Berlin. Laut dem Chef des Weltärztebundes Montgomery bereiten sich Kliniken auf die Triage vor. Im Notfall müsse auch die Bundeswehr helfen.

  • Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, warnt in der Corona-Pandemie vor einer drohenden Triage
  • Die Kliniken in Deutschland würden sich bereits auf diese vorbereiten
  • Zudem fürchtet der Arzt weitere und gefährlichere Corona-Mutationen

Angesichts stark steigender Corona-Fallzahlen hat der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, vor einer dramatischen Zuspitzung in den Kliniken gewarnt: „Wir alle bereiten uns auf eine Triage vor“, sagte Montgomery dieser Redaktion. Die Ärzte versuchten alles, um diese letzte entsetzliche Entscheidung abzuwenden. „Aber angesichts der steigenden Infektionszahlen müssen sich die Kliniken vorbereiten“, so der Mediziner.

Wenn eine Triage-Entscheidung nicht vermieden werden könne, dann werde jeder Patient unabhängig von seiner Herkunft, seiner Religion oder auch der Frage, ob er geimpft sei oder nicht, betrachtet. In dieser Hinsicht würden alle Menschen gleich behandelt. „Es zählt dann vor allem die klinische Erfolgsaussicht“, erklärte Montgomery.

Corona-Patienten sollen auch ins Ausland verlegt werden

Bereits im vergangenen Herbst hätten die medizinischen Fachgesellschaften und die Bundesärztekammer grundsätzliche Empfehlungen für Triage-Entscheidungen ausgesprochen, um den betroffenen Ärzten im Notfall die Entscheidung zu erleichtern, welcher Patient den Vorzug bekommt, wenn die Intensivkapaziäten nicht mehr für alle reichten.

Um die Kliniken zu entlasten, forderte Montgomery, Patienten auch in andere europäische Länder zu verlegen: „Die systematische Verlegung von Covid-Patienten ins Ausland muss jetzt eingeleitet werden. Dabei muss auch die Bundeswehr helfen.“ In der ersten Pandemie-Welle habe Deutschland anderen Ländern Hilfe geleistet. Jetzt würden andere Länder mit besseren Kapazitäten den Deutschen Hilfe leisten. „Das ist nicht ungewöhnlich.“

Corona: Im schlimmsten Fall helfen auch keine Verlegungen mehr

Es gebe Nachbarländer mit sehr viel günstigeren Inzidenzen, so der Weltärztebund-Vorsitzende. „Frankreich geht es etwas besser als uns, Italien geht es deutlich besser.“ Doch man dürfe die Solidarität nicht überfordern.

Wenn die Zahlen weiter stiegen, gehe es nicht darum, zehn Patienten auszufliegen. „Dann geht es um Hunderte oder sogar Tausende, für die die Intensivbetten knapp werden.“ Dies sei dann eine Größenordnung, die man nicht mehr mit Verlegungen ins Ausland lösen könne, so Montgomery.

Mutationen: Montgomery befürchtet Variante "so gefährlich wie Ebola"

Mit Blick auf die in Südafrika aufgetauchte Corona-Variante Omikron zeigt sich Montgomery alarmiert. Man müsse nun jede nur mögliche Infektion verhindern und dem Virus so "keine Chance zur Mutation geben". Andernfalls, so die Sorge des Arztes, könne es zu einer Variante kommen, die "so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola".

(ape/jule)