Berlin. In den Niederlanden protestieren Bauern gegen neue Umweltauflagen – und sorgen für Staus auf Autobahnen und leere Supermarktregale.

Windmühlen, Grachten, Coffeeshops: Die Niederlande gehören zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Doch wer in den nächsten Tagen im Nachbarland Urlaub machen möchte, muss sich auf massive Einschränkung einstellen. Der Zeitpunkt könnte kaum unpassender sein: In vielen Bundesländern haben die Sommerferien begonnen.

Seit zwei Wochen protestieren in den Niederlanden Landwirtinnen und Landwirte gegen strengere Umweltauflagen. Mit Treckern versperren sie Autobahnen, verbrennen Heuballen an den Straßen und kippten vor dem Haus der Landwirtschaftministerin Gülle aus.

Protestierende Landwirte: Vielen Viehbetrieben droht das Aus

Der Grund für ihre Wut: Viele Bauern fürchten um ihre Existenz. Seit Jahrzehnten überschreitet das Land die europäischen Normen für Stickstoff-Ausstoß. Die Regierung will den Ausstoß bis 2030 um 50 Prozent reduzieren, in Naturgebieten sogar um mehr als 70 Prozent. Das kann nach Berechnungen der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der Viehbetriebe führen.

Wer in diesen Tagen in die Niederlande fährt, der droht nicht nur auf Kolonnen aufständischer Landwirte zu treffen, sondern auch vor leeren Supermarktregalen zu stehen. Lesen Sie auch: Wo Corona den Sommerurlaub gefährdet.

Am Montag wurden die Aktionen ausgeweitet. Nun blockieren Traktoren auch Zufahrten zu den großen Lagern der Supermärkte. Die Folge: Die Lastwagen können das Lager nicht mehr verlassen.

Niederlande: Engpässe in ersten Supermärkten

Ausgeschlossen sind leere Supermarktregale daher nicht. Regionale Medien berichten von ersten Engpässen in einigen Märkten. Vor allem frische Produkte wie Brot, Gemüse, Obst und Milch würden knapp. Der Zentrale Verband des Lebensmittelhandels in den Niederlanden nennt die Blockaden "total unakzeptabel".

Auch an anderer Stelle bekommen Reisende die Auswirkungen der Proteste zu spüren. Seit zwei Wochen werden immer wieder Autobahnen und Zubringer versperrt. Vereinzelt kommt es langen Staus auch an der deutschen Grenze etwa bei Enschede, Venlo und Eindhoven.

Am Montag beteiligten sich auch Fischer an der Boykottierung und blockierten mit ihren Booten die Häfen. Mehrere Stunden lang konnten die Fähren nicht zu den Inseln fahren. Die Reedereien warnten vor langen Wartezeiten.

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Protestierende Bauern wollen "gesamtes Land" lahmlegen

Geht es nach den Landwirten, sollen die Proteste noch stärker zu spüren sein. Sie haben dazu aufgerufen, "das gesamte Land lahm zu legen". Doch die angekündigten Blockaden der Flughäfen bleiben vorerst aus.

Ein Vermittler der niederländischen Regierung soll Gespräche zur Lösung des Konflikts leiten. Doch bisher gibt es keine Aussicht, dass die Aktionen ausgesetzt werden. Immerhin: Mittlerweile sind die Aktionen wieder friedlich. (lgr mit dpa)

Dieser Artikel wurde zuerst auf morgenpost.de veröffentlicht.