Berlin. In Studien schnitten nasale Corona-Impfungen bisher gut ab. Doch die Forschung ist kompliziert – und die Nähe zum Gehirn ein Problem.

  • Eine vollständige Corona-Impfung ist der beste Schutz vor Covid-19
  • Mit einer Impfung per Nasenspray könnte die Wirkung noch verstärkt werden
  • Vor allem bei der Omikron-Variante zeigen erste Studien überraschende Effekte

Die Produktion von neuen Corona-Impfstoffen hat sich mit den ständigen neuen Virusvarianten zu einer regelrechten Jagd entwickelt. Besonders die Omikron-Variante scheint den Impfschutz leicht zu umgehen. Forschenden zufolge könnte das auch an der intramuskulären Impfung liegen. Die Covid-Impfung per Nasenspray soll dagegen helfen.

In der Theorie sollen Nutzer und Nutzerinnen den Impfstoff einfach zuhause in ihre Nase spritzen können. Tatsächlich könnte die Nasenspray-Impfung schon bald Realität sein: Acht per Spray einnehmbare Impfungen gegen das Coronavirus sollen in der klinischen Entwicklung sein. Mehr dazu: Impfung durch die Nase – So funktioniert Lebendimpfstoff

Drei davon sind nun in Phase Drei der klinischen Tests, wo sie an einer größeren Gruppe erprobt werden. Die Universität von Oxford, die auch bereits den Impfstoff Astrazeneca entwickelt hatte, testet ihr Covid-Nasenspray aktuell in Phase Eins einer klinischen Teststudie an einer kleinen Kohorte von Teilnehmenden.

Corona-Impfung per Nasenspray: Studien sind vielversprechend

In Studien hatte die Impfung per Nasenspray gute Erfolge erzielt: Im vergangenen Jahr hatten Forschende der National Institutes of Health, einer Behörde der US-Gesundheitsministeriums, eine Vergleichsstudie an Hamstern durchgeführt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testeten die Wirkung des Impfstoffs Astrazeneca dabei in Form von Nasensprays und der gewöhnlichen intramuskulären Injektion – beim Menschen vergleichbar mit der Spritze in den Oberarm. Die nasal geimpften Hamster hatten dabei eine höhere Anzahl an Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in ihrem Blut als jene, die per Injektion geimpft wurden.

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    In einer bisher unveröffentlichten Studie aus Yale wirkte der nasale Impfstoff ebenfalls zuverlässig. Die Forschenden hatten dort eine Kombination aus der intramuskulären Covid-Impfung auf Basis von Spike-Proteinen mit dem Nasenspray-Impfstoff mit dem gleichen Protein an Mäusen angewandt. Sie tauften das Konzept auf den Namen "Prime and Spike".

    Die Kombi-Impfung schütze die Mäuse nicht nur vor einem schweren Covid-Verlauf, sondern reduziere die Virenanzahl in der Nase und in den Lungen zudem drastisch, resümierten die Forschenden. Die kombinierte Impfung könnte demnach sogar gegen neue und zuküfntige Varianten des Coronavirus schützen.

    Corona-Impfung durch die Nase: Doppelter Antikörper-Schutz

    Der Vorteil der nasalen Impfstoffe ist nicht nur die viel einfachere Anwendung, sondern die lokale Immunreaktion in den Schleimhäuten. Während die herkömmliche Injektionsimpfung eine systemische Immunreaktion hervorruft, soll das Nasenspray mit der mukosalen Immunität lokal in den Schleimhäuten wirken – wo Erreger wie das Coronavirus in den Körper eindringen.

    Dabei werden auch andere Sorten von Immunoglobinen (Ig), also Antikörpern, produziert: Warum aus der systemischen Immunreaktion das IgG hervorgeht, sitzen in den Schleimhäuten vor allem die IgA. Die nasalen Impfstoffe können dabei sowohl die Produktion von IgG als auch IgA anregen. Lesen Sie auch: Wie viele Antikörper schützen vor Corona?

    Auch in Deutschland arbeiten Forschungsprojekte an der Entwicklung eines mukosalen Impfstoffs. Er soll in einem ersten Projekt allerdings nicht gegen das Coronavirus wirken, sondern vor dem Humanen Papillomvirus HPV-16 schützen. Warum impfen wir nicht schon längst per Nasenspray?

    Corona-Impfung per Nasenspray würde Markt revolutionieren

    In der Praxis ist der Weg zum nasalen Covid-Impfstoff schwerer als es klingt. In der Forschung wirft das Immunsystem immer noch viele Fragen auf, das mukosale Immunsystem gilt als vergleichsweise unerforscht. Zudem lassen sich Antikörper auf Schleimhäuten viel schwerer messen als im Blut.

    Zwar gibt es inzwischen nasale Grippeimpfungen, die Sicherheit nasaler Impfstoffe basiert auf wackeligen ersten Versuchen: 2002 musste der ehemalige Schweizer Pharmakonzern Berna Biotech seinen nasalen Grippeimpfstoff "Nasaflu" nach kurzer Zeit wieder vom Markt nehmen.

    Nach der Impfung waren bei mehreren Personen vorübergehende Gesichtslähmungen aufgetreten, ein Zusammenhang mit der Impfung ließ sich nicht ausschließen. Das ist der wichtige Nachteil der Nasenspray-Impfungen: Durch die Nähe der Nase zum Gehirn sind neurologische Nebenwirkungen ein großes Risiko.

    Sichere nasale Impfstoffe würden dabei nicht nur einen großen Schritt gegen die Corona-Pandemie markieren, sondern die Impfforschung generell vorantreiben. Sollte die Impfung per Nasenspray effizient und sicher vor Krankheiten schützen, würde das zweifellos den medizinischen Markt revolutionieren.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.