London. In einer zerrütteten Royal Family ist Kate die Lichtgestalt. Dabei war der Start der Herzogin holprig. Nun wird sie 40 Jahre alt.

Man kann natürlich nur spekulieren. Aber wenn die Queen (95) nach einer Folge „The Crown“ den Fernseher ausschaltet und den Rest ihres Gin Dubonnet trinkt, wird sie bestimmt manches Mal resümieren, dass die Männer in ihrer Familie bei ihrer Damenwahl nicht immer das glücklichste Händchen hatten.

Schwiegertochter Nr. 1, Diana, stürzte mit ihrem Medienfeldzug fast die Monarchie. Schwiegertochter Nr. 2, Sarah Ferguson, besudelte den Ruf des Königshauses durch Zehennuckel-Fotos und Diätpulver-Werbungen. Und Me­ghan, Frau ihres Enkels Harry, glaubte, man könnte die Regeln zu Hofe umschreiben, als handelte es sich um ein Hollywood-Drehbuch.

Dann wird sie an Kate denken und milde lächeln. Am Sonntag feiert die Herzogin von Cambridge, Frau des künftigen Königs Prinz William (39), ihren 40. Geburtstag. Lesen Sie hier:Prinz William und Kate veröffentlichen ihre Weihnachtskarte

Herzogin Kate mag keine Glamourpartys

Die Pandemie erlaubt keine große Geburtstagssause. Nicht einmal wurden sie und William bei einem Corona-Vergehen erwischt, und so soll es bleiben. Aber eine Glamourparty wäre eh nicht ihr Ding. Mit Mann und den drei Kindern George (8), Charlotte (6) und Louis (3) bleibt sie auf dem Landsitz Anmer Hall in Norfolk.

Ihre Eltern Carole (66) und Michael (72) Middleton kommen, ihre Geschwister Pippa (38) und James (34) jeweils mit Anhang sowie ihre engsten Freunde, der Unternehmer Thomas van Straubenzee (39) und seine Verlobte Lucy Lanigan O’Keeffe.

Herzogin Kate ist Stilikone und trägt bisweilen auch günstige Mode. Auf die Chanel-Handtasche hier trifft das nicht zu.
Herzogin Kate ist Stilikone und trägt bisweilen auch günstige Mode. Auf die Chanel-Handtasche hier trifft das nicht zu. © Getty Images | WPA Pool

Seit dem Exil von Meghan (40) und Harry (37), dem Tod von Prinz Philip und den Missbrauchsvorwürfen gegen Prinz Andrew (61) ist Kate die große Stütze der Queen. Jede Aufgabe meistert sie mit Bravour – gelassen, robust, traditionell, zuverlässig, bodenständig. Sie ist sich der Bedeutung ihres Amtes ebenso bewusst wie dessen Grenzen.

Dabei gab es anfangs durchaus Vorbehalte. Die in der Mittelstadt Reading geborene Catherine Elizabeth, so ihr voller Name, ist Millionärstochter, aber bürgerlich. Ihre Eltern waren Flugbegleiter und gründeten ein Versandhaus für Partyartikel. Menschen, die ihr Vermögen durch Arbeit erwirtschaften, sind Englands Adel immer etwas verdächtig. Auch interessant:Nach Maxwell-Urteil: Prinz Andrew droht Komplett-Demontage

Frühe Spottnamen der Presse: „Waity Katie“ und „Lazy Katie“

Mutter Carole, so heißt es, soll es ein Anliegen gewesen sein, dass ihre Töchter eine gute Partie landen. Sie schickt Kate zum Tennis und zum Segeln (Reiten geht leider nicht wegen einer Pferdehaarallergie), auf die Privatschule und dann zum Kunstgeschichte-Studium an die altehrwürdige St.-Andrews-Universität in Schottland. Die besitzt einen hervorragenden Ruf in Chemie, Biologie und als Heiratsmarkt der höchsten Kreise.

Dass der nette hübsche Junge in ihrer WG der Erstgeborene von Thronfolger Prinz Charles ist, stört Kate nicht. Dass sie gezielt vorging, hat sie später allerdings bestritten. „Ich hatte den Levi’s-Typen an der Wand, nicht William. Sorry“, sagte sie einmal. 2002 werden William und sie ein Paar – ein Märchen wird wahr.

Uni-Abschlussfeier mit William, 2005.
Uni-Abschlussfeier mit William, 2005. © The Middleton Family

Ganz so einfach geht es dann doch nicht. Zunächst beginnt Kate ihre berufliche Laufbahn ohne nennenswerten Ehrgeiz. Ein Jahr jobbt sie in Drei-Tage-Woche als Mode-Einkäuferin, dann macht sie lange nichts, danach fotografiert sie Produkte für die Firma ihrer Eltern. Als die Presse Fotos von ihr druckt, die sie im Badeanzug auf dem Laufsteg einer Uni-Modenschau zeigt, bleibt sie cool. Mehr zum Thema:Zwischen Glanz und Zerfall – warum den Royals das Ende droht

Dann aber probiert sich William an Party-Schönheiten aus. Es soll ihre künftige Schwiegermutter Camilla gewesen sein, die der Gehörnten zuraunte, dass sich bei den Windsor-Männern ein langer Atem lohnt. Tatsächlich kommt das Paar wieder zusammen, erstmals nimmt der Prinz sie mit zu offiziellen Anlässen. Aber mehr passiert nicht.

„Waity Katie“ wird sie getauft, Prinzessin in der Warteschleife. Im Oktober 2010 macht er ihr im Kenia-Urlaub endlich einen Antrag. Ein halbes Jahr später folgt die Hochzeit in der Westminster Abbey.

Kate überwand ihre Scheu

Leicht ist der Anfang auch für sie nicht. Die Presse zählt ihre Termine. Das geht schnell. „Lazy Katie“ – „faule Katie“ – ist ihr neuer Spottname. Für ihre allzu ausgewogene Work-Life-Balance gibt es angeblich sogar einen Rüffel von der Queen.

Kutschfahrt ins Glück: Hochzeit mit William 2011.
Kutschfahrt ins Glück: Hochzeit mit William 2011. © AP | TOM HEVEZI

Kate ist sehr verletzt, aber sie flüchtet nach vorn. Sie überwindet ihre Scheu, auf der Bühne zu sprechen. Heute sind ihre Reden souverän. Ihr Herzensthema: psychologische Hilfe für Kinder. „Ja, ich hoffe, ich kann etwas bewirken“, sagt sie. „Ich freue mich darauf, so viel zu helfen, wie ich kann.“