Berlin. 2G- und 3G-Regeln reichen im Kampf gegen Corona nicht. Da sind sich Experten bei einer Anhörung im Bundestag einig. Was helfen könnte.

Seit Wochen wird diskutiert, wie die immer weiter steigenden Corona-Zahlen wieder in den Griff bekommen werden könnten. Nachdem Christian Drosten bereits im Podcast "Coronavirus-Update" die Wichtigkeit der Impfung betont hat und vor einem harten Winter für Ungeimpfte warnte, äußerte er sich jetzt ein weiteres Mal deutlich zu 2G- und 3G-Regeln.

"Wir werden mit 3G keine Infektionen von Ungeimpften verhindern", so Drosten bei einer öffentlichen Ausschuss-Anhörung im Bundestag zu den von SPD, Grünen und FDP geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes.

Drosten: Ungeimpfte mit 3G schwer zu erreichen

Auch Testungen könnten eine Infektion bei Ungeimpften nicht verhindern, so Drosten am Montag. 3G könnte höchstens dann noch helfen, wenn es auf "stabile Sozialgruppen" angewendet werden würde und dort etwa alle zwei Tage getestet werde. Das Problem hierbei sei jedoch die Logistik, weshalb 3G selbst am Arbeitsplatz schwer vermittelbar sei.

Bei der 3G-Regel dürfen nur Geimpfte, Genesene und Getestete die jeweiligen Räume und Veranstaltungen betreten. Die Schwierigkeit bei dieser Regelung ist jedoch, dass auch Geimpfte mit dem Coronavirus infiziert sein können, ohne es zu wissen, und so andere Menschen anstecken können. Viele ungeimpfte Menschen seien außerdem durch die 3G-Regeln schwer zu erreichen, so Drosten. Das sei etwa der Fall, wenn die Menschen im Ruhestand seien, nicht reisen würden oder keine Veranstaltungen besuchten.

2G und 3G bringen Corona-Fallzahlen nicht runter

Könnte also 2G diese Menschen schützen? Laut Drosten nicht. Auch wenn Innenräume nur noch für Geimpfte und Genesene zugänglich wären, können sich die ungeimpften Menschen noch immer im eigenen Zuhause anstecken. Wie Drosten ausführt, bekommen sie das Virus "nach Hause getragen", etwa von Kindern aus der Schule. Drosten sprach sich daher für eine "zusätzliche Schutzschicht" für ungeimpfte Gruppen aus, die sich im Privaten infizieren können. Dies betreffe etwa die "Freiheit, sich zu treffen".

Unterstützung bei seiner Einschätzung erhält Drosten von Viola Priesemann. Nur 2G und 3G im öffentlichen Bereich zu etablieren, werde "nicht reichen, um die Fallzahlen runterzubringen", so die Max-Planck-Forscherin.

Corona: Meisten Kontakte im Privatbereich

Die meisten Kontakte gebe es schließlich im Privatbereich. Priesemann sprach sich erneut nachdrücklich für ein schnelleres Tempo bei Grundimpfungen und Auffrischungsimpfungen aus. Wenn bei Impfungen wieder ein Niveau wie im Sommer erreicht würde, "dann würden wir in einem Monat erste Wirkungen sehen", sagte Priesemann bei der Anhörung am Montag.

Da die Corona-Zahlen in Deutschland immer weiter steigen, wollen die Ampel-Parteien schärfere Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und die 3G-Regel in Bussen und Bahnen durchsetzen. Auch die Homeoffice-Pflicht soll zurückkommen, kombiniert mit einer 3G-Regel am Arbeitsplatz, die besagt, dass nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete zur Arbeit gehen dürfen.

(afp/msb)