Berlin. Die Zahlen in Deutschland explodieren – auch im Vergleich zu vor einem Jahr. Drosten warnte schon im Mai vor genau dieser Situation.
- Die täglichen Corona-Neuinfektionen in Deutschland sind so hoch wie nie zuvor
- Bereits im Mai hatte der Virologe Christian Drosten vor genau dieser Situation gewarnt
- Was er damals befürchtete und was nun seine Lösungsvorschläge sind
Der Virologe Christian Drosten gilt seit Beginn der Pandemie als zuverlässiger Corona-Experte – nicht zuletzt deshalb, weil seine Prognosen eine enorm hohe Trefferquote haben. Im vergangenen Jahr beispielsweise sagte der Virologe der Berliner Charité bereits im April zuverlässig die zweite Welle im Herbst 2020 voraus.
Auch in diesem Jahr scheint er mit seiner Mahnung richtig zu liegen. Bereits im Mai warnte Drosten davor, sich bei einer Impfquote von rund zwei Dritteln der Bevölkerung in Sicherheit zu wiegen. Das ist fast der Wert, den Deutschland bei den Corona-Impfungen nun erreicht hat. 66,8 Prozent der Bevölkerung sind derzeit vollständig geimpft.
Drosten wies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur darauf, hin, dass der Plan einiger Menschen, durch eine vermeintliche Herdenimmunität bei einer Impfquote von rund zwei Dritteln der Bevölkerung indirekt geschützt zu werden, wegen der hochansteckenden Delta-Variante nicht mehr aufgehe. „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich infizieren, und das vielleicht schon in diesem Winter.“
Zu bedenken sei, sagte Drosten damals, dass das Infektionsrisiko für Ungeimpfte in diesem Herbst und Winter auch deswegen steige, weil aufgrund der hohen Impfquote dann täglich mehr Neuansteckungen zugelassen würden als noch im vorherigen Winter. Hinzu komme, dass Geimpfte einige Zeit nach der Impfung das Virus sehr wahrscheinlich weitergeben könnten, auch ohne dabei selbst zu erkranken.
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Corona-Zahlen: Vergleich November 2020 und 2021
Wie sich nun zeigt, könnte der Virologe damit recht gehabt haben. Denn die Corona-Zahlen sind hoch – sogar so hoch, wie noch nie zuvor. Am Donnerstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) so viele Neuinfektionen wie nie zuvor an einem Tag. Zwar gibt es Mutmaßungen, wonach der neue Höchststand auch mit Nachmeldungen nach in einigen Bundesländern arbeitsfreien Tagen Allerheiligen und Allerseelen zusammenhängen könnte. Doch auch wenn das ein Ausreißer gewesen sein sollte, weist der Trend der vergangenen Tage stetig nach oben.
Vergleicht man die diesjährigen Corona-Zahlen mit denen von vor einem Jahr fällt auf: Obwohl es damals noch keinen zugelassenen Corona-Impfstoff in Deutschland gab, sind die Werte ein Jahr später deutlich höher.
Neuinfektionen | Todesfälle | 7-Tage-Inzidenz | 7-Tage-R-Wert | Intensivpatienten | |
5. November 2020 | 19.990 | 118 | 126,8 | 0,93 | 2653 (+107) |
5. November 2021 | 37.120 | 154 | 169,9 | 1,11 | 2332 (+106) |
Der Vergleich der Corona-Parameter vom 5. November 2020 und 2021 zeigt: Fast alle relevanten Daten liegen in diesem Jahr höher. Einzig: Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschlands Krankenhäusern ist derzeit etwas niedriger.
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Corona: Was im vergangenen Herbst anders war
Warum die Zahlen im Herbst 2021 höher liegen, kann an verschiedenen Faktoren liegen. Mittlerweile herrscht hierzulande die deutlich ansteckendere Delta-Variante vor. Das Virus überträgt sich dadurch schneller. Hinzu kommt, dass es im vergangenen Herbst deutlich strengere Corona-Maßnahmen gab. Fast überall waren Bars, Restaurants und Veranstaltungsorte dicht. Das verlangsamte offenbar die Ausbreitung des Coronavirus. Aktuell sind diese Orte größtenteils wieder geöffnet.
Außerdem nimmt der Schutz durch die Corona-Impfung über die Zeit ab. Auch deshalb drängen immer mehr Experten auf eine schnelle Kampagne für Booster-Impfungen. „Wenn die vollständige Impfung – also in der Regel zwei Impfungen – länger als sechs Monate her ist, sehen wir immer mehr Impfdurchbrüche, gerade bei Älteren“, sagte am Donnerstag Kanzleramtschef Helge Braun gegenüber „Bild“.
Drosten: Wie Deutschland die Corona-Lage nun in den Griff bekommen kann
Auf Twitter postete Christian Drosten derweil neue Grafiken, die zeigen sollen, was es jetzt braucht um den Anstieg der Corona-Zahlen hierzulande abzuschwächen. Die Darstellung vergleichen die Daten von Großbritannien und Deutschland verglichen. Die Impfquote sei in beiden Ländern etwa gleich hoch, schreibt der Virologe, jedoch gebe es in Großbritannien deutlich mehr Genesene und in Folge einer Corona-Infektion Verstorbene. Dort rücke eine Beruhigung der Lage in Reichweite.
Drosten sieht zwei Wege für Deutschland, das ebenfalls zu erreichen: Entweder eine ähnliche Zahl an Infektionen (und damit Verstorbenen) oder diese Zahl durch Impfungen auszugleichen – also die Impflücke zu schließen.
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