Berlin. Ein Tiktok-Video zeigt, wie viele Keime die Händetrockner durch die Luft schleudern. Doch auch Lufttrocknen ist nicht unbedingt besser.

Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen die meisten Menschen, wie man sich die Hände korrekt wäscht. Aber wissen sie auch, wie man sie anschließend richtig trocknet? Ein Tiktok-Video zeigt, wovor Mikrobiologinnen und Forscher seit langem warnen: Die Händetrockner in öffentlichen Toiletten machen den Nutzen des Händewaschens beim Trocknen fast wieder zunichte.

In dem Video sammelt ein Mann die Bakterienkulturen unterschiedlicher Händetrockner ein und vergleicht sie mit jenen, die seine Hände beim Lufttrocknen durch bloßes Schütteln aufnehmen würde. Das Ergebnis: Alle Händetrockner wirbelten in unterschiedlichem Maße Keime auf, die am Ende auch an den Händen haften bleiben. Beim Lufttrocknen passierte dies nicht.

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Aufmerksamkeit erhielt der kurze Clip von User @phonesoap auch durch den Epidemiologen und Gesundheitsforscher Eric Feigl-Ding, der das Video auf Twitter teilte. "Benutzt auf keinen Fall die Händetrockner in Waschräumen", schrieb Feigl-Ding dazu. "Untersuchungen zeigten, dass sie Fäkalbakterien einsaugen und als Aerosole ausblasen."

Daran würde auch spezielle HEPA-Filter nichts ändern, die manche Hersteller mit der Corona-Pandemie in die Maschinen einbauen. "Es ist immer noch riskant, so viel Luft herumzuwirbeln, wenn der Waschraum an sich keine ausreichende Ventilation hat", so Feigl-Ding.

Bakterien in Handtrocknern: Studien warnen seit Jahren

Tatsächlich gibt es bereits mehrere Studien, die Händetrockner als Keimschleudern entlarven. Der Mikrobiologe Keith Redway stellte schon 2009 in einer Studie der University of Westminster fest: Die regulären Warmluft-Händetrockner steigern die Bakterien auf den Händen im Vergleich zu vor dem Waschen um durchschnittlich 250 Prozent.

Bei den Druckluft-Trocknern waren es immerhin durchschnittlich 15 Prozent mehr Keime als zuvor. Allerdings pusten die Hochdruck-Geräte die Luft mit einer viel höheren Geschwindigkeit durch die Waschräume und verbreiten so eine weitaus höhere Anzahl an Bakterien in Aerosolen durch den Raum.

Hygienischer sind laut Redway Papiertücher. Sie reduzierten die Keimanzahl in der Studie bei zwei verschiedenen Papiertücher-Arten um durchschnittlich 48 beziehungsweise 77 Prozent. Besonders an Orten, an denen die Hygiene wichtig ist, sollte daher auf Händetrockner verzichtet werden, stellt Redway fest: etwa Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen oder Orte, an denen Nahrung zubereitet wird.

Corona und Aerosole: Acht Punkte für einen Lufthygienecheck

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    Offensichtlich gibt es beim Händetrocknen also ähnlich viel zu beachten wie beim Händewaschen. So viel, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung dem Gesamtprozess ein ganzes Tutorial gewidmet hat.

    Darin steht übrigens auch, warum das Händetrocknen mit Papier effizienter ist als das bloße Lufttrocknen: In einer feuchten Umgebung halten und vermehren sich Keime besser als in einer trockenen, die Reibung mit dem Tuch tötet zudem weitere Bakterien ab. (reba)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.