Im äußersten Süden des US-Bundesstaat Texas, direkt an der Grenze der USA mit Mexiko, liegt das National Butterfly Center. Es beherbergt über 200 Schmetterling- und über 300 Vogelarten. Jetzt muss das Naturreservat allerdings auf unbestimmte Zeit schließen, denn Anhängerinnen und Anhänger rechtsextremer Verschwörungsmythen haben es als neues Ziel ihrer Attacken ausgemacht.
"Der Vorstand hat sich dazu entschieden, das National Butterfly Center für die nächste Zeit zu schließen", erklärte die Marianna Treviño-Wright, Direktorin des Reservats, der "Huffpost" am Dienstag. "Das oberste Anliegen des Vorstandes ist die Sicherheit der Angestellten, Mitglieder und Besucherinnen und Besucher",
National Butterfly Center: Seit Jahren Probleme mit Rechtsextremen
Seit Jahren schon hat das National Butterfly Center mit Rechtsextremen zu tun. Die Probleme begannen noch zu Zeiten, als Donald Trump US-Präsident war und eine Mauer entlang der Grenze zum Nachbarland Mexiko bauen wollte.
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Die Mauer wäre zum Teil durch das Naturreservates verlaufen. Treviño-Wright klagte jedoch gegen die Pläne des Präsidenten – und gewann. Seitdem belästigen rechtsextreme Blogs, republikanische Politikerinnen und deren Anhängerschaft das Butterfly Center. "Sie bedrohen uns mit E-Mails, am Telefon, mit SMS, auf Twitter, Facebook, YouTube und überall", sagt Direktorin Treviño-Wright dem "Spiegel".
Texas: Rechte Blogger spinnen Verschwörungsmythen
Der Vorwurf der Verschwörungsanhängerinnen und -anhänger: Mexikanische Kartelle würden das National Buttefly Center nutzen, um Kinder in die USA zu schmuggeln. Angeblich würden diese danach als Sexsklaven weiterverkauft. Einer derjenigen, die die Verschwörungsmythen am lautesten verbreiten, ist Ben Bergquam. Dem Rechtsextremisten und Radiomoderator folgen auf Instagram und Twitter kombinierte 60.000 Accounts.
Auch Bergquam verbreitete in einem Video das Märchen von geschmuggelten Kindern. Sein Beweis: Ein blauer Kinderschuh, den er triumphierend in die Kamera hielt. Ihm gehe es ausdrücklich nicht darum, den amerikanischen Schmetterlingen zu schaden – sondern um das Wohl der angeblichen Kinder: "Ich fordere, dass Joe Biden die illegale Invasion stoppt! Beschütze die Schmetterlinge, Joe! Schließe die Grenze, denn wir wissen, dass dir die Kinder egal sind!"
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Besuch von Republikanerin endet in Handgemenge
Immer wieder marschieren Rechtsextreme vor dem National Butterfly Center auf. Die Probleme begannen Ende Januar. Da forderte Kimberly Lowe Einlass, die als Kandidatin der republikanischen Partei in den Kongress einziehen möchte. Sie wollte im Naturreservat die "illegalen Grenzübertritte auf Flößen" zu sehen. Der Eintritt wurde ihr verweigert, weil sie sich weigerte, den Eintrittspreis für den Park zu bezahlen. Es soll zu Handgreiflichkeiten gekommen sein, berichtet Treviño-Wright dem "Spiegel".
Direktorin Treviño-Wright erzählte dem Portal "The Daily Beast", dass Lowe danach beinahe ihren Sohn überfahren hätte. Ein dem Medium vorliegendes Video von Lowes Facebook-Account lege nahe, dass Treviño-Wright mit ihrer Aussage Recht haben könnte. Lowe löschte das entsprechende Facebook-Video, nachdem der Fall in Amerika durch die Medien ging. Ihrer Aussage nach sehe der Fall ganz anders aus: "Diese verrückte Schmetterlingslady hat versucht, mich, eine Freundin und drei Kinder zu entführen", schreibt Lowe auf Facebook.
Direktorin des Schmetterlingszentrums schützt sich mit Pistole
Nach Lowes Besuch schauten auch andere rechtsextreme Aktivistinnen und Aktivisten im National Butterfly Center vorbei. Auch sie verbreiteten Verschwörungsmythen, in denen der Park eine Rolle spielt: Kartelle würden "verwesende Kinderleichen" nutzen, um Drogen über die Grenze zu schmuggeln.
Für Treviño-Wright ist die Situation zu gefährlich geworden. Wegen der anhaltenden rechten Proteste war sie im Butterfly Center deshalb zuletzt nur noch mit einer Pistole unterwegs. Jetzt ist das Naturreservat also geschlossen. Wann es wieder zugänglich sein wird, ist unbekannt.
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