Berlin. Harrys Biografie „Reserve“ könnte explosiv werden. Sein Vater, König Charles III., wappnet sich schon. Wie schockierend wird das Buch?

Wie weit wird Prinz Harry in seiner Biografie „Reserve“ gehen? Wie tief gräbt er, welche Geheimnisse und Konflikte wird er auf den 480 Seiten offenlegen? Es sind Fragen, die besonders das britische Königshaus beschäftigen, seitdem bekannt ist, dass die Memoiren nur wenig später als ursprünglich angenommen erscheinen werden, am 10. Januar 2023.

Der Palast ist in Alarmbereitschaft, berichten übereinstimmend britische Medien und berufen sich auf ihre Kontakte innerhalb des royalen Stabs. Sich gegen erwartbare rufschädigende Geschichten zu wappnen, ist die erste große Herausforderung in der Amtszeit von König Charles III.

Prinz Harry: Interview sorgte für tiefen Riss

Anfang 2020 hatten Harry und seine Frau Herzogin Meghan sich von der Royal Family losgesagt, waren in Meghans Heimat Kalifornien gezogen. Eine einvernehmliche Trennung, wie es zunächst hieß. Ein Interview mit Oprah Winfrey, Ikone der tränenreichen Talkshow-Offenbarungen, sorgte dann für den großen Riss.

„Reserve“ ist der deutsche Titel von Prinz Harrys Memoiren; im Original heißt es „Spare“.
„Reserve“ ist der deutsche Titel von Prinz Harrys Memoiren; im Original heißt es „Spare“. © Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH | Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Neben Gefühlskälte und verschlossenen Palasttoren, die Meghan angeblich sogar einen Arztbesuch unmöglich machten, warfen sie dem Palast Rassismus vor. Es sei eine Bemerkung über die Hautfarbe des ersten gemeinsamen Kindes Archie gefallen – Meghans Mutter ist Afroamerikanerin. Den Urheber nannten sie nicht, nur Prinz Philip und die Queen nahmen sie aus der Schusslinie.

Prinz Harry nach dem Queen-Tod in Bedrängnis

Doch dann änderte sich alles. Prinz Philip starb, im vergangenen September folgte die Queen nach 70 Jahren auf dem Thron ihrem Gatten; Charles’ Krönung findet am 6. Mai 2023 statt. Eine Institution beschießen, um deren hoch angesehene Symbolfigur ein Land trauert – ein heikler Schlachtplan. Doch sämtliche Experten gehen davon aus, dass Harry liefern und den Reiter des rassistischen Rosses nennen wird.

Der New Yorker Großverlag Penguin Random House soll mit dem Prinzen einen 40-Millionen-Dollar-Vertrag ausgehandelt haben, ungefähr die Hälfte sei als Vorschuss bereits ausgezahlt worden. Es gehört zu den höchsten Honoraren, die der Verlag je gebilligt hat; Barack und Michelle Obama bekamen für ihre Memoiren zusammen 65 Millionen Dollar.

Prinz Harry hat Verlag das Weihnachtsgeschäft vermasselt

Dafür erwarten die Bosse vom Prinzen einen Verkaufshit, am besten den größten, den sie je hatten. Die Weltwirtschaft wackelt, der Buchmarkt darbt, zudem hat sich Random House in Übernahme-Geschäften verzettelt. Da Harrys „Reserve“ nicht wie ursprünglich geplant im Herbst erscheint, entgeht dem Verlag das wichtige Weihnachtsgeschäft. Nun wird mehr verlangt als Anekdoten darüber, wie Tante Anne immer beim Bridge geschummelt hat.

„Dass der Verlag das Buch von Prinz Harry mit Worten wie ,roh‘ und ,unerschrocken‘ anpreist, wundert mich nicht“, sagt der RTL-Königshaus-Experte Michael Begasse (Buch: „111 royale Momente für die Ewigkeit“) unserer Redaktion. „Es sagt mir vielmehr, dass wir eine royale Nabelschau erwarten können.“

Experte warnt vor „zerstörerischen Konsequenzen“

„Die Konsequenzen werden weitreichend sein und mitunter sehr zerstörerisch“, warnt auch der königliche Autor Richard Fitzwilliams in der „Daily Mail“. Statt Hochglanz-Glamour gibt es auf dem Cover einen rau und rebellisch dreinblickenden Harry.

In seiner knappen Autorenvita wird er „als Veteran der britischen Streitkräfte“ beschrieben, der sich unter anderem für psychische Gesundheit engagiert. Seine königliche Familie bleibt unerwähnt.

Prinz Harry, der Royal auf der Reservebank

Der Titel „Reserve“ spielt auf seinen Ruf als Ersatzprinz neben Bruder und Thronfolger Prinz William an. In anderen Sprachen wird die Provokation noch deutlicher. „Spare“ bedeutet im Englischen auch „überflüssig“ sowie „freilassen“ und „verschonen“. Lesen Sie auch: Sind Prinz Harry und Herzogin Meghan Opfer ihrer Selbstüberschätzung?

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Der spanische Titel lautet „En La Sombra“, im Schatten. Trotzdem milderte der Che Guevara mit dem Prinzentitel seine Munition, mit der er aus der Luxusvilla im sonnigen Kalifornien schießt, wohl etwas ab. „Der verschobene Veröffentlichungstermin sagt ganz deutlich: Nach dem Tod seiner Oma, der legendären Queen, wurde das Buch entschärft“, sagt Experte Begasse. „Das hat Harry durchgesetzt, und das ist auch sehr sinnvoll. Denn mit seinem Image muss der Prinz auch künftig sein Geld verdienen.“

Prinz Harrys Lieblingsthemen bleiben dieselben

Unabhängig davon, was der Prinz nun enthüllt oder nicht enthüllt – sicher sei, so Begasse, dass es in dem Buch um Harrys drei Lieblingsthemen geht: „Harry, Harry und ein bisschen Harry und Meghan.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.