Tel Aviv. Israel gilt bisher als Vorreiter in der Bekämpfung des Coronavirus. Am Freitagabend wurde die Omikron erstmals im Land nachgewiesen.

Israel reagierte zwar rasch, aber im Kampf gegen das Virus ist selbst ein hohes Tempo oft nicht hoch genug. Das zeigte sich in der Nacht auf Freitag, als die neue Covid-Variante Omikron erstmals auch in Israel entdeckt wurde.

Genau das hätte die am Donnerstag getroffene Notmaßnahme eigentlich verhindern sollen. Israel hatte beschlossen, Einreisen aus Ländern des südlichen Afrikas zu stoppen. Sobald sich andeutete, dass Omikron mit einiger Wahrscheinlichkeit gefährlicher ist als die heute vorherrschende Delta-Variante des Coronavirus, schloss Israel seine Grenzen für Einreisende aus Südafrika, Lesotho, Botswana, Zimbabwe, Mozambique, Namibia und Eswatini.

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Israel: Reisender aus Malawi mit neuer Corona-Variante Omikron infiziert

Israelische Staatsangehörige, die aus diesen Ländern nachhause zurückreisen, müssen sofort in Hotelquarantäne – selbst dann, wenn sie dreifach geimpft sind. Mit zwei PCR-Tests können sie der Quarantäne nach sieben Tagen entkommen. Verweigern sie den Test, bleiben sie für 14 Tage isoliert.

Diese Notmaßnahmen, so zeigte sich später, hätten das Eindringen der Variante nach Israel aber auch nicht verhindern können. Der mit Omikron infizierte Patient ist nämlich ein Israeli, der am Donnerstag mit einem Flugzeug aus Malawi nachhause zurückgereist war.

Malawi stand am Donnerstag nicht auf der Liste, der Patient hätte laut den derzeit geltenden Regeln also nicht einmal Quarantäne halten müssen. Es war ein Glück, dass der bei der Ankunft am Tel Aviver Flughafen durchgeführte PCR-Test relativ rasch ein Ergebnis brachte. Der Infizierte befindet sich seither in Isolation.

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Israelische Regierung ist wegen Omikron im Alarmmodus

In Isolation kamen auch zwei weitere Rückreisende aus dem Süden Afrikas, deren PCR-Test am Flughafen positiv anschlug. Auch bei ihnen besteht der Verdacht, dass es sich um die neue Variante handelt, die Behörden ermitteln das gerade. Alle drei Betroffenen seien geimpft, heißt es im Gesundheitsministerium. Genaueres war vorerst nicht zu erfahren.

Die israelische Regierung ist in Alarmmodus. Am Freitag traf Premierminister Naftali Bennett mit Gesundheitsminister Nitzan Horowitz und den Mitglieder des Corona-Expertenbeirats zusammen, um über weitere Einschränkungen zu beraten. Manche Experten drängen auf strengere Maßnahmen. So hätte zum Beispiel ein Schnelltest am Herkunftsflughafen verhindern können, dass der positiv Getestete überhaupt ins Flugzeug steigt.

Israel: Möglicherweise müssen alle Einreise PCR-Tests machen

Eine mögliche weitere Maßnahme ist, dass selbst Einreisende aus Niedrigrisikoländern künftig wenige Tage nach der Ankunft einen zweiten PCR-Test machen müssen. Israel habe bereits eine größere Menge an spezifischen PCR-Tests angefordert, die es ermöglichen, die neue Variante zu identifizieren, meldet das Büro des Premierministers.

Bis Donnerstag hatte Israel kein einziges Land der Welt auf der Ampelskala als rot eingestuft. Personen aus gelben und orangen Ländern dürfen nach Israel einreisen, sofern sie dreifach geimpft sind oder einen zweifachen Schutz haben, der nicht älter als fünf Monate ist.

Neue Corona-Variante: Wie gefährlich ist Omikron?

Wird diese Variante alles übertreffen, was wir von der hochinfektiösen Delta-Variante kennen?Dieser Frage widmen sich derzeit Virologen rund um den Globus. Vieles ist noch unklar. Bisher ist jedenfalls bekannt, dass die Variante deutlich mehr Mutationen bildet als Delta. Ein Verdacht der Experten ist, dass sich die neue Variante jeweils die schärfsten Waffen von Beta und Delta abgeschaut haben könnte.

Die neue Virus-Variante B.1.1.529 ist demnach womöglich nicht nur deutlich ansteckender als Delta, sondern im auch besser darauf getrimmt, das Immunsystem auszutricksen. Die neue Variante weist demnach viele Mutationen auf dem Spike-Protein auf. Endgültiges lasse sich aber noch nicht sagen, “dazu brauchen wir mehr Daten”, erklärt Epidemiologin Emma Hodcroft von der Uni Bern via Twitter. Mit frühen Schlussfolgerungen solle man daher vorsichtig sein.