New York. In New Yorks Armenhaus-Stadtteil Bronx sterben mindestens 19 Menschen, darunter neun Kinder, nachdem ein Heizlüfter in Brand geriet.

Keine zwei Wochen im Amt, hat der neue Bürgermeister von New York City, Eric Adams, eine Tragödie und die dahinter wabernde Frage am Bein: Sind die vielen Wohnsilos für Sozialschwache im Stadtgebiet, euphemistisch unter „erschwinglichem Wohnen” bekannt, potenzielle Todesfallen?

An der 181. Straße im Armenhaus-Stadtteil Bronx, Kiez Fordham Heights, spricht manches dafür. Nachdem am Sonntag dort in den „Twin Park Apartments” ein tragbarer Heizlüfter in einem Schlafzimmer Feuer gefangen hatte, sorgte extrem aggressive Rauchentwicklung in dem 19-stöckigen Gebäude für die Katastrophe:

Mindestens 19 Menschen starben. Darunter neun Kinder unter 16 Jahren. 60 Menschen wurden verletzt. Über 30 davon so schwer, dass die Totenzahl laut Polizei noch steigen könnte. Der Vereinigung zur Förderung des Brandschutzes (National Fire Protection Association) nach ist das Bronx-Feuer das dritt-tödlichste in ganz Amerika in den vergangenen 40 Jahren. Lesen Sie auch: Brand in Südafrikas Parlament – Präsident äußert Bestürzung

Brand in New York: Heizlüfter löst Feuer aus

Nach vorläufigen Ermittlungen war der Brand in einer sich von der zweiten bis zur dritten Etage erstreckenden Maisonette-Wohnung ausgebrochen. Weil die Bewohner bei der Flucht die Wohnungstür offen ließen, breitete sich binnen Minuten giftiger, dunkler Rauch im gesamten Gebäude aus.

Mit der Konsequenz, dass die mit insgesamt 200 Einsatzkräften angerauschte Feuerwehr bis unters Dach Opfer mit Herz- und Atemstillstand vorfand. „Ich konnte das Ende des Flures nicht mehr sehen, alles war pechschwarz”, sagte der 28-jährige Wesley Patterson nach seiner Rettung. Feuerwehr-Chef Daniel Nigro erklärte später: „Jeder New Yorker sollte diese Botschaft verinnerlichen: Nur bei geschlossenen Türen kann der Rauch in Grenzen gehalten und dem Feuer der Sauerstoff genommen werden.”

Feuerwehrleute arbeiten nach einem Brand im Stadtviertel Bronx vor einem Wohnhaus.
Feuerwehrleute arbeiten nach einem Brand im Stadtviertel Bronx vor einem Wohnhaus. © Yuki Iwamura/FR171758 AP/dpa | Yuki Iwamura/FR171758 AP/dpa

Als erschwerend erwies sich nach ersten Behörden-Angaben, dass in dem vorwiegend von muslimischen Einwanderern aus dem west-afrikanischen Gambia bewohnten Komplex nach Angaben von Überlebenden wie Vercie Pope täglich vier- bis fünf Mal Feueralarm zu hören sei. „Viele verdrehen dann oft nur noch die Augen, weil sie es nicht mehr ernst nehmen.”

New York: Wurden die Brandschutz-Auflagen erfüllt?

Handy-Videos zeigen, wie Feuerwehrmänner auf Rettungsleitern neben extrem lodernden Flammen stehen, um Betroffene in Sicherheit zu bringen. Dabei gingen etlich „fire fighter” an die Grenzen ihrer physischen Möglichkeiten. „Der Sauerstoffbehälter war bereits leer, aber viele haben weiter gemacht”, sagte die Einsatzleitung.

Im Fall von Mamadou Wague war keine Unterstützung nötig. Der 47-Jährige brachte seine neunköpfige Familie in letzter Minute selbst aus der Gefahrenzone. Als er die achtjährige Tochter Nafihsa aus ihrem Schlafzimmer im dritten Stock holte, verbrannte er sich Nase und Lippen. „Ich habe sie einfach gegriffen und bin gerannt. Erst draußen habe ich die Verletzungen bemerkt.”

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Unklar ist, ob alle Brandschutz-Auflagen in dem 120 Wohneinheiten bietenden Gebäude, Baujahr 1972, erfüllt waren. Fakt ist: Es gibt keine externen Feuerleitern. Als Fluchtwege stehen nur enge Treppenhäuser und Fenster zur Verfügung. Ausweislich öffentlicher Unterlagen gab es zuletzt in dem Haus rund 170 Mieter-Beschwerden; etwa über defekte Wasserleitungen und zu niedrige Heizungstemperaturen.

Feuer in New York: Menschen fordern Konsequenzen

Eigentümer des Komplexes ist unter anderem der Unternehmer Rick Gropper, dessen Firma „Camber Property Group” mehrere Objekte vergleichbare Art betreibt. Gropper gehörte bis zuletzt zu den Top-Beratern für Wohnungsbau des neuen Bürgermeister Eric Adams. Lokalpolitiker forderten in ersten Stellungnahmen die staatlich finanzierten Wohnprojekte in New York neuen Sicherheitsprüfungen zu unterziehen.

Wie Feuerwehr-Chef Nigro sagte, ist der Brand in der Bronx die schlimmste Katastrophe in New York City seit über 30 Jahren. Im März 1990 legte ein verprellter Liebhaber mit Benzin-Kanistern Feuer im illegalen „Happy Land”-TanzKlub in der Nähe des Bronx-Zoos. 87 Menschen, die meisten aus der Karibik, starben. Nur der Disk Jockey überlebte.

Erst am vergangenen Mittwoch waren bei einem Brand in einem dreistöckigen Reihenhaus in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania 13 Menschen, ebenfalls aus sozial prekären Verhältnissen, umgekommen. Darunter sieben Kinder. Bürgermeister Adams, New York Gouverneurin Katy Hochul und der in Washington für New York City zuständige demokratische Senator Chuck Schumer sagten schnelle finanzielle Hilfen für Opfer und Angehörige zu.