger zu halten: Ich verstehe keinen Spaß, wenn Leute meiner Meinung nach für Dinge länger brauchen, als ich dafür eingeplant habe. Mir leuchtet einfach nicht ein, warum man Stunden für etwas aufwendet, was man auch schnell machen kann. Da bin ich manchmal etwas ungehalten.

Bei persönlichen Haushaltsdingen bin ich deshalb kein so guter Teamarbeiter. Aber ich versuche das langsam in den Griff zu kriegen. Auch verstehe ich keinen Spaß bei Menschen, die eine unnötige Wehleidigkeit kultivieren. Das nervt mich wahnsinnig und dabei kriege ich eine immer kürzere Geduldspanne.

Kann es sein, dass Sie mit Ihrem Tempo Ihrerseits die Menschen nerven?

Schöneberger: Meine Mutter reagiert sehr angestrengt, wenn ich den Tisch abräume, weil sie findet, dass ich das zu schnell und impulsiv mache.

Barbara Schöneberger mit ihrem Gast, Influencer Riccardo Simonetti, bei der Aufzeichnung von „Verstehen Sie Spaß“.
Barbara Schöneberger mit ihrem Gast, Influencer Riccardo Simonetti, bei der Aufzeichnung von „Verstehen Sie Spaß“. © dpa | Jörg Carstensen

Sie haben auch nicht Ihren Humor verloren, als der Sender Sport1, wo Sie Ihre Karriere begannen, zu seinem 30. Jubiläum einen alten Nacktclip mit Ihnen präsentierte?

Schöneberger: Über den wurde dann auch noch in allen Medien berichtet. Sinnigerweise war ich zu dem Zeitpunkt gerade mit Springer-Chef Mathias Döpfner in einer Reisegruppe unterwegs, und morgens kam er auf mich zu: „Na, hast du’s heute schon in der ,Bild‘ gesehen? Immerhin haben sie deinen Intelligenzquotienten dazugeschrieben.“ Aber das war ein Foto, wo man eh nichts sah.

Ich habe mich dann erinnert, wie dieser Clip damals entstanden ist. Der Produzent meinte: „Ich habe da eine Idee, das machen wir so.“ Die Regisseurin, also eine Frau, sagte: „Nein, das machst du nicht.“ Aber ich hielt dagegen: „Doch, das mache ich. Ist doch wurscht.“ Ich habe mich nur zur Kamera umgedreht, und in dem Moment, wo ich mich nach vorne gedreht hatte, ist der Balken reingeflogen. Man hat gar nichts gesehen.

Sexismus wird momentan breit in der Gesellschaft diskutiert. Wie gehen Sie damit um?

Schöneberger: Ich habe meine weiblichen Seiten entweder nach hinten gestellt oder extremst ausgespielt. Und ich würde jedem empfehlen, so damit umzugehen, denn dafür ist das Leben da. Ich fand es immer toll, wenn Männer geguckt haben. Und ich werde weiter alles versuchen, dass Männer gucken. Wenn man mit diesem Spiel auch noch aufhört und sagt, das ist alles nicht mehr erlaubt, dann ist das meiner Meinung nach furchtbar, denn darauf basiert wahnsinnig viel. Ich rede lieber mit Männern. Gegen die kann ich viel besser schießen.

Sie wirken so, als könnte Sie nichts erschüttern. Aber geraten Sie auch unter Druck? Etwa wenn die Einschaltquoten für so traditionsreiche Sendungen wie „Verstehen Sie Spaß?“ nicht nach Wunsch sind?

Schöneberger: Man muss erstmal hinzufügen: Quoten sind immer vom Gegenprogramm abhängig und inzwischen sendet immer jemand dagegen, etwa RTL mit Günther Jauch. Gegen meine Talkshow läuft ständig „Let’s Dance“ und zuletzt auch das Dschungelcamp. Ich gehe jedenfalls in jede Sendung mit dem Anspruch, es so gut zu machen, wie es nur irgendwie geht, und nicht mit der Haltung „Das schaut doch sowieso keiner“.

Es gab Fälle, da hatten wir uns mehr erhofft. Nach der letzten Sendung wiederum hieß es: „Supertoll, wir haben jetzt die Jungen und auch die Alten.“ Aber ganz ehrlich, ich kann mich nicht um ganz Deutschland kümmern. Ich mache Promotion, ich poste auf In­stagram, ich spreche jetzt mit Journalisten wie mit Ihnen. Wenn die Leute die Show nicht gucken, weil sie nicht zu Hause sind oder etwas anderes vorhaben, kann ich das nicht ändern.

Ich bin auch nicht Kai Pflaume. Der polarisiert nicht so und spricht sehr viele an, weil er eben eine Art hat, die alle Leute lieben. Ich bin mehr Geschmackssache. Aber ich versuche, mich zu pflaumisieren.